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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 119, Hamburg, 28. Juli 1789.

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[Spaltenumbruch] angekommen, ob man gleich seine Ankunft täglich er-
wartet. Erst nach der Zurückkunft desselben wird der
König seine neuen Minister ernennen. (Die in eini-
gen unsrer Bülletins befindliche Anekdote, daß ein be-
trunkener Kanonier den König auf dem Stadthause mit
seinem Säbel Furcht eingejagt hätte, ist, so wie meh-
rere, ungegründet. Jn einem dieser Bülletins steht
auch, Herr Moreau habe in seiner Rede an den König
gesagt: Ein gottloses Ministerium hat sich unterfan-
gen, die Nation zu lästern, welche ihren Monarchen
anbetet, und welche empfindet, daß er nur in so fern
glücklich seyn kann, als er die öffentliche Glückseligkeit
vestgesetzt hat. -- Der Monarch habe hierauf dem
Herrn Bailly gesagt, daß nicht die Minister ihn diesen
bösen Rath gegeben hätten. Die ganze Anekdote ver-
dient noch Bestätigung.)

Am Freytag Abend waren unsere Straßen erleuchtet.

Jch muß noch bemerken, daß bey der Einnahme der
Bastille wirklich nur 27 Mann, theils Königl. Truppen,
die National-Truppen geworden, theils bürgerliche
Truppen getödtet worden. Unsere Bülletinsschreiber
haben die Zahl weit höher angesetzt. Auch muß ich
der Gefahr noch gedenken, in welcher sich an diesem
Tage der Prinz von Montbarry, ehemaliger Kriegs-
minister, und seine Gemahlinn befanden. Jhr Hotel
ist in dem eingeschlossenen Bezirk des Arsenals, und
während dem Tumult nahmen sie, aus Furcht wegen
übler Behandlung, einen Wagen, worinn sie stiegen,
und die Thüren zumachten. Der Wagen ward ange-
halten, und da man in selbigem den Prinzen mit dem
blauen Bande sah, mußte er aussteigen. Man wollte
ihn schon, als einen Feind des Vaterlands, umbringen,
aber seine Gemahlinn vermochte durch ihre dringende
Bitten, daß man ihn wieder in den Wagen setzte,
worauf man sie nach dem Stadthause brachte. Als
sie daselbst ankamen, sahen sie den Prevot der Kauf-
leute, den Gouverneur der Bastille, und noch andere
massacrirt. Der Prinz mußte aussteigen. Er war so
erschrocken, daß er nicht reden konnte. Der Marquis
de la Salle, welcher die bürgerliche Miliz comman-
dirte, befand sich auf der Treppe des Stadthauses; er
begab sich zum Prinzen, fragte ihn, worinn sein Ver-
brechen bestünde, und rechtfertigte ihn. Aber alles
war umsonst. Hierauf stellte er ihn hinter sich, und
sagte, er würde nicht zugeben, daß man ihn umbringe;
aber das Volk bestand auf seinen Vorsatz, und er würde
gewiß aufgeopfert worden seyn, hätte er nicht seine
Besinnungskraft wieder erhaten. Er trat also vor,
und hielt folgende Anrede an das Volk: "Meine Mit-
bürger! (Denn ich halte es für meinen Ruhm, es zu
seyn,) Jhr wollt mich aufopfern, mich, der ich in der
Person meines Sohns, des Fürsten von St. Mauris,
die glückliche Revolution dieses Tages angefangen habe,
mich, der ich ihm diese Gesinnungen eingeflößt habe.
Jst es Euch unbekannt, daß er es ist, der in der Fran-
chen Comte sich so sehr in der Versammlung des Adels
für das allgemeine Wohl ausgezeichnet hat? Jst dies
das Verbrechen, weshalb Jhr mich aufopfern wollet?
Nein. Aber vielleicht sind es diese Ehrenzeichen, wo
mit ich bekleidet bin. Hier sind sie, (indem er das
blaue Band abriß) ich gebe ihn mit Vergnügen diesem
braven Grenadier, der ihn so sehr verdient hat."
[Spaltenumbruch] (Dies war der Grenadier, der zuerst Sturm gegen
die Bastille gelaufen.) Diese Anrede beruhigte das
Volk, welches rief: Es lebe der Prinz von Montbarry.
Man ließ ihn hierauf auf das Stadthaus kommen,
wo er sich ferner von seinem Schreck erholte.

Jn verschiedenen Quartieren, besonders in der Vor-
stadt St. Germain, begaben sich die Chess der Bür-
gerwache zu den Ambassadeurs und fremden Gesandten,
um ihnen eine Wache und alle Sicherheit für ihren
Charakter anzubieten, die sie aber nicht verlangten.
Bloß der Oesterreichische Ambassadeur hat eine Bür-
gerwache angenommen. Don Fernan Nunhes, Am-
bassadeur des Königs von Spanien, verlangte am Don-
nerstage, da man alle diejenigen, die aus der Stadt
fuhren, anhielt, eine Bürgerwache, weil er nach Ver-
sailles reisete, um dem Könige die Geburt einer Prin-
zeßinn bekannt zu machen, wovon die Königinn von
Spanien entbunden ist. Die Bürgerwache begleitete
den Ambassadeur nach Versailles.

Der umgekommene Prevot der Kaufleute, Herr von
Flesselles, hat es gewußt, daß in der Nacht vom
Dienstag auf den Mittewochen die Königl. Truppen
nach Paris kommen, und sich der Stadt bemächtigen
sollten, und er hatte sich anheischig gemacht, Unord-
nung und Verwirrung unter den bürgerlichen Truppen
zu erregen. Aber zwey Dinge vereitelten seinen Vor-
satz: 1) Die Einnahme des Jnvalidenhauses und der
Bastille. 2) Schon vom Dienstag Morgen an ver-
sammelte der Marschall von Broglio die vornehmsten
Officiers seiner Armee, sagte ihnen, daß er sich auf
sie und auf die von ihnen commandirten Truppen
bey einer Expedition verließe, welche die Ruhe in
Paris herstellen, und die Königl. Gewalt daselbst wie-
der vestsetzen sollte. Die Officiers antworteten ihm,
daß sie, was sie selbst anbeträfe, ihre Pflicht thun wür-
den, daß sie aber für das Betragen der Soldaten nicht
stehen könnten. Von dieser Zeit an sahe der Marschall
von Broglio schon ein, daß er nichts ausrichten würde,
und die Begebenheiten des Dienstags bestärkten ihn
völlig in seinen Gedanken. Die Officiers hatten sehr
Recht, zu sagen, daß sie für die Soldaten nicht stehen
könnten, weil man gleich darauf sahe, wie ganze Com-
pagnien von Französischen Regimentern, Schweizer,
und selbst einige von der Schweizergarde, besonders
die Grenadiers, ihre Fahnen verließen, und sich mit
den bürgerlichen Truppen vereinigten. Nur die Hu-
saren und das Regiment Cavallerie, Royal Allemand,
thaten es nicht. Die Stadt hat den Sold für jeden
der Soldaten, welche von den Truppen zu den Bür-
gern übergegangen sind, täglich auf 20 Sous bestimmt.
Sie bezahlt überdies noch jedem Arbeiter oder Künstler,
den sie gebraucht, täglich 3 Livres. Außer den frey-
willigen Beyträgen, die zu diesen Kosten gebraucht
werden, hat die Stadt noch beschlossen, daß jeder Bür-
ger, außer dem jährlichen Kopfgelde, die halbe Summe
dieses Kopfgeldes zu den gedachten Kosten noch beytra-
gen soll. Uebrigens hat die Stadt noch beschlossen,
zur Gutmachung der Kosten bey den gegenwärtigen
Umständen eine Anleihe von 3 Millionen Livres zu
machen, die in einem Jahr durch eine Lotterie wieder
bezahlt werden sollen, und von welcher jedes Billet
600 Livres kosten wird. Man weiß schon im voraus,

[Spaltenumbruch] angekommen, ob man gleich ſeine Ankunft taͤglich er-
wartet. Erſt nach der Zuruͤckkunft deſſelben wird der
Koͤnig ſeine neuen Miniſter ernennen. (Die in eini-
gen unſrer Buͤlletins befindliche Anekdote, daß ein be-
trunkener Kanonier den Koͤnig auf dem Stadthauſe mit
ſeinem Saͤbel Furcht eingejagt haͤtte, iſt, ſo wie meh-
rere, ungegruͤndet. Jn einem dieſer Buͤlletins ſteht
auch, Herr Moreau habe in ſeiner Rede an den Koͤnig
geſagt: Ein gottloſes Miniſterium hat ſich unterfan-
gen, die Nation zu laͤſtern, welche ihren Monarchen
anbetet, und welche empfindet, daß er nur in ſo fern
gluͤcklich ſeyn kann, als er die oͤffentliche Gluͤckſeligkeit
veſtgeſetzt hat. — Der Monarch habe hierauf dem
Herrn Bailly geſagt, daß nicht die Miniſter ihn dieſen
boͤſen Rath gegeben haͤtten. Die ganze Anekdote ver-
dient noch Beſtaͤtigung.)

Am Freytag Abend waren unſere Straßen erleuchtet.

Jch muß noch bemerken, daß bey der Einnahme der
Baſtille wirklich nur 27 Mann, theils Koͤnigl. Truppen,
die National-Truppen geworden, theils buͤrgerliche
Truppen getoͤdtet worden. Unſere Buͤlletinsſchreiber
haben die Zahl weit hoͤher angeſetzt. Auch muß ich
der Gefahr noch gedenken, in welcher ſich an dieſem
Tage der Prinz von Montbarry, ehemaliger Kriegs-
miniſter, und ſeine Gemahlinn befanden. Jhr Hotel
iſt in dem eingeſchloſſenen Bezirk des Arſenals, und
waͤhrend dem Tumult nahmen ſie, aus Furcht wegen
uͤbler Behandlung, einen Wagen, worinn ſie ſtiegen,
und die Thuͤren zumachten. Der Wagen ward ange-
halten, und da man in ſelbigem den Prinzen mit dem
blauen Bande ſah, mußte er ausſteigen. Man wollte
ihn ſchon, als einen Feind des Vaterlands, umbringen,
aber ſeine Gemahlinn vermochte durch ihre dringende
Bitten, daß man ihn wieder in den Wagen ſetzte,
worauf man ſie nach dem Stadthauſe brachte. Als
ſie daſelbſt ankamen, ſahen ſie den Prevot der Kauf-
leute, den Gouverneur der Baſtille, und noch andere
maſſacrirt. Der Prinz mußte ausſteigen. Er war ſo
erſchrocken, daß er nicht reden konnte. Der Marquis
de la Salle, welcher die buͤrgerliche Miliz comman-
dirte, befand ſich auf der Treppe des Stadthauſes; er
begab ſich zum Prinzen, fragte ihn, worinn ſein Ver-
brechen beſtuͤnde, und rechtfertigte ihn. Aber alles
war umſonſt. Hierauf ſtellte er ihn hinter ſich, und
ſagte, er wuͤrde nicht zugeben, daß man ihn umbringe;
aber das Volk beſtand auf ſeinen Vorſatz, und er wuͤrde
gewiß aufgeopfert worden ſeyn, haͤtte er nicht ſeine
Beſinnungskraft wieder erhaten. Er trat alſo vor,
und hielt folgende Anrede an das Volk: “Meine Mit-
buͤrger! (Denn ich halte es fuͤr meinen Ruhm, es zu
ſeyn,) Jhr wollt mich aufopfern, mich, der ich in der
Perſon meines Sohns, des Fuͤrſten von St. Mauris,
die gluͤckliche Revolution dieſes Tages angefangen habe,
mich, der ich ihm dieſe Geſinnungen eingefloͤßt habe.
Jſt es Euch unbekannt, daß er es iſt, der in der Fran-
chen Comté ſich ſo ſehr in der Verſammlung des Adels
fuͤr das allgemeine Wohl ausgezeichnet hat? Jſt dies
das Verbrechen, weshalb Jhr mich aufopfern wollet?
Nein. Aber vielleicht ſind es dieſe Ehrenzeichen, wo
mit ich bekleidet bin. Hier ſind ſie, (indem er das
blaue Band abriß) ich gebe ihn mit Vergnuͤgen dieſem
braven Grenadier, der ihn ſo ſehr verdient hat.”
[Spaltenumbruch] (Dies war der Grenadier, der zuerſt Sturm gegen
die Baſtille gelaufen.) Dieſe Anrede beruhigte das
Volk, welches rief: Es lebe der Prinz von Montbarry.
Man ließ ihn hierauf auf das Stadthaus kommen,
wo er ſich ferner von ſeinem Schreck erholte.

Jn verſchiedenen Quartieren, beſonders in der Vor-
ſtadt St. Germain, begaben ſich die Cheſs der Buͤr-
gerwache zu den Ambaſſadeurs und fremden Geſandten,
um ihnen eine Wache und alle Sicherheit fuͤr ihren
Charakter anzubieten, die ſie aber nicht verlangten.
Bloß der Oeſterreichiſche Ambaſſadeur hat eine Buͤr-
gerwache angenommen. Don Fernan Nunhes, Am-
baſſadeur des Koͤnigs von Spanien, verlangte am Don-
nerſtage, da man alle diejenigen, die aus der Stadt
fuhren, anhielt, eine Buͤrgerwache, weil er nach Ver-
ſailles reiſete, um dem Koͤnige die Geburt einer Prin-
zeßinn bekannt zu machen, wovon die Koͤniginn von
Spanien entbunden iſt. Die Buͤrgerwache begleitete
den Ambaſſadeur nach Verſailles.

Der umgekommene Prevot der Kaufleute, Herr von
Fleſſelles, hat es gewußt, daß in der Nacht vom
Dienſtag auf den Mittewochen die Koͤnigl. Truppen
nach Paris kommen, und ſich der Stadt bemaͤchtigen
ſollten, und er hatte ſich anheiſchig gemacht, Unord-
nung und Verwirrung unter den buͤrgerlichen Truppen
zu erregen. Aber zwey Dinge vereitelten ſeinen Vor-
ſatz: 1) Die Einnahme des Jnvalidenhauſes und der
Baſtille. 2) Schon vom Dienſtag Morgen an ver-
ſammelte der Marſchall von Broglio die vornehmſten
Officiers ſeiner Armee, ſagte ihnen, daß er ſich auf
ſie und auf die von ihnen commandirten Truppen
bey einer Expedition verließe, welche die Ruhe in
Paris herſtellen, und die Koͤnigl. Gewalt daſelbſt wie-
der veſtſetzen ſollte. Die Officiers antworteten ihm,
daß ſie, was ſie ſelbſt anbetraͤfe, ihre Pflicht thun wuͤr-
den, daß ſie aber fuͤr das Betragen der Soldaten nicht
ſtehen koͤnnten. Von dieſer Zeit an ſahe der Marſchall
von Broglio ſchon ein, daß er nichts ausrichten wuͤrde,
und die Begebenheiten des Dienſtags beſtaͤrkten ihn
voͤllig in ſeinen Gedanken. Die Officiers hatten ſehr
Recht, zu ſagen, daß ſie fuͤr die Soldaten nicht ſtehen
koͤnnten, weil man gleich darauf ſahe, wie ganze Com-
pagnien von Franzoͤſiſchen Regimentern, Schweizer,
und ſelbſt einige von der Schweizergarde, beſonders
die Grenadiers, ihre Fahnen verließen, und ſich mit
den buͤrgerlichen Truppen vereinigten. Nur die Hu-
ſaren und das Regiment Cavallerie, Royal Allemand,
thaten es nicht. Die Stadt hat den Sold fuͤr jeden
der Soldaten, welche von den Truppen zu den Buͤr-
gern uͤbergegangen ſind, taͤglich auf 20 Sous beſtimmt.
Sie bezahlt uͤberdies noch jedem Arbeiter oder Kuͤnſtler,
den ſie gebraucht, taͤglich 3 Livres. Außer den frey-
willigen Beytraͤgen, die zu dieſen Koſten gebraucht
werden, hat die Stadt noch beſchloſſen, daß jeder Buͤr-
ger, außer dem jaͤhrlichen Kopfgelde, die halbe Summe
dieſes Kopfgeldes zu den gedachten Koſten noch beytra-
gen ſoll. Uebrigens hat die Stadt noch beſchloſſen,
zur Gutmachung der Koſten bey den gegenwaͤrtigen
Umſtaͤnden eine Anleihe von 3 Millionen Livres zu
machen, die in einem Jahr durch eine Lotterie wieder
bezahlt werden ſollen, und von welcher jedes Billet
600 Livres koſten wird. Man weiß ſchon im voraus,

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[[3]/0003] angekommen, ob man gleich ſeine Ankunft taͤglich er- wartet. Erſt nach der Zuruͤckkunft deſſelben wird der Koͤnig ſeine neuen Miniſter ernennen. (Die in eini- gen unſrer Buͤlletins befindliche Anekdote, daß ein be- trunkener Kanonier den Koͤnig auf dem Stadthauſe mit ſeinem Saͤbel Furcht eingejagt haͤtte, iſt, ſo wie meh- rere, ungegruͤndet. Jn einem dieſer Buͤlletins ſteht auch, Herr Moreau habe in ſeiner Rede an den Koͤnig geſagt: Ein gottloſes Miniſterium hat ſich unterfan- gen, die Nation zu laͤſtern, welche ihren Monarchen anbetet, und welche empfindet, daß er nur in ſo fern gluͤcklich ſeyn kann, als er die oͤffentliche Gluͤckſeligkeit veſtgeſetzt hat. — Der Monarch habe hierauf dem Herrn Bailly geſagt, daß nicht die Miniſter ihn dieſen boͤſen Rath gegeben haͤtten. Die ganze Anekdote ver- dient noch Beſtaͤtigung.) Am Freytag Abend waren unſere Straßen erleuchtet. Jch muß noch bemerken, daß bey der Einnahme der Baſtille wirklich nur 27 Mann, theils Koͤnigl. 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Don Fernan Nunhes, Am- baſſadeur des Koͤnigs von Spanien, verlangte am Don- nerſtage, da man alle diejenigen, die aus der Stadt fuhren, anhielt, eine Buͤrgerwache, weil er nach Ver- ſailles reiſete, um dem Koͤnige die Geburt einer Prin- zeßinn bekannt zu machen, wovon die Koͤniginn von Spanien entbunden iſt. Die Buͤrgerwache begleitete den Ambaſſadeur nach Verſailles. Der umgekommene Prevot der Kaufleute, Herr von Fleſſelles, hat es gewußt, daß in der Nacht vom Dienſtag auf den Mittewochen die Koͤnigl. Truppen nach Paris kommen, und ſich der Stadt bemaͤchtigen ſollten, und er hatte ſich anheiſchig gemacht, Unord- nung und Verwirrung unter den buͤrgerlichen Truppen zu erregen. Aber zwey Dinge vereitelten ſeinen Vor- ſatz: 1) Die Einnahme des Jnvalidenhauſes und der Baſtille. 2) Schon vom Dienſtag Morgen an ver- ſammelte der Marſchall von Broglio die vornehmſten Officiers ſeiner Armee, ſagte ihnen, daß er ſich auf ſie und auf die von ihnen commandirten Truppen bey einer Expedition verließe, welche die Ruhe in Paris herſtellen, und die Koͤnigl. Gewalt daſelbſt wie- der veſtſetzen ſollte. Die Officiers antworteten ihm, daß ſie, was ſie ſelbſt anbetraͤfe, ihre Pflicht thun wuͤr- den, daß ſie aber fuͤr das Betragen der Soldaten nicht ſtehen koͤnnten. Von dieſer Zeit an ſahe der Marſchall von Broglio ſchon ein, daß er nichts ausrichten wuͤrde, und die Begebenheiten des Dienſtags beſtaͤrkten ihn voͤllig in ſeinen Gedanken. Die Officiers hatten ſehr Recht, zu ſagen, daß ſie fuͤr die Soldaten nicht ſtehen koͤnnten, weil man gleich darauf ſahe, wie ganze Com- pagnien von Franzoͤſiſchen Regimentern, Schweizer, und ſelbſt einige von der Schweizergarde, beſonders die Grenadiers, ihre Fahnen verließen, und ſich mit den buͤrgerlichen Truppen vereinigten. Nur die Hu- ſaren und das Regiment Cavallerie, Royal Allemand, thaten es nicht. Die Stadt hat den Sold fuͤr jeden der Soldaten, welche von den Truppen zu den Buͤr- gern uͤbergegangen ſind, taͤglich auf 20 Sous beſtimmt. Sie bezahlt uͤberdies noch jedem Arbeiter oder Kuͤnſtler, den ſie gebraucht, taͤglich 3 Livres. Außer den frey- willigen Beytraͤgen, die zu dieſen Koſten gebraucht werden, hat die Stadt noch beſchloſſen, daß jeder Buͤr- ger, außer dem jaͤhrlichen Kopfgelde, die halbe Summe dieſes Kopfgeldes zu den gedachten Koſten noch beytra- gen ſoll. Uebrigens hat die Stadt noch beſchloſſen, zur Gutmachung der Koſten bey den gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden eine Anleihe von 3 Millionen Livres zu machen, die in einem Jahr durch eine Lotterie wieder bezahlt werden ſollen, und von welcher jedes Billet 600 Livres koſten wird. Man weiß ſchon im voraus,

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 119, Hamburg, 28. Juli 1789, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1192807_1789/3>, abgerufen am 21.11.2024.