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Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 131, Hamburg, 4. Juni 1832.

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Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei   tung
des Hamburgischen unpartheiischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1832.   Am Montage, den 4 Juni.
No. 131.



Verlegt von den Grundschen Erben.



[Beginn Spaltensatz]

Gestern, Abends um 10 Uhr, ist von Karlsruhe
eine Stafette an die Kreisregierung nach Mann-
heim gekommen, deren Jnhalt authentisch folgender
seyn soll: Die K. baierische Regierung hat das
Ministerial-Rescript vom 19 d. zurückgenommen --
aus der Ursache -- wie es heißt, weil Lord Grey's Re-
installirung erst später in München bekannt gewor-
den; künftig soll es daher Niemandem mehr ver-
wehrt seyn, auf das Hambacher Fest zu reisen, oder
demselben beizuwohnen. Alsbald nachdem diese Ver-
fügung kund geworden, entstand allgemeine Bewe-
gung, und eine Masse von Leuten machte sich nach
Neustadt, Türkheim und Homburg auf den Weg.
Es erklärt sich jetzt nach allem Vorhandenen immer
mehr, daß das Fest auf Hambach zu einem wahren
Nationalfeste eingerichtet und nichts unterlassen
worden ist, um das Jnteresse aller süd- und mittel-
deutschen Bevölkerungen für dasselbe zu gewinnen.
Aus Kurhessen, aus Nassau, Rheinpreußen und Hes-
sen strömen die Bürger in Schaaren dahin. Aus
Mainz allein, der Bundesfestung, erschien ein Zug
von 400 vereinigten Bürgern. Die Zahl der aus
Frankfurt, Baden und Würtemberg Abgegangenen
und Abgehenden kann mit Bestimmtheit noch nicht
angegeben werden. Aus Nürnberg und Baireuth
sollen besonders viele Menschen hingezogen seyn;
auch Franzosen und Polen, namentlich aus Straß-
burg und dem übrigen Elsaß, erwartet man als
Gäste zu Hambach. Ueber die Namen der franzö-
sischen Deputirten, welche ebenfalls erscheinen sollen,
ist noch nichts bestimmt. Jm Augenblicke erfährt
man, daß mehrere Wagen voll Studirender aus
Freiburg in Mannheim eingetroffen sind, um sich
den 300 Heidelberger Brüdern, welche bereits dahin
abgegangen, zum allgemeinen deutschen Volks- und
Einheitsfeste anzuschließen. Es soll ein großer ge-
[Spaltenumbruch] regelter Zug von Mannheim aus nach Hambach ver-
anstaltet seyn. Jm Ganzen ist es ein feltsames
Spiel, welches die Parteien unter und mit sich trei-
ben; der Himmel weiß, was aus dem wunderlichen
Chaos werden soll. Alle Geschäfte stocken, und Nie-
mand denkt an die Arbeit. Die Politik verschlingt
Alles.


Die Feier des deutschen Maifestes hat schon heute,
am Vorabende, ihren Anfang gehabt. Es war über-
raschend, auf den nach allen Seiten hin zuführenden
Chausseen große Züge von Männerschaaren auf un-
zähligen Wagen und Chaisen unsrer Stadt sich nä-
hern zu sehen. Jeder ankommende Zug wurde mit
freudigem Jubel begrüßt. Die Wagen waren mit
frischem Laub bedeckt. Dreifarbige Fahnen flatter-
ten an der Spitze der Züge. Heute um 3 Uhr war
schon keine Unterkunft mehr in den Gasthäusern
zu finden. Es war jedoch die schöne Vorkehrung
getroffen, daß die Fremden mit der größten Bereit-
willigkeit in Privatwohnungen aufgenommen werden
konnten. Das Schloß Hambach war heute schon
über und über mit Menschen bedeckt. Alles ist auf
das Trefflichste daselbst angeordnet. Ringsum ist
die herrliche, einen ungeheuren Umfang bildende
Ruine des alten Schlosses mit frischen Laubkränzen
umhangen. Der ganze Berg ist mit Zelten und
Trinkgelagen bestellt, und auf der höchsten Spitze
des alten Schloßthurmes weht die dreifarbige Na-
tionalfahne (Schwarz, Roth und Gold). So eben
brennt ein großes Freudenfeuer auf dem Schlosse;
es ist schon sp[ä]t in der Nacht. Morgen um 9 Uhr
geht die ungeheure Volksmasse in feierlichem Zuge
auf das Schloß.


Am 27 d. feierte man, sowohl in Alt- als in

Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei   tung
des Hamburgiſchen unpartheiiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1832.   Am Montage, den 4 Juni.
No. 131.



Verlegt von den Grundſchen Erben.



[Beginn Spaltensatz]

Geſtern, Abends um 10 Uhr, iſt von Karlsruhe
eine Stafette an die Kreisregierung nach Mann-
heim gekommen, deren Jnhalt authentiſch folgender
ſeyn ſoll: Die K. baieriſche Regierung hat das
Miniſterial-Reſcript vom 19 d. zurückgenommen —
aus der Urſache — wie es heißt, weil Lord Grey’s Re-
inſtallirung erſt ſpäter in München bekannt gewor-
den; künftig ſoll es daher Niemandem mehr ver-
wehrt ſeyn, auf das Hambacher Feſt zu reiſen, oder
demſelben beizuwohnen. Alsbald nachdem dieſe Ver-
fügung kund geworden, entſtand allgemeine Bewe-
gung, und eine Maſſe von Leuten machte ſich nach
Neuſtadt, Türkheim und Homburg auf den Weg.
Es erklärt ſich jetzt nach allem Vorhandenen immer
mehr, daß das Feſt auf Hambach zu einem wahren
Nationalfeſte eingerichtet und nichts unterlaſſen
worden iſt, um das Jntereſſe aller ſüd- und mittel-
deutſchen Bevölkerungen für daſſelbe zu gewinnen.
Aus Kurheſſen, aus Naſſau, Rheinpreußen und Heſ-
ſen ſtrömen die Bürger in Schaaren dahin. Aus
Mainz allein, der Bundesfeſtung, erſchien ein Zug
von 400 vereinigten Bürgern. Die Zahl der aus
Frankfurt, Baden und Würtemberg Abgegangenen
und Abgehenden kann mit Beſtimmtheit noch nicht
angegeben werden. Aus Nürnberg und Baireuth
ſollen beſonders viele Menſchen hingezogen ſeyn;
auch Franzoſen und Polen, namentlich aus Straß-
burg und dem übrigen Elſaß, erwartet man als
Gäſte zu Hambach. Ueber die Namen der franzö-
ſiſchen Deputirten, welche ebenfalls erſcheinen ſollen,
iſt noch nichts beſtimmt. Jm Augenblicke erfährt
man, daß mehrere Wagen voll Studirender aus
Freiburg in Mannheim eingetroffen ſind, um ſich
den 300 Heidelberger Brüdern, welche bereits dahin
abgegangen, zum allgemeinen deutſchen Volks- und
Einheitsfeſte anzuſchließen. Es ſoll ein großer ge-
[Spaltenumbruch] regelter Zug von Mannheim aus nach Hambach ver-
anſtaltet ſeyn. Jm Ganzen iſt es ein feltſames
Spiel, welches die Parteien unter und mit ſich trei-
ben; der Himmel weiß, was aus dem wunderlichen
Chaos werden ſoll. Alle Geſchäfte ſtocken, und Nie-
mand denkt an die Arbeit. Die Politik verſchlingt
Alles.


Die Feier des deutſchen Maifeſtes hat ſchon heute,
am Vorabende, ihren Anfang gehabt. Es war über-
raſchend, auf den nach allen Seiten hin zuführenden
Chauſſeen große Züge von Männerſchaaren auf un-
zähligen Wagen und Chaiſen unſrer Stadt ſich nä-
hern zu ſehen. Jeder ankommende Zug wurde mit
freudigem Jubel begrüßt. Die Wagen waren mit
friſchem Laub bedeckt. Dreifarbige Fahnen flatter-
ten an der Spitze der Züge. Heute um 3 Uhr war
ſchon keine Unterkunft mehr in den Gaſthäuſern
zu finden. Es war jedoch die ſchöne Vorkehrung
getroffen, daß die Fremden mit der größten Bereit-
willigkeit in Privatwohnungen aufgenommen werden
konnten. Das Schloß Hambach war heute ſchon
über und über mit Menſchen bedeckt. Alles iſt auf
das Trefflichſte daſelbſt angeordnet. Ringsum iſt
die herrliche, einen ungeheuren Umfang bildende
Ruine des alten Schloſſes mit friſchen Laubkränzen
umhangen. Der ganze Berg iſt mit Zelten und
Trinkgelagen beſtellt, und auf der höchſten Spitze
des alten Schloßthurmes weht die dreifarbige Na-
tionalfahne (Schwarz, Roth und Gold). So eben
brennt ein großes Freudenfeuer auf dem Schloſſe;
es iſt ſchon ſp[ä]t in der Nacht. Morgen um 9 Uhr
geht die ungeheure Volksmaſſe in feierlichem Zuge
auf das Schloß.


Am 27 d. feierte man, ſowohl in Alt- als in

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[[1]/0001] Staats und [Abbildung] Gelehrte Zei tung des Hamburgiſchen unpartheiiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1832. Am Montage, den 4 Juni. No. 131. Verlegt von den Grundſchen Erben. Heidelberg, den 25 Mai. Geſtern, Abends um 10 Uhr, iſt von Karlsruhe eine Stafette an die Kreisregierung nach Mann- heim gekommen, deren Jnhalt authentiſch folgender ſeyn ſoll: Die K. baieriſche Regierung hat das Miniſterial-Reſcript vom 19 d. zurückgenommen — aus der Urſache — wie es heißt, weil Lord Grey’s Re- inſtallirung erſt ſpäter in München bekannt gewor- den; künftig ſoll es daher Niemandem mehr ver- wehrt ſeyn, auf das Hambacher Feſt zu reiſen, oder demſelben beizuwohnen. Alsbald nachdem dieſe Ver- fügung kund geworden, entſtand allgemeine Bewe- gung, und eine Maſſe von Leuten machte ſich nach Neuſtadt, Türkheim und Homburg auf den Weg. Es erklärt ſich jetzt nach allem Vorhandenen immer mehr, daß das Feſt auf Hambach zu einem wahren Nationalfeſte eingerichtet und nichts unterlaſſen worden iſt, um das Jntereſſe aller ſüd- und mittel- deutſchen Bevölkerungen für daſſelbe zu gewinnen. Aus Kurheſſen, aus Naſſau, Rheinpreußen und Heſ- ſen ſtrömen die Bürger in Schaaren dahin. Aus Mainz allein, der Bundesfeſtung, erſchien ein Zug von 400 vereinigten Bürgern. Die Zahl der aus Frankfurt, Baden und Würtemberg Abgegangenen und Abgehenden kann mit Beſtimmtheit noch nicht angegeben werden. Aus Nürnberg und Baireuth ſollen beſonders viele Menſchen hingezogen ſeyn; auch Franzoſen und Polen, namentlich aus Straß- burg und dem übrigen Elſaß, erwartet man als Gäſte zu Hambach. Ueber die Namen der franzö- ſiſchen Deputirten, welche ebenfalls erſcheinen ſollen, iſt noch nichts beſtimmt. Jm Augenblicke erfährt man, daß mehrere Wagen voll Studirender aus Freiburg in Mannheim eingetroffen ſind, um ſich den 300 Heidelberger Brüdern, welche bereits dahin abgegangen, zum allgemeinen deutſchen Volks- und Einheitsfeſte anzuſchließen. Es ſoll ein großer ge- regelter Zug von Mannheim aus nach Hambach ver- anſtaltet ſeyn. Jm Ganzen iſt es ein feltſames Spiel, welches die Parteien unter und mit ſich trei- ben; der Himmel weiß, was aus dem wunderlichen Chaos werden ſoll. Alle Geſchäfte ſtocken, und Nie- mand denkt an die Arbeit. Die Politik verſchlingt Alles. Neuſtadt an der Hardt (Rheinbaiern), den 26 Mai. Die Feier des deutſchen Maifeſtes hat ſchon heute, am Vorabende, ihren Anfang gehabt. Es war über- raſchend, auf den nach allen Seiten hin zuführenden Chauſſeen große Züge von Männerſchaaren auf un- zähligen Wagen und Chaiſen unſrer Stadt ſich nä- hern zu ſehen. Jeder ankommende Zug wurde mit freudigem Jubel begrüßt. Die Wagen waren mit friſchem Laub bedeckt. Dreifarbige Fahnen flatter- ten an der Spitze der Züge. Heute um 3 Uhr war ſchon keine Unterkunft mehr in den Gaſthäuſern zu finden. Es war jedoch die ſchöne Vorkehrung getroffen, daß die Fremden mit der größten Bereit- willigkeit in Privatwohnungen aufgenommen werden konnten. Das Schloß Hambach war heute ſchon über und über mit Menſchen bedeckt. Alles iſt auf das Trefflichſte daſelbſt angeordnet. Ringsum iſt die herrliche, einen ungeheuren Umfang bildende Ruine des alten Schloſſes mit friſchen Laubkränzen umhangen. Der ganze Berg iſt mit Zelten und Trinkgelagen beſtellt, und auf der höchſten Spitze des alten Schloßthurmes weht die dreifarbige Na- tionalfahne (Schwarz, Roth und Gold). So eben brennt ein großes Freudenfeuer auf dem Schloſſe; es iſt ſchon ſpät in der Nacht. Morgen um 9 Uhr geht die ungeheure Volksmaſſe in feierlichem Zuge auf das Schloß. Neuſtadt an der Hardt, den 28 Mai. Am 27 d. feierte man, ſowohl in Alt- als in

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-09-26T13:06:02Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 131, Hamburg, 4. Juni 1832, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1310406_1832/1>, abgerufen am 21.11.2024.