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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 133, Hamburg, 21. August 1789.

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[Spaltenumbruch] mee mit den Pohlnischen Einwohnern contrahirte Ge-
traide bis an die Grenze oder bis in das Rußische
Lager geführt werden solle, ließen sich hierüber ver-
schiedene Meynungen hören, und die Debatten dauer-
ten 8 Stunden. Der Theil, welcher die Aussuhr nicht
erlauben wollte, behauptete, daß daraus großes Unglück
fürs Land zu befürchten stünde, sowol in Betreff der
Verletzung der Neutralität, als durch Einführung der
Pest, die in den dortigen Gegenden graßiren soll, und
durch Aussetzung der Pohlnischen Unterthanen, daß sie
nicht zurück gelassen, oder gar zu einem in Pohlen an-
zurichtenden Aufstande aufgemuntert werden möchten,
wovon in den vorigen Kriegen manche Beyspiele auf-
zuweisen wären. Der Gegentheil behauptete, daß die
Neutralität dadurch nicht verletzt werden könnte, weil
nicht die Landes Regierung, sondern Privat Personen
kraft geschlossener Contracte, ihre Producte ausführen
und verkaufen wollen; daß die Freyheit des Landes
darunter leiden würde, und besonders die an der
Grenze liegende Woywodschaften, wenn ihnen in ihrem
Handel Hindernisse in den Weg gelegt werden sollen.
Wenn eine ansteckende Krankheit oder die Pest zu be-
fürchten stünde, müsse das Quarantainehalten anbefoh-
len werden, und für die Zurückkehr der Bauern könne
auch gesorgt werden, wenn man sich auf der Grenze
über die herausfahrenden Bauern Reverse geben ließe.
Nach langem Streit kam es zum Turniren, ob die
Transport-Fuhren derjenigen, die sich durch Contracte
anheischig gemacht haben, ihre Produkte zu liefern,
über die Grenze gelassen werden solle oder nicht? Nach
geschehener Stimmensammlung zählte man 41 Stim-
men dafür und 26 dagegen; in den geheimen Votis
zählte man 36 dafür und 30 dagegen.

Jn der 137sten Seßion ward noch über 5 Stunden
lang über diese Materie gesprochen, und man suchte
durch verschiedene Zusätze die neulich beliebte Constitu-
tion in Ansehung der Ausfuhr der einheimischen Pro-
ducte ins Rußische Lager zu erschweren; man wollte,
daß die gemachten Contracte producirt werden möch-
ten; ferner, daß eine hinlängliche Caution in Ansehung
der Zurückkehr der Pohlnischen Bauern gestellt werden
möchte. Da sich dieser Streit in die Länge zog, ward
die Seßion solvirt.

Künftigen Sonnabend reiset der an diesem Hofe
accreditirte Preußische Minister, Herr von Luechesini,
von hier nach Breslau zum Könige.

Der Rußische General en Chef, Freyherr von Elmpt,
welcher dem Reiche 40 Jahre mit Ruhm gedient hat,
verlohr im vorigen Feldzug durch einen Kanonenschuß,
der ihm nahe am Kopf vorbeygieng, fast völlig sein
Gehör. Er bat deshalb um seine Entlassung. Die
Kayserinn wollte einen so erfahrnen General nicht
gerne verlieren, und da sich das Gehör desselben zum
Theil wieder einfand, so entschloß er sich, im Dienste
zu bleiben, und übernahm wieder das Commando über
das Corps, welches er im vorigen Jahre geführt hat.
Jndessen vernimmt man, daß der Fürst Potemkin,
welcher sich damals noch in Cherson befand, geschrie-
ben hat, daß er ihm kein Commando geben könne,
weil er in keiner Repartition angestellt sey, worauf
der General von Elmpt zu seiner Familie abgereiset
ist, welche sich jetzt in Riga befindet.


[Spaltenumbruch]

Den 10ten wird die Haupt-Armee von Weißkirchen
und Panczowa aufbrechen, um, wie man versichert,
die Belagerung von Belgrad zu decken, die alsdenn
mit Ernst angefangen werden soll, und wozu eine un-
glaubliche Menge von schwerer Artillerie in Bereit-
schaft gehalten wird.

Der Kayser hat dem Feldmarschall von Haddick durch
ein gnädiges Handschreiben das Verlangen zu erkennen
gegeben, denselben zur bessern Herstellung seiner Ge-
sundheit in Wien zu sehen. Es hat deshalb der Herr
General-Feldmarschall bereits seine Reise unter den
Segnungen des ganzen Kriegsheeres nach Futtack an-
getreten. Der Feldmarschall, Freyherr von Laudon,
kömmt nun als Generalißimus der ganzen Kayserl.
Königl. Armee
mit 8 Bataillons nach Semlin, und
der General-Feldzeugmeister, Freyherr von Rouvroy,
oder, wie andere wollen, der Graf von Wallis, über-
nimmt das Commando in Croatien, jenes im Bannat
aber der General-Feldzeugmeister, Graf Colloredo.
Der Waffenstillstand ist nunmehr auch aufgekündiget
worden.


Aus Finnland haben wir die Nachricht, daß der
König sein Hauptquartier zu Kymenegard, einem alten
Schwedischen Krongut in dem Rußischen Finnland,
aufgeschlagen hat. Es liegt auf einer Jnsel zwischen
2 Aesten von dem Ausflusse des Kymenestroms, und
hat auf der einen Seite den Paß Sutula, und auf
der andern den Paß Högfors, die beyde von uns be-
vestigt worden. Jn dieser Position wartet nun der
König auf die aus Schweden nach der Hand ankom-
menden neuen Truppen, und muß die erste von hier
abgegangene Division von 3000 Mann schon da seyn,
weil man hier bereits seit mehreren Tagen Nachricht
von ihrer Debarkirung bey Ekenäs hat. Die zweyte
Division wird auch nun debarkiret seyn, denn die letzte
Nachricht war von ihrer Ankunft in den Finnischen
Scheeren. Neue Embarkirungs-Truppen langen noch
täglich hier an, und ein neues Corps Dragoner, eben
so wie das neue Cosacken-Corps, exercieren hier alle
Tage bey Friedrichshof.

Aus Carlscrona wird gemeldet, daß sich der Herzog
von Südermannland daselbst mit der Flotte noch be-
finde. Unter den Matrosen derselben sind viele Kranke.
Das allda niedergesetzte Kriegsgericht zur Untersuchung
des Betragens des Vice-Admirals Liljehorn besteht aus
dem Grafen Wrangel, welcher Präsident desselben ist,
aus dem Obersten Modec, und den Oberst-Lieutenants
Ruke, Hißingsköld und Armeen. Es wird auf der
Fregatte Hector gehalten. Der Herzog hat dem Ober-
ster Enesköld das Commando über die Avantgarde der
Flotte anvertraut, welches der Vice-Amiral Liljehorn
gehabt hatte.

Se. Excellenz, der Reichsdrost, Graf Wachtmeister,
ist Kanzler der Universität zu Land geworden.

Der Präsident, Graf Munck, Mitglied der hohen
Regierung, ist in öffentlichen Angelegenheiten nach
Carlskrona verreiset gewesen, nun aber wieder zurück.

Der neue Englische Minister, Herr Lißon, ist an-
gekommen.


[Spaltenumbruch] mee mit den Pohlniſchen Einwohnern contrahirte Ge-
traide bis an die Grenze oder bis in das Rußiſche
Lager gefuͤhrt werden ſolle, ließen ſich hieruͤber ver-
ſchiedene Meynungen hoͤren, und die Debatten dauer-
ten 8 Stunden. Der Theil, welcher die Ausſuhr nicht
erlauben wollte, behauptete, daß daraus großes Ungluͤck
fuͤrs Land zu befuͤrchten ſtuͤnde, ſowol in Betreff der
Verletzung der Neutralitaͤt, als durch Einfuͤhrung der
Peſt, die in den dortigen Gegenden graßiren ſoll, und
durch Ausſetzung der Pohlniſchen Unterthanen, daß ſie
nicht zuruͤck gelaſſen, oder gar zu einem in Pohlen an-
zurichtenden Aufſtande aufgemuntert werden moͤchten,
wovon in den vorigen Kriegen manche Beyſpiele auf-
zuweiſen waͤren. Der Gegentheil behauptete, daß die
Neutralitaͤt dadurch nicht verletzt werden koͤnnte, weil
nicht die Landes Regierung, ſondern Privat Perſonen
kraft geſchloſſener Contracte, ihre Producte ausfuͤhren
und verkaufen wollen; daß die Freyheit des Landes
darunter leiden wuͤrde, und beſonders die an der
Grenze liegende Woywodſchaften, wenn ihnen in ihrem
Handel Hinderniſſe in den Weg gelegt werden ſollen.
Wenn eine anſteckende Krankheit oder die Peſt zu be-
fuͤrchten ſtuͤnde, muͤſſe das Quarantainehalten anbefoh-
len werden, und fuͤr die Zuruͤckkehr der Bauern koͤnne
auch geſorgt werden, wenn man ſich auf der Grenze
uͤber die herausfahrenden Bauern Reverſe geben ließe.
Nach langem Streit kam es zum Turniren, ob die
Tranſport-Fuhren derjenigen, die ſich durch Contracte
anheiſchig gemacht haben, ihre Produkte zu liefern,
uͤber die Grenze gelaſſen werden ſolle oder nicht? Nach
geſchehener Stimmenſammlung zaͤhlte man 41 Stim-
men dafuͤr und 26 dagegen; in den geheimen Votis
zaͤhlte man 36 dafuͤr und 30 dagegen.

Jn der 137ſten Seßion ward noch uͤber 5 Stunden
lang uͤber dieſe Materie geſprochen, und man ſuchte
durch verſchiedene Zuſaͤtze die neulich beliebte Conſtitu-
tion in Anſehung der Ausfuhr der einheimiſchen Pro-
ducte ins Rußiſche Lager zu erſchweren; man wollte,
daß die gemachten Contracte producirt werden moͤch-
ten; ferner, daß eine hinlaͤngliche Caution in Anſehung
der Zuruͤckkehr der Pohlniſchen Bauern geſtellt werden
moͤchte. Da ſich dieſer Streit in die Laͤnge zog, ward
die Seßion ſolvirt.

Kuͤnftigen Sonnabend reiſet der an dieſem Hofe
accreditirte Preußiſche Miniſter, Herr von Luecheſini,
von hier nach Breslau zum Koͤnige.

Der Rußiſche General en Chef, Freyherr von Elmpt,
welcher dem Reiche 40 Jahre mit Ruhm gedient hat,
verlohr im vorigen Feldzug durch einen Kanonenſchuß,
der ihm nahe am Kopf vorbeygieng, faſt voͤllig ſein
Gehoͤr. Er bat deshalb um ſeine Entlaſſung. Die
Kayſerinn wollte einen ſo erfahrnen General nicht
gerne verlieren, und da ſich das Gehoͤr deſſelben zum
Theil wieder einfand, ſo entſchloß er ſich, im Dienſte
zu bleiben, und uͤbernahm wieder das Commando uͤber
das Corps, welches er im vorigen Jahre gefuͤhrt hat.
Jndeſſen vernimmt man, daß der Fuͤrſt Potemkin,
welcher ſich damals noch in Cherſon befand, geſchrie-
ben hat, daß er ihm kein Commando geben koͤnne,
weil er in keiner Repartition angeſtellt ſey, worauf
der General von Elmpt zu ſeiner Familie abgereiſet
iſt, welche ſich jetzt in Riga befindet.


[Spaltenumbruch]

Den 10ten wird die Haupt-Armee von Weißkirchen
und Panczowa aufbrechen, um, wie man verſichert,
die Belagerung von Belgrad zu decken, die alsdenn
mit Ernſt angefangen werden ſoll, und wozu eine un-
glaubliche Menge von ſchwerer Artillerie in Bereit-
ſchaft gehalten wird.

Der Kayſer hat dem Feldmarſchall von Haddick durch
ein gnaͤdiges Handſchreiben das Verlangen zu erkennen
gegeben, denſelben zur beſſern Herſtellung ſeiner Ge-
ſundheit in Wien zu ſehen. Es hat deshalb der Herr
General-Feldmarſchall bereits ſeine Reiſe unter den
Segnungen des ganzen Kriegsheeres nach Futtack an-
getreten. Der Feldmarſchall, Freyherr von Laudon,
koͤmmt nun als Generalißimus der ganzen Kayſerl.
Koͤnigl. Armee
mit 8 Bataillons nach Semlin, und
der General-Feldzeugmeiſter, Freyherr von Rouvroy,
oder, wie andere wollen, der Graf von Wallis, uͤber-
nimmt das Commando in Croatien, jenes im Bannat
aber der General-Feldzeugmeiſter, Graf Colloredo.
Der Waffenſtillſtand iſt nunmehr auch aufgekuͤndiget
worden.


Aus Finnland haben wir die Nachricht, daß der
Koͤnig ſein Hauptquartier zu Kymenegard, einem alten
Schwediſchen Krongut in dem Rußiſchen Finnland,
aufgeſchlagen hat. Es liegt auf einer Jnſel zwiſchen
2 Aeſten von dem Ausfluſſe des Kymeneſtroms, und
hat auf der einen Seite den Paß Sutula, und auf
der andern den Paß Hoͤgfors, die beyde von uns be-
veſtigt worden. Jn dieſer Poſition wartet nun der
Koͤnig auf die aus Schweden nach der Hand ankom-
menden neuen Truppen, und muß die erſte von hier
abgegangene Diviſion von 3000 Mann ſchon da ſeyn,
weil man hier bereits ſeit mehreren Tagen Nachricht
von ihrer Debarkirung bey Ekenaͤs hat. Die zweyte
Diviſion wird auch nun debarkiret ſeyn, denn die letzte
Nachricht war von ihrer Ankunft in den Finniſchen
Scheeren. Neue Embarkirungs-Truppen langen noch
taͤglich hier an, und ein neues Corps Dragoner, eben
ſo wie das neue Coſacken-Corps, exercieren hier alle
Tage bey Friedrichshof.

Aus Carlscrona wird gemeldet, daß ſich der Herzog
von Suͤdermannland daſelbſt mit der Flotte noch be-
finde. Unter den Matroſen derſelben ſind viele Kranke.
Das allda niedergeſetzte Kriegsgericht zur Unterſuchung
des Betragens des Vice-Admirals Liljehorn beſteht aus
dem Grafen Wrangel, welcher Praͤſident deſſelben iſt,
aus dem Oberſten Modec, und den Oberſt-Lieutenants
Ruke, Hißingſkoͤld und Armeen. Es wird auf der
Fregatte Hector gehalten. Der Herzog hat dem Ober-
ſter Eneſkoͤld das Commando uͤber die Avantgarde der
Flotte anvertraut, welches der Vice-Amiral Liljehorn
gehabt hatte.

Se. Excellenz, der Reichsdroſt, Graf Wachtmeiſter,
iſt Kanzler der Univerſitaͤt zu Land geworden.

Der Praͤſident, Graf Munck, Mitglied der hohen
Regierung, iſt in oͤffentlichen Angelegenheiten nach
Carlskrona verreiſet geweſen, nun aber wieder zuruͤck.

Der neue Engliſche Miniſter, Herr Lißon, iſt an-
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[[3]/0003] mee mit den Pohlniſchen Einwohnern contrahirte Ge- traide bis an die Grenze oder bis in das Rußiſche Lager gefuͤhrt werden ſolle, ließen ſich hieruͤber ver- ſchiedene Meynungen hoͤren, und die Debatten dauer- ten 8 Stunden. Der Theil, welcher die Ausſuhr nicht erlauben wollte, behauptete, daß daraus großes Ungluͤck fuͤrs Land zu befuͤrchten ſtuͤnde, ſowol in Betreff der Verletzung der Neutralitaͤt, als durch Einfuͤhrung der Peſt, die in den dortigen Gegenden graßiren ſoll, und durch Ausſetzung der Pohlniſchen Unterthanen, daß ſie nicht zuruͤck gelaſſen, oder gar zu einem in Pohlen an- zurichtenden Aufſtande aufgemuntert werden moͤchten, wovon in den vorigen Kriegen manche Beyſpiele auf- zuweiſen waͤren. Der Gegentheil behauptete, daß die Neutralitaͤt dadurch nicht verletzt werden koͤnnte, weil nicht die Landes Regierung, ſondern Privat Perſonen kraft geſchloſſener Contracte, ihre Producte ausfuͤhren und verkaufen wollen; daß die Freyheit des Landes darunter leiden wuͤrde, und beſonders die an der Grenze liegende Woywodſchaften, wenn ihnen in ihrem Handel Hinderniſſe in den Weg gelegt werden ſollen. Wenn eine anſteckende Krankheit oder die Peſt zu be- fuͤrchten ſtuͤnde, muͤſſe das Quarantainehalten anbefoh- len werden, und fuͤr die Zuruͤckkehr der Bauern koͤnne auch geſorgt werden, wenn man ſich auf der Grenze uͤber die herausfahrenden Bauern Reverſe geben ließe. Nach langem Streit kam es zum Turniren, ob die Tranſport-Fuhren derjenigen, die ſich durch Contracte anheiſchig gemacht haben, ihre Produkte zu liefern, uͤber die Grenze gelaſſen werden ſolle oder nicht? Nach geſchehener Stimmenſammlung zaͤhlte man 41 Stim- men dafuͤr und 26 dagegen; in den geheimen Votis zaͤhlte man 36 dafuͤr und 30 dagegen. Jn der 137ſten Seßion ward noch uͤber 5 Stunden lang uͤber dieſe Materie geſprochen, und man ſuchte durch verſchiedene Zuſaͤtze die neulich beliebte Conſtitu- tion in Anſehung der Ausfuhr der einheimiſchen Pro- ducte ins Rußiſche Lager zu erſchweren; man wollte, daß die gemachten Contracte producirt werden moͤch- ten; ferner, daß eine hinlaͤngliche Caution in Anſehung der Zuruͤckkehr der Pohlniſchen Bauern geſtellt werden moͤchte. Da ſich dieſer Streit in die Laͤnge zog, ward die Seßion ſolvirt. Kuͤnftigen Sonnabend reiſet der an dieſem Hofe accreditirte Preußiſche Miniſter, Herr von Luecheſini, von hier nach Breslau zum Koͤnige. Der Rußiſche General en Chef, Freyherr von Elmpt, welcher dem Reiche 40 Jahre mit Ruhm gedient hat, verlohr im vorigen Feldzug durch einen Kanonenſchuß, der ihm nahe am Kopf vorbeygieng, faſt voͤllig ſein Gehoͤr. Er bat deshalb um ſeine Entlaſſung. Die Kayſerinn wollte einen ſo erfahrnen General nicht gerne verlieren, und da ſich das Gehoͤr deſſelben zum Theil wieder einfand, ſo entſchloß er ſich, im Dienſte zu bleiben, und uͤbernahm wieder das Commando uͤber das Corps, welches er im vorigen Jahre gefuͤhrt hat. Jndeſſen vernimmt man, daß der Fuͤrſt Potemkin, welcher ſich damals noch in Cherſon befand, geſchrie- ben hat, daß er ihm kein Commando geben koͤnne, weil er in keiner Repartition angeſtellt ſey, worauf der General von Elmpt zu ſeiner Familie abgereiſet iſt, welche ſich jetzt in Riga befindet. Temeswar, den 4 Auguſt. Den 10ten wird die Haupt-Armee von Weißkirchen und Panczowa aufbrechen, um, wie man verſichert, die Belagerung von Belgrad zu decken, die alsdenn mit Ernſt angefangen werden ſoll, und wozu eine un- glaubliche Menge von ſchwerer Artillerie in Bereit- ſchaft gehalten wird. Der Kayſer hat dem Feldmarſchall von Haddick durch ein gnaͤdiges Handſchreiben das Verlangen zu erkennen gegeben, denſelben zur beſſern Herſtellung ſeiner Ge- ſundheit in Wien zu ſehen. Es hat deshalb der Herr General-Feldmarſchall bereits ſeine Reiſe unter den Segnungen des ganzen Kriegsheeres nach Futtack an- getreten. Der Feldmarſchall, Freyherr von Laudon, koͤmmt nun als Generalißimus der ganzen Kayſerl. Koͤnigl. Armee mit 8 Bataillons nach Semlin, und der General-Feldzeugmeiſter, Freyherr von Rouvroy, oder, wie andere wollen, der Graf von Wallis, uͤber- nimmt das Commando in Croatien, jenes im Bannat aber der General-Feldzeugmeiſter, Graf Colloredo. Der Waffenſtillſtand iſt nunmehr auch aufgekuͤndiget worden. Schreiben aus Stockholm, vom 12 Auguſt. Aus Finnland haben wir die Nachricht, daß der Koͤnig ſein Hauptquartier zu Kymenegard, einem alten Schwediſchen Krongut in dem Rußiſchen Finnland, aufgeſchlagen hat. Es liegt auf einer Jnſel zwiſchen 2 Aeſten von dem Ausfluſſe des Kymeneſtroms, und hat auf der einen Seite den Paß Sutula, und auf der andern den Paß Hoͤgfors, die beyde von uns be- veſtigt worden. Jn dieſer Poſition wartet nun der Koͤnig auf die aus Schweden nach der Hand ankom- menden neuen Truppen, und muß die erſte von hier abgegangene Diviſion von 3000 Mann ſchon da ſeyn, weil man hier bereits ſeit mehreren Tagen Nachricht von ihrer Debarkirung bey Ekenaͤs hat. Die zweyte Diviſion wird auch nun debarkiret ſeyn, denn die letzte Nachricht war von ihrer Ankunft in den Finniſchen Scheeren. Neue Embarkirungs-Truppen langen noch taͤglich hier an, und ein neues Corps Dragoner, eben ſo wie das neue Coſacken-Corps, exercieren hier alle Tage bey Friedrichshof. Aus Carlscrona wird gemeldet, daß ſich der Herzog von Suͤdermannland daſelbſt mit der Flotte noch be- finde. Unter den Matroſen derſelben ſind viele Kranke. Das allda niedergeſetzte Kriegsgericht zur Unterſuchung des Betragens des Vice-Admirals Liljehorn beſteht aus dem Grafen Wrangel, welcher Praͤſident deſſelben iſt, aus dem Oberſten Modec, und den Oberſt-Lieutenants Ruke, Hißingſkoͤld und Armeen. Es wird auf der Fregatte Hector gehalten. Der Herzog hat dem Ober- ſter Eneſkoͤld das Commando uͤber die Avantgarde der Flotte anvertraut, welches der Vice-Amiral Liljehorn gehabt hatte. Se. Excellenz, der Reichsdroſt, Graf Wachtmeiſter, iſt Kanzler der Univerſitaͤt zu Land geworden. Der Praͤſident, Graf Munck, Mitglied der hohen Regierung, iſt in oͤffentlichen Angelegenheiten nach Carlskrona verreiſet geweſen, nun aber wieder zuruͤck. Der neue Engliſche Miniſter, Herr Lißon, iſt an- gekommen.

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T10:32:49Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 133, Hamburg, 21. August 1789, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1332108_1789/3>, abgerufen am 23.11.2024.