Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 58, 12. April 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] bringen lassen; es ist aber mit Nein geantwortet
worden. Sonst nimmt die Empfindlichkeit unter
unserm Volke wider die Spanischen Freybeuter un-
gemein zu, weil sie unsere Schiffe aufs neue beun-
ruhigen, und der Hof zu Madrit sich im geringsten zu
nichts erkläret, ungeachtet unser Minister, der Herr
van der Meer, mehr als einmal seine angebrachte
Klagen wiederholet hat. Die Herren General-
Staaten haben deswegen durch ihren Gesandten zu
Paris die billige Vorstellung thun lassen, und ihre
Befremdung zu erkennen gegeben, wie es sich gar
nicht zusammen schicke, sie auf einer Seite zu beunru-
higen, und auf der andern ihnen die Bemühung als
Mittler zwischen den streitenden Mächten aufzu-
tragen.


Dieser Tagen sind des Herrn General en Chef und
Ritter von dem Alexander-Orden, Herrn Baron
von Löwenthal Excellenz, nachdem dieselben bey Jh-
ro Kayserl. Hoheit der Regentin und Groß-Fürstin
aller Reussen, wie auch bey der Hohen Kayserl. Fa-
milie sich allerunterthänigst beurlaubet, von hier
nach Reval wieder abgegangen.


Die Reichs-Versammlung in Stockholm fährt
mit ihren Berathschlagungen eyfrigst fort, und man
ist seit dem letzteren Vorfall ausserordentlich behut-
sam. Die Gemüther sind auf den Freyherrn Gyl-
lenstirna unbeschreiblich verbittert, weil er an einem
fremden Minister die wichtigsten Angelegenheiten of-
fenbahret haben haben soll. Er hat zugleich viele von
denen nennen müssen, welche mit ihm zugleich den
Zustand und die Absichten des Reichs bekannt ge-
macht haben. Mit seiner Krankheit bessert es sich,
inzwischen wird er so scharf bewacht, als es möglich
ist. Zweene Officiers sind bey ihm, und müssen den-
selben niemals aus dem Gesichte lassen. Der König
von Schweden läßt zu Carlskrona ungesäumt an der
Ausrüstung der Flotte arbeiten, und es sind schon
alle nöthige Befehle ertheilt worden, die Lebensmit-
tel aufzukaufen.


Die in Groß-Pohlen stehende Fahnen sollen 14.
Tage nach Ostern in die Pohlnisch-Preußischen, die in
der Woywodschaft Cracau stehende Fahnen aber
in die hiesigen Groß-Pohlnischen Grenzen rücken.


Die Republick Polen hat bey gegenwärtigen Zei-
ten es vor gut gefunden, zur Sicherstellung ihrer
Grenzen ein Corpo aus ihren Truppen zusammen zu
[Spaltenumbruch] ziehen. Dieses wird bestehen in dem Cuiraßier-Re-
giment des General-Majors Sibilsky, dem Dra-
goner-Regiment des Fürsten Lubomirsky, der Lit-
thauischen Dragoner-Garde, dem Regimente Kro-
nen-Garde, und in 2000. Ulanen, so von dem
Obristen Blandofsky sollen commandiret werden.


So gewiß man glaubte, daß Spanien zu keiner
Kriegs-Bewegung mehr im Welschland geneigt sey,
so unerwartet äussert sich jetzo wieder die eyfrigste An-
stalt. Man hat sehr viele Lebensmittel aufgekauft,
und nun werden an den Grenzen von Neapolis viele
Vorraths-Häuser errichtet, um die Sicilianischen
Völker, welche in völliger Bewegung sind, damit zu
versorgen. Doch bey allem diesen Feld-Geschrey
haben noch viele die schmeichelnde Hoffnung, es wer-
de von Anstalten nicht zur Thätlichkeit kommen.
Zum wenigsten muß daß Krieges-Feuer an andern
Orten in eine grössere Flamme ausbrechen, ehe wir
es hier empfinden werden. Das vorsichtige Bezei-
gen des Sardinischen Hofes giebt einiger massen Ge-
legenheit zu glauben, daß nicht alle Furcht verge-
bens sey. Der König läßt seine Völker bis jetzo noch
vermehren, und es ist bey schwerer Strafe verboten,
nicht das geringste von Lebensmitteln aus seinem
Lande zu führen. Der heil. Vater in Rom, der bey
seiner Zufriedenheit die allgemeine Ruhe wünscht,
läßt es zwar in Paris an keiner bewegenden Vorstel-
lung fehlen, doch man weiß, daß die Grund-Sätze
eines Staats oftmals die sehnlichsten Bitten des
Röm. Stuhls abschlagen.


Jhro Majestät der König von England soll un-
sern Hof durch einen vorgestern hier angelangten
Courier versichert haben, daß er sowol, als die Her-
ren General-Staaten, jetzo stark an der Schlesischen
Sache arbeite, und man könnte hoffen, daß ehestens
solche Vorschläge geschehen sollten, die beyde Theile
auseinander setzen würden. Man hat Nachricht er-
halten, daß der Rußische und Persische Gesandte in
der Gegend von Constantinopel angekommen, und
von der Pforte mit besonderer Hochachtung empfan-
gen worden. Diese Briefe melden zugleich, daß der
Türkische Ober-Dollmetscher, welcher die Gesandten
einführet, bey der letzten Unruhe auf Befehl des Groß-
Sultans stranguliret worden. Diese Stelle hat der
Reis-Effendi, der ehemals verbannt gewesen, wieder
erhalten, nachdem er zuvor viele Beutel Löwentha-
ler als eine Strafe erleget hat.


[Spaltenumbruch] bringen laſſen; es iſt aber mit Nein geantwortet
worden. Sonſt nimmt die Empfindlichkeit unter
unſerm Volke wider die Spaniſchen Freybeuter un-
gemein zu, weil ſie unſere Schiffe aufs neue beun-
ruhigen, und der Hof zu Madrit ſich im geringſten zu
nichts erklaͤret, ungeachtet unſer Miniſter, der Herr
van der Meer, mehr als einmal ſeine angebrachte
Klagen wiederholet hat. Die Herren General-
Staaten haben deswegen durch ihren Geſandten zu
Paris die billige Vorſtellung thun laſſen, und ihre
Befremdung zu erkennen gegeben, wie es ſich gar
nicht zuſammen ſchicke, ſie auf einer Seite zu beunru-
higen, und auf der andern ihnen die Bemuͤhung als
Mittler zwiſchen den ſtreitenden Maͤchten aufzu-
tragen.


Dieſer Tagen ſind des Herrn General en Chef und
Ritter von dem Alexander-Orden, Herrn Baron
von Loͤwenthal Excellenz, nachdem dieſelben bey Jh-
ro Kayſerl. Hoheit der Regentin und Groß-Fuͤrſtin
aller Reuſſen, wie auch bey der Hohen Kayſerl. Fa-
milie ſich allerunterthaͤnigſt beurlaubet, von hier
nach Reval wieder abgegangen.


Die Reichs-Verſammlung in Stockholm faͤhrt
mit ihren Berathſchlagungen eyfrigſt fort, und man
iſt ſeit dem letzteren Vorfall auſſerordentlich behut-
ſam. Die Gemuͤther ſind auf den Freyherrn Gyl-
lenſtirna unbeſchreiblich verbittert, weil er an einem
fremden Miniſter die wichtigſten Angelegenheiten of-
fenbahret haben haben ſoll. Er hat zugleich viele von
denen nennen muͤſſen, welche mit ihm zugleich den
Zuſtand und die Abſichten des Reichs bekannt ge-
macht haben. Mit ſeiner Krankheit beſſert es ſich,
inzwiſchen wird er ſo ſcharf bewacht, als es moͤglich
iſt. Zweene Officiers ſind bey ihm, und muͤſſen den-
ſelben niemals aus dem Geſichte laſſen. Der Koͤnig
von Schweden laͤßt zu Carlskrona ungeſaͤumt an der
Ausruͤſtung der Flotte arbeiten, und es ſind ſchon
alle noͤthige Befehle ertheilt worden, die Lebensmit-
tel aufzukaufen.


Die in Groß-Pohlen ſtehende Fahnen ſollen 14.
Tage nach Oſtern in die Pohlniſch-Preußiſchen, die in
der Woywodſchaft Cracau ſtehende Fahnen aber
in die hieſigen Groß-Pohlniſchen Grenzen ruͤcken.


Die Republick Polen hat bey gegenwaͤrtigen Zei-
ten es vor gut gefunden, zur Sicherſtellung ihrer
Grenzen ein Corpo aus ihren Truppen zuſammen zu
[Spaltenumbruch] ziehen. Dieſes wird beſtehen in dem Cuiraßier-Re-
giment des General-Majors Sibilsky, dem Dra-
goner-Regiment des Fuͤrſten Lubomirsky, der Lit-
thauiſchen Dragoner-Garde, dem Regimente Kro-
nen-Garde, und in 2000. Ulanen, ſo von dem
Obriſten Blandofsky ſollen commandiret werden.


So gewiß man glaubte, daß Spanien zu keiner
Kriegs-Bewegung mehr im Welſchland geneigt ſey,
ſo unerwartet aͤuſſert ſich jetzo wieder die eyfrigſte An-
ſtalt. Man hat ſehr viele Lebensmittel aufgekauft,
und nun werden an den Grenzen von Neapolis viele
Vorraths-Haͤuſer errichtet, um die Sicilianiſchen
Voͤlker, welche in voͤlliger Bewegung ſind, damit zu
verſorgen. Doch bey allem dieſen Feld-Geſchrey
haben noch viele die ſchmeichelnde Hoffnung, es wer-
de von Anſtalten nicht zur Thaͤtlichkeit kommen.
Zum wenigſten muß daß Krieges-Feuer an andern
Orten in eine groͤſſere Flamme ausbrechen, ehe wir
es hier empfinden werden. Das vorſichtige Bezei-
gen des Sardiniſchen Hofes giebt einiger maſſen Ge-
legenheit zu glauben, daß nicht alle Furcht verge-
bens ſey. Der Koͤnig laͤßt ſeine Voͤlker bis jetzo noch
vermehren, und es iſt bey ſchwerer Strafe verboten,
nicht das geringſte von Lebensmitteln aus ſeinem
Lande zu fuͤhren. Der heil. Vater in Rom, der bey
ſeiner Zufriedenheit die allgemeine Ruhe wuͤnſcht,
laͤßt es zwar in Paris an keiner bewegenden Vorſtel-
lung fehlen, doch man weiß, daß die Grund-Saͤtze
eines Staats oftmals die ſehnlichſten Bitten des
Roͤm. Stuhls abſchlagen.


Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig von England ſoll un-
ſern Hof durch einen vorgeſtern hier angelangten
Courier verſichert haben, daß er ſowol, als die Her-
ren General-Staaten, jetzo ſtark an der Schleſiſchen
Sache arbeite, und man koͤnnte hoffen, daß eheſtens
ſolche Vorſchlaͤge geſchehen ſollten, die beyde Theile
auseinander ſetzen wuͤrden. Man hat Nachricht er-
halten, daß der Rußiſche und Perſiſche Geſandte in
der Gegend von Conſtantinopel angekommen, und
von der Pforte mit beſonderer Hochachtung empfan-
gen worden. Dieſe Briefe melden zugleich, daß der
Tuͤrkiſche Ober-Dollmetſcher, welcher die Geſandten
einfuͤhret, bey der letzten Unruhe auf Befehl des Groß-
Sultans ſtranguliret worden. Dieſe Stelle hat der
Reis-Effendi, der ehemals verbannt geweſen, wieder
erhalten, nachdem er zuvor viele Beutel Loͤwentha-
ler als eine Strafe erleget hat.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jPoliticalNews">
          <div type="jArticle">
            <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/>
bringen la&#x017F;&#x017F;en; es i&#x017F;t aber mit Nein                         geantwortet<lb/>
worden. Son&#x017F;t nimmt die Empfindlichkeit                         unter<lb/>
un&#x017F;erm Volke wider die Spani&#x017F;chen Freybeuter                         un-<lb/>
gemein zu, weil &#x017F;ie un&#x017F;ere Schiffe aufs neue                         beun-<lb/>
ruhigen, und der Hof zu Madrit &#x017F;ich im gering&#x017F;ten                         zu<lb/>
nichts erkla&#x0364;ret, ungeachtet un&#x017F;er Mini&#x017F;ter, der                         Herr<lb/>
van der Meer, mehr als einmal &#x017F;eine angebrachte<lb/>
Klagen                         wiederholet hat. Die Herren General-<lb/>
Staaten haben deswegen durch ihren                         Ge&#x017F;andten zu<lb/>
Paris die billige Vor&#x017F;tellung thun                         la&#x017F;&#x017F;en, und ihre<lb/>
Befremdung zu erkennen gegeben, wie es                         &#x017F;ich gar<lb/>
nicht zu&#x017F;ammen &#x017F;chicke, &#x017F;ie auf                         einer Seite zu beunru-<lb/>
higen, und auf der andern ihnen die                         Bemu&#x0364;hung als<lb/>
Mittler zwi&#x017F;chen den &#x017F;treitenden                         Ma&#x0364;chten aufzu-<lb/>
tragen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">St. Petersburg, den 24. Merz.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Die&#x017F;er Tagen &#x017F;ind des Herrn General en Chef und<lb/>
Ritter von                         dem Alexander-Orden, Herrn Baron<lb/>
von Lo&#x0364;wenthal Excellenz,                         nachdem die&#x017F;elben bey Jh-<lb/>
ro Kay&#x017F;erl. Hoheit der Regentin                         und Groß-Fu&#x0364;r&#x017F;tin<lb/>
aller Reu&#x017F;&#x017F;en, wie auch                         bey der Hohen Kay&#x017F;erl. Fa-<lb/>
milie &#x017F;ich                         alleruntertha&#x0364;nig&#x017F;t beurlaubet, von hier<lb/>
nach Reval wieder                         abgegangen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Aus dem Norden, den 26. Merz.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Die Reichs-Ver&#x017F;ammlung in Stockholm fa&#x0364;hrt<lb/>
mit ihren                         Berath&#x017F;chlagungen eyfrig&#x017F;t fort, und man<lb/>
i&#x017F;t                         &#x017F;eit dem letzteren Vorfall au&#x017F;&#x017F;erordentlich                         behut-<lb/>
&#x017F;am. Die Gemu&#x0364;ther &#x017F;ind auf den Freyherrn                         Gyl-<lb/>
len&#x017F;tirna unbe&#x017F;chreiblich verbittert, weil er an                         einem<lb/>
fremden Mini&#x017F;ter die wichtig&#x017F;ten Angelegenheiten                         of-<lb/>
fenbahret haben haben &#x017F;oll. Er hat zugleich viele                         von<lb/>
denen nennen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, welche mit ihm zugleich                         den<lb/>
Zu&#x017F;tand und die Ab&#x017F;ichten des Reichs bekannt                         ge-<lb/>
macht haben. Mit &#x017F;einer Krankheit be&#x017F;&#x017F;ert es                         &#x017F;ich,<lb/>
inzwi&#x017F;chen wird er &#x017F;o &#x017F;charf bewacht,                         als es mo&#x0364;glich<lb/>
i&#x017F;t. Zweene Officiers &#x017F;ind bey ihm,                         und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en den-<lb/>
&#x017F;elben niemals aus dem                         Ge&#x017F;ichte la&#x017F;&#x017F;en. Der Ko&#x0364;nig<lb/>
von Schweden                         la&#x0364;ßt zu Carlskrona unge&#x017F;a&#x0364;umt an                         der<lb/>
Ausru&#x0364;&#x017F;tung der Flotte arbeiten, und es &#x017F;ind                         &#x017F;chon<lb/>
alle no&#x0364;thige Befehle ertheilt worden, die                         Lebensmit-<lb/>
tel aufzukaufen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Po&#x017F;en, den 29. Merz.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Die in Groß-Pohlen &#x017F;tehende Fahnen &#x017F;ollen 14.<lb/>
Tage nach                         O&#x017F;tern in die Pohlni&#x017F;ch-Preußi&#x017F;chen, die in<lb/>
der                         Woywod&#x017F;chaft Cracau &#x017F;tehende Fahnen aber<lb/>
in die                         hie&#x017F;igen Groß-Pohlni&#x017F;chen Grenzen ru&#x0364;cken.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Weich&#x017F;el-Strom, den 5. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Die Republick Polen hat bey gegenwa&#x0364;rtigen Zei-<lb/>
ten es vor gut                         gefunden, zur Sicher&#x017F;tellung ihrer<lb/>
Grenzen ein Corpo aus ihren                         Truppen zu&#x017F;ammen zu<lb/><cb/>
ziehen. Die&#x017F;es wird                         be&#x017F;tehen in dem Cuiraßier-Re-<lb/>
giment des General-Majors Sibilsky,                         dem Dra-<lb/>
goner-Regiment des Fu&#x0364;r&#x017F;ten Lubomirsky, der                         Lit-<lb/>
thaui&#x017F;chen Dragoner-Garde, dem Regimente Kro-<lb/>
nen-Garde,                         und in 2000. Ulanen, &#x017F;o von dem<lb/>
Obri&#x017F;ten Blandofsky                         &#x017F;ollen commandiret werden.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Livorno, den 24. Merz.</hi> </dateline><lb/>
            <p>So gewiß man glaubte, daß Spanien zu keiner<lb/>
Kriegs-Bewegung mehr im                         Wel&#x017F;chland geneigt &#x017F;ey,<lb/>
&#x017F;o unerwartet                         a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert &#x017F;ich jetzo wieder die eyfrig&#x017F;te                         An-<lb/>
&#x017F;talt. Man hat &#x017F;ehr viele Lebensmittel                         aufgekauft,<lb/>
und nun werden an den Grenzen von Neapolis                         viele<lb/>
Vorraths-Ha&#x0364;u&#x017F;er errichtet, um die                         Siciliani&#x017F;chen<lb/>
Vo&#x0364;lker, welche in vo&#x0364;lliger                         Bewegung &#x017F;ind, damit zu<lb/>
ver&#x017F;orgen. Doch bey allem                         die&#x017F;en Feld-Ge&#x017F;chrey<lb/>
haben noch viele die                         &#x017F;chmeichelnde Hoffnung, es wer-<lb/>
de von An&#x017F;talten nicht zur                         Tha&#x0364;tlichkeit kommen.<lb/>
Zum wenig&#x017F;ten muß daß Krieges-Feuer                         an andern<lb/>
Orten in eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Flamme                         ausbrechen, ehe wir<lb/>
es hier empfinden werden. Das vor&#x017F;ichtige                         Bezei-<lb/>
gen des Sardini&#x017F;chen Hofes giebt einiger                         ma&#x017F;&#x017F;en Ge-<lb/>
legenheit zu glauben, daß nicht alle Furcht                         verge-<lb/>
bens &#x017F;ey. Der Ko&#x0364;nig la&#x0364;ßt &#x017F;eine                         Vo&#x0364;lker bis jetzo noch<lb/>
vermehren, und es i&#x017F;t bey                         &#x017F;chwerer Strafe verboten,<lb/>
nicht das gering&#x017F;te von                         Lebensmitteln aus &#x017F;einem<lb/>
Lande zu fu&#x0364;hren. Der heil. Vater                         in Rom, der bey<lb/>
&#x017F;einer Zufriedenheit die allgemeine Ruhe                         wu&#x0364;n&#x017F;cht,<lb/>
la&#x0364;ßt es zwar in Paris an keiner                         bewegenden Vor&#x017F;tel-<lb/>
lung fehlen, doch man weiß, daß die                         Grund-Sa&#x0364;tze<lb/>
eines Staats oftmals die &#x017F;ehnlich&#x017F;ten                         Bitten des<lb/>
Ro&#x0364;m. Stuhls ab&#x017F;chlagen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Wien, den 1. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Jhro Maje&#x017F;ta&#x0364;t der Ko&#x0364;nig von England &#x017F;oll                         un-<lb/>
&#x017F;ern Hof durch einen vorge&#x017F;tern hier                         angelangten<lb/>
Courier ver&#x017F;ichert haben, daß er &#x017F;owol, als                         die Her-<lb/>
ren General-Staaten, jetzo &#x017F;tark an der                         Schle&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Sache arbeite, und man ko&#x0364;nnte hoffen,                         daß ehe&#x017F;tens<lb/>
&#x017F;olche Vor&#x017F;chla&#x0364;ge                         ge&#x017F;chehen &#x017F;ollten, die beyde Theile<lb/>
auseinander                         &#x017F;etzen wu&#x0364;rden. Man hat Nachricht er-<lb/>
halten, daß der                         Rußi&#x017F;che und Per&#x017F;i&#x017F;che Ge&#x017F;andte in<lb/>
der                         Gegend von Con&#x017F;tantinopel angekommen, und<lb/>
von der Pforte mit                         be&#x017F;onderer Hochachtung empfan-<lb/>
gen worden. Die&#x017F;e Briefe                         melden zugleich, daß der<lb/>
Tu&#x0364;rki&#x017F;che                         Ober-Dollmet&#x017F;cher, welcher die                         Ge&#x017F;andten<lb/>
einfu&#x0364;hret, bey der letzten Unruhe auf Befehl                         des Groß-<lb/>
Sultans &#x017F;tranguliret worden. Die&#x017F;e Stelle hat                         der<lb/>
Reis-Effendi, der ehemals verbannt gewe&#x017F;en,                         wieder<lb/>
erhalten, nachdem er zuvor viele Beutel Lo&#x0364;wentha-<lb/>
ler                         als eine Strafe erleget hat.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[2]/0002] bringen laſſen; es iſt aber mit Nein geantwortet worden. Sonſt nimmt die Empfindlichkeit unter unſerm Volke wider die Spaniſchen Freybeuter un- gemein zu, weil ſie unſere Schiffe aufs neue beun- ruhigen, und der Hof zu Madrit ſich im geringſten zu nichts erklaͤret, ungeachtet unſer Miniſter, der Herr van der Meer, mehr als einmal ſeine angebrachte Klagen wiederholet hat. Die Herren General- Staaten haben deswegen durch ihren Geſandten zu Paris die billige Vorſtellung thun laſſen, und ihre Befremdung zu erkennen gegeben, wie es ſich gar nicht zuſammen ſchicke, ſie auf einer Seite zu beunru- higen, und auf der andern ihnen die Bemuͤhung als Mittler zwiſchen den ſtreitenden Maͤchten aufzu- tragen. St. Petersburg, den 24. Merz. Dieſer Tagen ſind des Herrn General en Chef und Ritter von dem Alexander-Orden, Herrn Baron von Loͤwenthal Excellenz, nachdem dieſelben bey Jh- ro Kayſerl. Hoheit der Regentin und Groß-Fuͤrſtin aller Reuſſen, wie auch bey der Hohen Kayſerl. Fa- milie ſich allerunterthaͤnigſt beurlaubet, von hier nach Reval wieder abgegangen. Aus dem Norden, den 26. Merz. Die Reichs-Verſammlung in Stockholm faͤhrt mit ihren Berathſchlagungen eyfrigſt fort, und man iſt ſeit dem letzteren Vorfall auſſerordentlich behut- ſam. Die Gemuͤther ſind auf den Freyherrn Gyl- lenſtirna unbeſchreiblich verbittert, weil er an einem fremden Miniſter die wichtigſten Angelegenheiten of- fenbahret haben haben ſoll. Er hat zugleich viele von denen nennen muͤſſen, welche mit ihm zugleich den Zuſtand und die Abſichten des Reichs bekannt ge- macht haben. Mit ſeiner Krankheit beſſert es ſich, inzwiſchen wird er ſo ſcharf bewacht, als es moͤglich iſt. Zweene Officiers ſind bey ihm, und muͤſſen den- ſelben niemals aus dem Geſichte laſſen. Der Koͤnig von Schweden laͤßt zu Carlskrona ungeſaͤumt an der Ausruͤſtung der Flotte arbeiten, und es ſind ſchon alle noͤthige Befehle ertheilt worden, die Lebensmit- tel aufzukaufen. Poſen, den 29. Merz. Die in Groß-Pohlen ſtehende Fahnen ſollen 14. Tage nach Oſtern in die Pohlniſch-Preußiſchen, die in der Woywodſchaft Cracau ſtehende Fahnen aber in die hieſigen Groß-Pohlniſchen Grenzen ruͤcken. Weichſel-Strom, den 5. April. Die Republick Polen hat bey gegenwaͤrtigen Zei- ten es vor gut gefunden, zur Sicherſtellung ihrer Grenzen ein Corpo aus ihren Truppen zuſammen zu ziehen. Dieſes wird beſtehen in dem Cuiraßier-Re- giment des General-Majors Sibilsky, dem Dra- goner-Regiment des Fuͤrſten Lubomirsky, der Lit- thauiſchen Dragoner-Garde, dem Regimente Kro- nen-Garde, und in 2000. Ulanen, ſo von dem Obriſten Blandofsky ſollen commandiret werden. Livorno, den 24. Merz. So gewiß man glaubte, daß Spanien zu keiner Kriegs-Bewegung mehr im Welſchland geneigt ſey, ſo unerwartet aͤuſſert ſich jetzo wieder die eyfrigſte An- ſtalt. Man hat ſehr viele Lebensmittel aufgekauft, und nun werden an den Grenzen von Neapolis viele Vorraths-Haͤuſer errichtet, um die Sicilianiſchen Voͤlker, welche in voͤlliger Bewegung ſind, damit zu verſorgen. Doch bey allem dieſen Feld-Geſchrey haben noch viele die ſchmeichelnde Hoffnung, es wer- de von Anſtalten nicht zur Thaͤtlichkeit kommen. Zum wenigſten muß daß Krieges-Feuer an andern Orten in eine groͤſſere Flamme ausbrechen, ehe wir es hier empfinden werden. Das vorſichtige Bezei- gen des Sardiniſchen Hofes giebt einiger maſſen Ge- legenheit zu glauben, daß nicht alle Furcht verge- bens ſey. Der Koͤnig laͤßt ſeine Voͤlker bis jetzo noch vermehren, und es iſt bey ſchwerer Strafe verboten, nicht das geringſte von Lebensmitteln aus ſeinem Lande zu fuͤhren. Der heil. Vater in Rom, der bey ſeiner Zufriedenheit die allgemeine Ruhe wuͤnſcht, laͤßt es zwar in Paris an keiner bewegenden Vorſtel- lung fehlen, doch man weiß, daß die Grund-Saͤtze eines Staats oftmals die ſehnlichſten Bitten des Roͤm. Stuhls abſchlagen. Wien, den 1. April. Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig von England ſoll un- ſern Hof durch einen vorgeſtern hier angelangten Courier verſichert haben, daß er ſowol, als die Her- ren General-Staaten, jetzo ſtark an der Schleſiſchen Sache arbeite, und man koͤnnte hoffen, daß eheſtens ſolche Vorſchlaͤge geſchehen ſollten, die beyde Theile auseinander ſetzen wuͤrden. Man hat Nachricht er- halten, daß der Rußiſche und Perſiſche Geſandte in der Gegend von Conſtantinopel angekommen, und von der Pforte mit beſonderer Hochachtung empfan- gen worden. Dieſe Briefe melden zugleich, daß der Tuͤrkiſche Ober-Dollmetſcher, welcher die Geſandten einfuͤhret, bey der letzten Unruhe auf Befehl des Groß- Sultans ſtranguliret worden. Dieſe Stelle hat der Reis-Effendi, der ehemals verbannt geweſen, wieder erhalten, nachdem er zuvor viele Beutel Loͤwentha- ler als eine Strafe erleget hat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-28T10:00:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_581204_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_581204_1741/2
Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 58, 12. April 1741, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_581204_1741/2>, abgerufen am 03.12.2024.