Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 67, 28. April 1741.[Spaltenumbruch]
22000. Mann zusammen ziehen könne, und sich da- Jägerndorf, den 4. April. Heute gerieth allhier alles in Allarm, denn die Glatz, den 5. April. Jn Warta hat sich vor einigen Tagen zugetragen, Glatz, den 8. April. Man hat Nachricht erhalten, daß eine gewisse Breßlau, den 18. April. Ob wohl der Cardinal von Sinzendorf neulich aus [Spaltenumbruch]
22000. Mann zuſammen ziehen koͤnne, und ſich da- Jaͤgerndorf, den 4. April. Heute gerieth allhier alles in Allarm, denn die Glatz, den 5. April. Jn Warta hat ſich vor einigen Tagen zugetragen, Glatz, den 8. April. Man hat Nachricht erhalten, daß eine gewiſſe Breßlau, den 18. April. Ob wohl der Cardinal von Sinzendorf neulich aus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/> 22000. Mann zuſammen ziehen koͤnne, und ſich da-<lb/> ſelbſt zu verſchanzen anfing. Es marſchirte alſo<lb/> unſere Armee bis hieher nach Kunzendorf uͤber Zuck-<lb/> mantel, eine halbe Meile von Ziegenhals, welche auch<lb/> den 4ten dieſes ſogleich wieder den Marſch weiter<lb/> fortgeſetzt haben wuͤrde, wenn nicht wegen der allzu<lb/> beſchwerlichen Defileen, wodurch nur 2. Mann hoch<lb/> marſchiret werden koñte, die Armee aufgehalten wor-<lb/> den waͤre, alſo zwar, daß, ungeachtet alle Bagage zu-<lb/> ruͤck bleiben muͤſſen, die Truppen mit der Artillerie<lb/> doch kaum heute Nachmittags hier eintreffen koͤnnen.<lb/> Heute hat man die Nachricht allhier erhalten, daß<lb/> durch einige unſerer Deſerteurs der Feind in Ziegen-<lb/> hals von unſerm Anmarſch benachrichtiget worden,<lb/> mithin bereits geſtern Abends um 6. Uhr ſich von dar<lb/> zuruͤck gezogen habe, welchem heute 250. Huſſaren<lb/> nachgeſchickt worden, um entweder in ſeine Arrier-<lb/> Garde oder in die nachgehende Bagage einzubrechen,<lb/> und da wir nun noch drittehalb Meilen von Neuß, mit-<lb/> hin Troppau und Jaͤgerndorf ſchon ſeitwerts zuruͤck-<lb/> geleget haben, ſo duͤrfte der Feind daſelbſt, wenn er ſich<lb/> in der Zeit nicht retiriret hat, wohl abgeſchnitten und<lb/> uns die daſelbſt angelegte ſchoͤne Magazyne zu Theil<lb/> werden, da der General Baronay mit einem Corpo<lb/> durch die Jablunka auch in Anmarſch iſt. Morgen<lb/> hoffen wir den Feind bey Neuß zu ſehen, und mit ihm,<lb/> wann er anderſt Stand haͤlt, eins zu wagen, an deſſen<lb/> guten Ausſchlag nicht gezweifelt wird, weil unſere<lb/> Truppen insgeſammt dermaſſen muthig, daß ſie bey<lb/> einer vor ſich gehenden Action ihre Tapferkeit gewiß<lb/> erweiſen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Jaͤgerndorf, den 4. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Heute gerieth allhier alles in Allarm, denn die<lb/> Preußiſchen Truppen, welche einige Zeit dieſen Ort<lb/> beſetzt haben, muſten, weil die Ungariſche Armee im<lb/> Anmarſch war, ſich zuruͤck ziehen; ſie pluͤnderten da-<lb/> hero nicht nur das Schloß, das Minoriten-Kloſter<lb/> und die ganze Stadt, ſondern ſie trieben auch alles<lb/> Vieh weg, ſchlugen den Buͤrgern die Bier- und Wein-<lb/> Faͤſſer ein, und was ſie nicht aus dem hieſigen groſſen<lb/> Magazyn mitnehmen konnten, warfen ſie in das<lb/> Waſſer.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Glatz, den 5. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Jn Warta hat ſich vor einigen Tagen zugetragen,<lb/> daß eine zum Recognoſciren ausgeweſene Preußiſche<lb/> Cavallerie-Parthey ſich jenem Orte genaͤhert, die in<lb/> Warta befindliche Preuſſen aber haben ſolche fuͤr die<lb/> Unſrigen gehalten, und mit ihren allda aufgepflanz-<lb/> ten Stuͤcken Feuer unter ſolche gegeben, einige Mann<lb/> zu Schanden geſchoſſen, wovon bereits 2. geſtorben,<lb/> und 8. Pferde ſind dadurch crepiret. Von hieſiger<lb/><cb/> Beſatzung wurden neulich 60. Mann auscomman-<lb/> diret, eine kleine Bruͤcke, welche die Preuſſen eine Mei-<lb/> le Weges von Warta geſchlagen hatten, auseinan-<lb/> der zu reiſſen, welches auch gluͤcklich ins Werk ge-<lb/> richtet ward; man war aber kaum damit fertig, ſo<lb/> lieſſen ſich 100. Mann Preußiſche Dragoner auf der<lb/> andern Seite ſehen, worauf die Unſrigen die Flucht<lb/> nahmen, und des Abends hier wieder einruͤckten. Wir<lb/> erwarten heute 40. gefangene Preuſſen, welche ge-<lb/> ſtern ſchon ankommen ſollen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Glatz, den 8. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Man hat Nachricht erhalten, daß eine gewiſſe<lb/> Schleſiſche Dame an den Maͤhriſchen Grenzen etli-<lb/> chen Preußiſchen Officiers des Abends eine Soupe ge-<lb/> geben, ehe ſichs aber jemand verſehen, ſind die Ghi-<lb/> laniſchen Huſſaren in den Edelhof gekommen, da ſich<lb/> denn die Officiers zwar zur Wehre geſetzt, aber doch<lb/> ergeben muͤſſen, worauf ſie nebſt der Dame gefan-<lb/> gen weggefuͤhret worden. Ehe dieſes aber geſchehen,<lb/> hat der Officier von den Huſſaren noch mit den Preuſ-<lb/> ſiſchen Officiers gegeſſen und getrunken, die Huſſa-<lb/> ren aber haben ſich ſelber eine Tafel zubereitet, wor-<lb/> auf zwar wenig Eſſen, Wein und Bier aber im Ueber-<lb/> fluß geweſen iſt. Vorgeſtern kam ein Preußiſcher<lb/> Deſerteur nebſt ſeinem Weibe anhero, welche berich-<lb/> teten, daß die Preußiſche Armee ſich zuſammen ziehe,<lb/> um die Ungariſche, welche nicht weit mehr entfernet<lb/> iſt, anzugreifen. Geſtern brachte man 5. Spionen<lb/> hier ein, welche alle unſere ausgegangene Partheyen<lb/> verrathen haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Breßlau, den 18. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Ob wohl der Cardinal von Sinzendorf neulich aus<lb/> Otmachow in ſeine hieſige Biſchoͤfliche Reſidenz ge-<lb/> bracht, und der genauen Aufſicht eines Officiers an-<lb/> vertrauet, uͤbrigens aber ihm mit allem ſeinem Cha-<lb/> racter und ſeiner Gebuhrt zukommenden Vorzuge und<lb/> Hoͤflichkeit begegnet wurde; ſo haben dennoch Se.<lb/> Koͤnigl. Majeſtaͤt in Preuſſen, dero gerechten Miß-<lb/> vergnuͤgens uͤber die Auffuͤhrung gemeldeten Praͤla-<lb/> tens ohngeachtet, da nemlich derſelbe ſeinen Stand<lb/> dergeſtalt vergeſſen, daß er ſich mit den Feinden Sr.<lb/> Koͤnigl. Majeſtaͤt in eine verbotene Correſpondenz<lb/> eingelaſſen, ihm nunmehro aus einer Wirkung Jhrer<lb/> Koͤniglichen Guͤte, und aus Conſideration vor ſeine<lb/> Familie, ja vor ſeine eigene Perſon, die voͤllige Frey-<lb/> heit wieder ertheilet, mit der Erlaubniß, ſich waͤhren-<lb/> der Unruhe in Schleſien nach Wien zu begeben. Sol-<lb/> ches iſt ihm heute durch den Koͤnigl. Cabinets-Mini-<lb/> ſter, Herrn von Podewills, welcher ſich jetzo nebſt<lb/> verſchiedenen auslaͤndiſchen Miniſtern allhier befin-<lb/> det, wuͤrklich angekuͤndiget worden.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
22000. Mann zuſammen ziehen koͤnne, und ſich da-
ſelbſt zu verſchanzen anfing. Es marſchirte alſo
unſere Armee bis hieher nach Kunzendorf uͤber Zuck-
mantel, eine halbe Meile von Ziegenhals, welche auch
den 4ten dieſes ſogleich wieder den Marſch weiter
fortgeſetzt haben wuͤrde, wenn nicht wegen der allzu
beſchwerlichen Defileen, wodurch nur 2. Mann hoch
marſchiret werden koñte, die Armee aufgehalten wor-
den waͤre, alſo zwar, daß, ungeachtet alle Bagage zu-
ruͤck bleiben muͤſſen, die Truppen mit der Artillerie
doch kaum heute Nachmittags hier eintreffen koͤnnen.
Heute hat man die Nachricht allhier erhalten, daß
durch einige unſerer Deſerteurs der Feind in Ziegen-
hals von unſerm Anmarſch benachrichtiget worden,
mithin bereits geſtern Abends um 6. Uhr ſich von dar
zuruͤck gezogen habe, welchem heute 250. Huſſaren
nachgeſchickt worden, um entweder in ſeine Arrier-
Garde oder in die nachgehende Bagage einzubrechen,
und da wir nun noch drittehalb Meilen von Neuß, mit-
hin Troppau und Jaͤgerndorf ſchon ſeitwerts zuruͤck-
geleget haben, ſo duͤrfte der Feind daſelbſt, wenn er ſich
in der Zeit nicht retiriret hat, wohl abgeſchnitten und
uns die daſelbſt angelegte ſchoͤne Magazyne zu Theil
werden, da der General Baronay mit einem Corpo
durch die Jablunka auch in Anmarſch iſt. Morgen
hoffen wir den Feind bey Neuß zu ſehen, und mit ihm,
wann er anderſt Stand haͤlt, eins zu wagen, an deſſen
guten Ausſchlag nicht gezweifelt wird, weil unſere
Truppen insgeſammt dermaſſen muthig, daß ſie bey
einer vor ſich gehenden Action ihre Tapferkeit gewiß
erweiſen werden.
Jaͤgerndorf, den 4. April.
Heute gerieth allhier alles in Allarm, denn die
Preußiſchen Truppen, welche einige Zeit dieſen Ort
beſetzt haben, muſten, weil die Ungariſche Armee im
Anmarſch war, ſich zuruͤck ziehen; ſie pluͤnderten da-
hero nicht nur das Schloß, das Minoriten-Kloſter
und die ganze Stadt, ſondern ſie trieben auch alles
Vieh weg, ſchlugen den Buͤrgern die Bier- und Wein-
Faͤſſer ein, und was ſie nicht aus dem hieſigen groſſen
Magazyn mitnehmen konnten, warfen ſie in das
Waſſer.
Glatz, den 5. April.
Jn Warta hat ſich vor einigen Tagen zugetragen,
daß eine zum Recognoſciren ausgeweſene Preußiſche
Cavallerie-Parthey ſich jenem Orte genaͤhert, die in
Warta befindliche Preuſſen aber haben ſolche fuͤr die
Unſrigen gehalten, und mit ihren allda aufgepflanz-
ten Stuͤcken Feuer unter ſolche gegeben, einige Mann
zu Schanden geſchoſſen, wovon bereits 2. geſtorben,
und 8. Pferde ſind dadurch crepiret. Von hieſiger
Beſatzung wurden neulich 60. Mann auscomman-
diret, eine kleine Bruͤcke, welche die Preuſſen eine Mei-
le Weges von Warta geſchlagen hatten, auseinan-
der zu reiſſen, welches auch gluͤcklich ins Werk ge-
richtet ward; man war aber kaum damit fertig, ſo
lieſſen ſich 100. Mann Preußiſche Dragoner auf der
andern Seite ſehen, worauf die Unſrigen die Flucht
nahmen, und des Abends hier wieder einruͤckten. Wir
erwarten heute 40. gefangene Preuſſen, welche ge-
ſtern ſchon ankommen ſollen.
Glatz, den 8. April.
Man hat Nachricht erhalten, daß eine gewiſſe
Schleſiſche Dame an den Maͤhriſchen Grenzen etli-
chen Preußiſchen Officiers des Abends eine Soupe ge-
geben, ehe ſichs aber jemand verſehen, ſind die Ghi-
laniſchen Huſſaren in den Edelhof gekommen, da ſich
denn die Officiers zwar zur Wehre geſetzt, aber doch
ergeben muͤſſen, worauf ſie nebſt der Dame gefan-
gen weggefuͤhret worden. Ehe dieſes aber geſchehen,
hat der Officier von den Huſſaren noch mit den Preuſ-
ſiſchen Officiers gegeſſen und getrunken, die Huſſa-
ren aber haben ſich ſelber eine Tafel zubereitet, wor-
auf zwar wenig Eſſen, Wein und Bier aber im Ueber-
fluß geweſen iſt. Vorgeſtern kam ein Preußiſcher
Deſerteur nebſt ſeinem Weibe anhero, welche berich-
teten, daß die Preußiſche Armee ſich zuſammen ziehe,
um die Ungariſche, welche nicht weit mehr entfernet
iſt, anzugreifen. Geſtern brachte man 5. Spionen
hier ein, welche alle unſere ausgegangene Partheyen
verrathen haben.
Breßlau, den 18. April.
Ob wohl der Cardinal von Sinzendorf neulich aus
Otmachow in ſeine hieſige Biſchoͤfliche Reſidenz ge-
bracht, und der genauen Aufſicht eines Officiers an-
vertrauet, uͤbrigens aber ihm mit allem ſeinem Cha-
racter und ſeiner Gebuhrt zukommenden Vorzuge und
Hoͤflichkeit begegnet wurde; ſo haben dennoch Se.
Koͤnigl. Majeſtaͤt in Preuſſen, dero gerechten Miß-
vergnuͤgens uͤber die Auffuͤhrung gemeldeten Praͤla-
tens ohngeachtet, da nemlich derſelbe ſeinen Stand
dergeſtalt vergeſſen, daß er ſich mit den Feinden Sr.
Koͤnigl. Majeſtaͤt in eine verbotene Correſpondenz
eingelaſſen, ihm nunmehro aus einer Wirkung Jhrer
Koͤniglichen Guͤte, und aus Conſideration vor ſeine
Familie, ja vor ſeine eigene Perſon, die voͤllige Frey-
heit wieder ertheilet, mit der Erlaubniß, ſich waͤhren-
der Unruhe in Schleſien nach Wien zu begeben. Sol-
ches iſt ihm heute durch den Koͤnigl. Cabinets-Mini-
ſter, Herrn von Podewills, welcher ſich jetzo nebſt
verſchiedenen auslaͤndiſchen Miniſtern allhier befin-
det, wuͤrklich angekuͤndiget worden.
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