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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 68, 29. April 1741.

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[Spaltenumbruch] buhrt des Durchl. jungen Erz-Herzogs eine schöne
Jllumination aller auf die Gassen gehenden Fenster
angestellet, der Magistrat aber zu eben dem Ende ein
46. Ellen hohes über und über erleuchtetes Ehren-
Gerüste aufgeführet, dessen Haupt-Jnnhalt auf Jo-
sephs Träume von den Garben, und eilf Sternen, die
einer Sonne zugesellet, nebst dem Stamm-Baume
des Durchl. Erz-Hauses Oesterreich gerichtet gewe-
sen. Den Morgen vorher ist das Dank-Fest in der
Pfarr-Kirche, unter Paradirung zweyer Stadt-Com-
pagnien und dreymaliger Abfeurung vieler Stücken
gehalten worden.


Am 8ten rückte unsere Armee vor Tages aus ihrem
Quartier, und marschirte geraden Weges nach Grot-
kau, wo ein feindlicher Capitain mit 60. alter Mann-
schaft und 900. Recruten in Besatzung lag, und es
gelung dem Herrn General Berlichinger in der Vor-
stadt einen Bauer aufzuheben, welcher mit Briefen
von der Preußischen Armee an ermeldeten Capitain
abgeschicket worden war, daß ihm 5000. Mann zu
Hülfe gesendet werden sollten. Nachdem wir aber
unsere Stücke bereits vor das Thor gepflanzet, um es
einzuschiessen, so übergab der Capitain den Ort mit
der Besatzung und sich und einige andere Officiers zu
Kriegs-Gefangenen. Gestern ist es bey Mollwitz zu
einem Treffen gekommen, und weil die Nacht einge-
brochen, haben sich die Unsrigen zurück gezogen.


Gestern und vorgestern sind allhier die betrübten
Nachrichten eingelauffen, daß die schöne Stadt
Ham fast völlig in die Asche geleget worden, davon
man vorjetzo nichts mehr melden kann, als daß die
überaus schöne und grosse Reformirte Kirche, nebst
den vornehmsten öffentlichen Gebäuden, bis auf den
Grund abgebrannt, und über 400. Häuser durch
die Flamme verzehret worden.


Mit den letzten Briefen aus England ist die gewisse
Nachricht eingelaufen, daß Jhro Majestät der König
im Parlemente vorgetragen, wie die pragmatische
Sanction erfordere, daß man 12000. Mann der
Königin von Ungarn und Böhmen zu Hülfe schicke;
und da die Befehle an alle Regimenter bereits einge-
laufen sind, so setzet sich ein jeder im marschfertigen
Stande.


Vor einigen Tagen kam allhier eine Familie von
den Salzburgischen Emigranten an, gegen welche
man sich sehr mitleidig bezeigt.


[Spaltenumbruch]

Gestern ist mit allgemeinem Beyfall der Hochedle
und Hochgelahrte Herr Dreßky, beyder Rechten
Doctor, zum Rathmann dieser Stadt zur Ersetzung
der Stelle erwählet worden, welche der weyland
Hochverdiente Hr. Doctor Pauli bekleidet hat. Von
Jhro Excellenz dem Herrn Grafen von Münnich sind
an dessen hiesigen Freunde die Nachrichten eingelau-
fen, daß er aus St. Petersburg abgegangen, und auf
der Reise nach Schlesien sey, um seine dort überkom-
mene Grafschaft in Besitz zu nehmen, worinn ihm
auch Jhro Majestät der König von Preussen sehr ge-
neigt ist.




Von neuen merkwürdigen
gelehrten Sachen.
Hamburg.

Bey Felginers Wittwe und Bohn
ist zu haben: Jo. Dieterici Winckleri, Professor,
Hamburgensis, Disquisitiones philologicae Scriptu-
rae sacrae quaedam loca & Antiquitates tam ecclesia-
sticae quam profanae Momenta illustrantes.
in Octav,
466. Seiten. Würdige Ausleger des Bibelbuchs
müssen die Schriften der Alten fleißig gelesen haben,
und wo sie in ihrer Arbeit glücklich seyn wollen, muß
es ihnen bey dem Kenntniß der Sprachen niemals an
einer geläuterten Vernunft fehlen. Wenn man alle
mögliche Hülfsmittel zur Erklärung einer dunklen
Schriftstelle sammlet, und dabey schwach an der Ur-
theilskraft ist, so werden geübte Leser niemals ihre
Genugthuung erhalten. Die Schriften der heiligen
Männer, welche den Bewegungsgrund in sich haben,
daß sie mit aller Hochachtung gelesen werden, weisen
uns unterschiedene Stellen, bey denen wir aufmerk-
sam stille stehen müssen. Dieß kann niemand fremde
vorkommen, wenn man ihre damalige Verfassung
betrachtet. Männer, welche Namen und Würde der
Schriftgelehrten zieret, finden hier eine Pflicht, ihr
Bemühen zur Erklärung solcher Schriftstellen anzu-
wenden. Wer mit keiner handwerksmäßigen Ge-
lahrtheit zufrieden ist, sondern sich um das Kenntniß
der Dinge bekümmert, wird die Schriften allemal
mit Vergnügen lesen, welche uns eine Wahrheit nach
ihren Umständen begreiflich zu machen suchen. Der
Herr Professor hat bey diesem Buche gleiche Absicht,
und wir sind überzeugt, daß seine gelehrten Untersu-
chungen den Lesern nicht unangenehm seyn werden.
Die erstere handelt: De vero AEgypti Etymo. Jn
dem Bibelbuche wird dieses Land Arez Cham genennt,

[Spaltenumbruch] buhrt des Durchl. jungen Erz-Herzogs eine ſchoͤne
Jllumination aller auf die Gaſſen gehenden Fenſter
angeſtellet, der Magiſtrat aber zu eben dem Ende ein
46. Ellen hohes uͤber und uͤber erleuchtetes Ehren-
Geruͤſte aufgefuͤhret, deſſen Haupt-Jnnhalt auf Jo-
ſephs Traͤume von den Garben, und eilf Sternen, die
einer Sonne zugeſellet, nebſt dem Stamm-Baume
des Durchl. Erz-Hauſes Oeſterreich gerichtet gewe-
ſen. Den Morgen vorher iſt das Dank-Feſt in der
Pfarr-Kirche, unter Paradirung zweyer Stadt-Com-
pagnien und dreymaliger Abfeurung vieler Stuͤcken
gehalten worden.


Am 8ten ruͤckte unſere Armee vor Tages aus ihrem
Quartier, und marſchirte geraden Weges nach Grot-
kau, wo ein feindlicher Capitain mit 60. alter Mann-
ſchaft und 900. Recruten in Beſatzung lag, und es
gelung dem Herrn General Berlichinger in der Vor-
ſtadt einen Bauer aufzuheben, welcher mit Briefen
von der Preußiſchen Armee an ermeldeten Capitain
abgeſchicket worden war, daß ihm 5000. Mann zu
Huͤlfe geſendet werden ſollten. Nachdem wir aber
unſere Stuͤcke bereits vor das Thor gepflanzet, um es
einzuſchieſſen, ſo uͤbergab der Capitain den Ort mit
der Beſatzung und ſich und einige andere Officiers zu
Kriegs-Gefangenen. Geſtern iſt es bey Mollwitz zu
einem Treffen gekommen, und weil die Nacht einge-
brochen, haben ſich die Unſrigen zuruͤck gezogen.


Geſtern und vorgeſtern ſind allhier die betruͤbten
Nachrichten eingelauffen, daß die ſchoͤne Stadt
Ham faſt voͤllig in die Aſche geleget worden, davon
man vorjetzo nichts mehr melden kann, als daß die
uͤberaus ſchoͤne und groſſe Reformirte Kirche, nebſt
den vornehmſten oͤffentlichen Gebaͤuden, bis auf den
Grund abgebrannt, und uͤber 400. Haͤuſer durch
die Flamme verzehret worden.


Mit den letzten Briefen aus England iſt die gewiſſe
Nachricht eingelaufen, daß Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig
im Parlemente vorgetragen, wie die pragmatiſche
Sanction erfordere, daß man 12000. Mann der
Koͤnigin von Ungarn und Boͤhmen zu Huͤlfe ſchicke;
und da die Befehle an alle Regimenter bereits einge-
laufen ſind, ſo ſetzet ſich ein jeder im marſchfertigen
Stande.


Vor einigen Tagen kam allhier eine Familie von
den Salzburgiſchen Emigranten an, gegen welche
man ſich ſehr mitleidig bezeigt.


[Spaltenumbruch]

Geſtern iſt mit allgemeinem Beyfall der Hochedle
und Hochgelahrte Herr Dreßky, beyder Rechten
Doctor, zum Rathmann dieſer Stadt zur Erſetzung
der Stelle erwaͤhlet worden, welche der weyland
Hochverdiente Hr. Doctor Pauli bekleidet hat. Von
Jhro Excellenz dem Herrn Grafen von Muͤnnich ſind
an deſſen hieſigen Freunde die Nachrichten eingelau-
fen, daß er aus St. Petersburg abgegangen, und auf
der Reiſe nach Schleſien ſey, um ſeine dort uͤberkom-
mene Grafſchaft in Beſitz zu nehmen, worinn ihm
auch Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig von Preuſſen ſehr ge-
neigt iſt.




Von neuen merkwuͤrdigen
gelehrten Sachen.
Hamburg.

Bey Felginers Wittwe und Bohn
iſt zu haben: Jo. Dieterici Winckleri, Profeſſor,
Hamburgenſis, Diſquiſitiones philologicæ Scriptu-
ræ ſacræ quædam loca & Antiquitates tam eccleſia-
ſticæ quam profanæ Momenta illuſtrantes.
in Octav,
466. Seiten. Wuͤrdige Ausleger des Bibelbuchs
muͤſſen die Schriften der Alten fleißig geleſen haben,
und wo ſie in ihrer Arbeit gluͤcklich ſeyn wollen, muß
es ihnen bey dem Kenntniß der Sprachen niemals an
einer gelaͤuterten Vernunft fehlen. Wenn man alle
moͤgliche Huͤlfsmittel zur Erklaͤrung einer dunklen
Schriftſtelle ſammlet, und dabey ſchwach an der Ur-
theilskraft iſt, ſo werden geuͤbte Leſer niemals ihre
Genugthuung erhalten. Die Schriften der heiligen
Maͤnner, welche den Bewegungsgrund in ſich haben,
daß ſie mit aller Hochachtung geleſen werden, weiſen
uns unterſchiedene Stellen, bey denen wir aufmerk-
ſam ſtille ſtehen muͤſſen. Dieß kann niemand fremde
vorkommen, wenn man ihre damalige Verfaſſung
betrachtet. Maͤnner, welche Namen und Wuͤrde der
Schriftgelehrten zieret, finden hier eine Pflicht, ihr
Bemuͤhen zur Erklaͤrung ſolcher Schriftſtellen anzu-
wenden. Wer mit keiner handwerksmaͤßigen Ge-
lahrtheit zufrieden iſt, ſondern ſich um das Kenntniß
der Dinge bekuͤmmert, wird die Schriften allemal
mit Vergnuͤgen leſen, welche uns eine Wahrheit nach
ihren Umſtaͤnden begreiflich zu machen ſuchen. Der
Herr Profeſſor hat bey dieſem Buche gleiche Abſicht,
und wir ſind uͤberzeugt, daß ſeine gelehrten Unterſu-
chungen den Leſern nicht unangenehm ſeyn werden.
Die erſtere handelt: De vero Ægypti Etymo. Jn
dem Bibelbuche wird dieſes Land Arez Cham geneñt,

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[[3]/0003] buhrt des Durchl. jungen Erz-Herzogs eine ſchoͤne Jllumination aller auf die Gaſſen gehenden Fenſter angeſtellet, der Magiſtrat aber zu eben dem Ende ein 46. Ellen hohes uͤber und uͤber erleuchtetes Ehren- Geruͤſte aufgefuͤhret, deſſen Haupt-Jnnhalt auf Jo- ſephs Traͤume von den Garben, und eilf Sternen, die einer Sonne zugeſellet, nebſt dem Stamm-Baume des Durchl. Erz-Hauſes Oeſterreich gerichtet gewe- ſen. Den Morgen vorher iſt das Dank-Feſt in der Pfarr-Kirche, unter Paradirung zweyer Stadt-Com- pagnien und dreymaliger Abfeurung vieler Stuͤcken gehalten worden. Neuß, den 11. April. Am 8ten ruͤckte unſere Armee vor Tages aus ihrem Quartier, und marſchirte geraden Weges nach Grot- kau, wo ein feindlicher Capitain mit 60. alter Mann- ſchaft und 900. Recruten in Beſatzung lag, und es gelung dem Herrn General Berlichinger in der Vor- ſtadt einen Bauer aufzuheben, welcher mit Briefen von der Preußiſchen Armee an ermeldeten Capitain abgeſchicket worden war, daß ihm 5000. Mann zu Huͤlfe geſendet werden ſollten. Nachdem wir aber unſere Stuͤcke bereits vor das Thor gepflanzet, um es einzuſchieſſen, ſo uͤbergab der Capitain den Ort mit der Beſatzung und ſich und einige andere Officiers zu Kriegs-Gefangenen. Geſtern iſt es bey Mollwitz zu einem Treffen gekommen, und weil die Nacht einge- brochen, haben ſich die Unſrigen zuruͤck gezogen. Lippſtadt, den 19. April. Geſtern und vorgeſtern ſind allhier die betruͤbten Nachrichten eingelauffen, daß die ſchoͤne Stadt Ham faſt voͤllig in die Aſche geleget worden, davon man vorjetzo nichts mehr melden kann, als daß die uͤberaus ſchoͤne und groſſe Reformirte Kirche, nebſt den vornehmſten oͤffentlichen Gebaͤuden, bis auf den Grund abgebrannt, und uͤber 400. Haͤuſer durch die Flamme verzehret worden. Hannover, den 24. April. Mit den letzten Briefen aus England iſt die gewiſſe Nachricht eingelaufen, daß Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig im Parlemente vorgetragen, wie die pragmatiſche Sanction erfordere, daß man 12000. Mann der Koͤnigin von Ungarn und Boͤhmen zu Huͤlfe ſchicke; und da die Befehle an alle Regimenter bereits einge- laufen ſind, ſo ſetzet ſich ein jeder im marſchfertigen Stande. Kiel, den 27. April. Vor einigen Tagen kam allhier eine Familie von den Salzburgiſchen Emigranten an, gegen welche man ſich ſehr mitleidig bezeigt. Hamburg, den 29. April. Geſtern iſt mit allgemeinem Beyfall der Hochedle und Hochgelahrte Herr Dreßky, beyder Rechten Doctor, zum Rathmann dieſer Stadt zur Erſetzung der Stelle erwaͤhlet worden, welche der weyland Hochverdiente Hr. Doctor Pauli bekleidet hat. Von Jhro Excellenz dem Herrn Grafen von Muͤnnich ſind an deſſen hieſigen Freunde die Nachrichten eingelau- fen, daß er aus St. Petersburg abgegangen, und auf der Reiſe nach Schleſien ſey, um ſeine dort uͤberkom- mene Grafſchaft in Beſitz zu nehmen, worinn ihm auch Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig von Preuſſen ſehr ge- neigt iſt. Von neuen merkwuͤrdigen gelehrten Sachen. Hamburg. Bey Felginers Wittwe und Bohn iſt zu haben: Jo. Dieterici Winckleri, Profeſſor, Hamburgenſis, Diſquiſitiones philologicæ Scriptu- ræ ſacræ quædam loca & Antiquitates tam eccleſia- ſticæ quam profanæ Momenta illuſtrantes. in Octav, 466. Seiten. Wuͤrdige Ausleger des Bibelbuchs muͤſſen die Schriften der Alten fleißig geleſen haben, und wo ſie in ihrer Arbeit gluͤcklich ſeyn wollen, muß es ihnen bey dem Kenntniß der Sprachen niemals an einer gelaͤuterten Vernunft fehlen. Wenn man alle moͤgliche Huͤlfsmittel zur Erklaͤrung einer dunklen Schriftſtelle ſammlet, und dabey ſchwach an der Ur- theilskraft iſt, ſo werden geuͤbte Leſer niemals ihre Genugthuung erhalten. Die Schriften der heiligen Maͤnner, welche den Bewegungsgrund in ſich haben, daß ſie mit aller Hochachtung geleſen werden, weiſen uns unterſchiedene Stellen, bey denen wir aufmerk- ſam ſtille ſtehen muͤſſen. Dieß kann niemand fremde vorkommen, wenn man ihre damalige Verfaſſung betrachtet. Maͤnner, welche Namen und Wuͤrde der Schriftgelehrten zieret, finden hier eine Pflicht, ihr Bemuͤhen zur Erklaͤrung ſolcher Schriftſtellen anzu- wenden. Wer mit keiner handwerksmaͤßigen Ge- lahrtheit zufrieden iſt, ſondern ſich um das Kenntniß der Dinge bekuͤmmert, wird die Schriften allemal mit Vergnuͤgen leſen, welche uns eine Wahrheit nach ihren Umſtaͤnden begreiflich zu machen ſuchen. Der Herr Profeſſor hat bey dieſem Buche gleiche Abſicht, und wir ſind uͤberzeugt, daß ſeine gelehrten Unterſu- chungen den Leſern nicht unangenehm ſeyn werden. Die erſtere handelt: De vero Ægypti Etymo. Jn dem Bibelbuche wird dieſes Land Arez Cham geneñt,

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 68, 29. April 1741, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_682904_1741/3>, abgerufen am 03.12.2024.