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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 69, Hamburg, 30. April 1790.

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[Spaltenumbruch]

Jm Venetianischen Dalmatien fährt man noch fort,
die Landtruppen zusammen zu ziehen; auch soll die
Flotte zum Auslaufen bereit seyn.

Gestern gieng die letzte Abtheilung des nach Böh-
men und Mähren bestimmten Artilleriecorps von hier
ab, und marschiren noch immer Truppen dahin hier
durch, und bey alle dem glaubt man noch immer die
Beybehaltung des Friedens. Der Feldmarschall Lau-
don ist noch hier, und dürfte auch vor dem 25sten nicht
abgehen, weil er sich erst von einer ihm zugestoßenen
Unpäßlichkeit erholen will; indessen ist am 19ten seine
kleinere Feld-Equipage, in 3 Wagen bestehend, nach
Ollmütz voraus gegangen.

Gestern kam ein Courier von Berlin, dem ein zwey-
ter, wie man vernimmt, mit dem Ultimatum des
Königl. Preußischen Hofes nächstens folgen wird.


Der zum Bannus von Croatien, Dalmatien und
Slavonien ernannte Graf von Erdödi, ist zugleich zum
wirklichen geheimen Rath erhoben worden.

Am 13ten dieses hatte der Preußische Gesandte,
Graf von Podewills, bey dem Könige Audienz, um
seinen neuen Beglaubigungsbrief zu überreichen.

Vorigen Sonntag ward hier in allen Kirchen unter
Aussetzung des Hochwürdigen ein Hochamt und öffent-
liches Gebet gehalten, um Glück für Sr. Majestät neu-
angetretene Regierung von Gott zu erflehen.

Zur Unternehmung auf Widdin sind von Belgrad
9 Fahrzeuge mit Belagerungsgeschütz abgegangen;
den 10ten solgten 8 Tschaiken.

Zu Schuppaneck ist am 6ten ein starkes Erdbeben
verspürt worden.

Der Commandant von Widdin hat 2 Abgeordnete
nach Constantinopel geschickt, um den Divan die Gefahr
der Vestung, wegen der bevorstehenden Belagerung,
vorzustellen, und sich eine baldige Unterstützung auszu-
bitten, weil sich jetzt in Widdin der Kern der Handels-
leute aus Servien und der Wallachey mit großen
Reichthum befände.

Jn Bosnien ist das Gerücht, die Pforte habe den
Pacha von Seutari zum Seraskier von Bosnien mit
dem Auftrage ernannt, mit aller Mannschast, die er
nur aufbringen könnte, gegen uns zu Felde zu ziehen.

Man sagt, daß durch das nun wieder aufgehobene
neue Steuersystem den Königl. Erblanden ein Nachtheil
von einigen Millionen zugewachsen sey.

Das Gerücht, als wenn die nach Böhmen und Mäh-
ren im Marsch befindlichen Truppen Ordre erhalten
hätten, Halt zu machen, hat sich nicht bestätigt.

Der König ist sehr strenge auf die genaue Befolgung
der Policeygesetze, und will überhaupt die Ausschwei-
fungen junger Leute abgestellt wissen. Schon sind 700
liederliche Weibsbilder aufgefangen, und zu Schiffe
nach Ungarn transportirt worden.

Jm Lande Oesterreich will der König auf immer
12 Prälaturen bestehn lassen, die als Landstände alle
3 Jahre wechseln sollen. Die noch fehlenden werden
also wieder errichtet, und in ihre vorige Verfassung
gesetzt.

Der König soll den großmüthigen Entschluß gefaßt
[Spaltenumbruch] haben, aus dem hiesigen Versatzamte den Eigenthümern
diejenigen Pfänder, die unter 10 Gulden betragen,
unentgeldlich zurückgeben zu lassen, welches Geschenk
ihm 400000 Gulden kosten würde.

Jn Siebenbürgen haben die Ungarn sämmtliche
Grundausmessungsschriften, die beynahe 1 Million
gekostet haben, und alle Patente von Joseph 11. ver-
brannt, auch alle denen, die in Deutscher Kleidung
erschienen, solche vom Leibe gerissen, in einer Normal-
schule Oefen und Fenster eingeschlagen, und Tische
und Bänke verbrannt.

Am 15ten ist ein Officier von der Ungarischen Nobel-
garde als Courier nach Madrid abgegangen. Man
glaubt, der Spanische Monarch werde an unsern Ange-
legenheiten stärkeren Antheil als vorher nehmen.

Die Türken unter dem Commando des Großveziers
zu Schiumla sollen einen Aufstand erregt haben, weil
ihnen der Sold nicht richtig ausbezahlt worden, und
weil die angekommenen Asiaten 28 Piaster mehr als
gewöhnlich erhalten haben. Die aus 4000 Janit-
scharen hestehende Leibwache des Großveziers hat in-
dessen die Ruhe wieder hergestellt.

Unsere Armee gegen die Türken besteht jetzt aus 100000
Mann, die in Mähren aus 45 Bataillonen und 31 Di-
visionen, die in Böhmen aus 40 Bataillonen und 20
Divisionen, welche 400 Feld- und Belagerungsstücke
bey sich hat, und die in Gallizien aus 45000 Mann.
Der Prinz von Waldeck commandirt die Vorposten
in Mähren.


Gestern ist der große aus 3 Divisionen destehende
Artillerietrain, der für die Coburgische Armee bestimmt
ist, von Carlsburg aufgebrochen. Er geht über Cron-
stadt nach Bukarest.

Nach einem Schreiben von Krajowa wird das Sta-
derische Corps schon den 20sten dieses Monats cam-
piren. Weil in der Gegend des Lagers kein Wasser
ist, so hat man 400 Arbeiter dahin abgeschickt, die in
14 Tagen 40 Brunnen graben sollen.

Von Bukarest vernimmt man, daß die Coburgische
Armee sich ebenfalls schon anschicke, die Winterquar-
tiere zu verlassen, und bey Bukarest ein Lager zu be-
ziehen.

Man will wissen, daß Fürst Potemkin vor einigen
Tagen von Jassy einen Courier mit Türkischen Frie-
densvorschlägen an Se. Majestät, den König, nach
Wien abgeschickt habe.

Den 6ten, Abends um 9 Uhr, haben wir hieselbst
ein Erdbeben verspürt.


Der König hat den Kammerherrn und Kreishaupt-
mann, Grafen Philipp von Kollowrath, zum Ober-
Landescommissarius bey der Böhmischen Armee er-
nannt.

General Wurmser ist gestern zu seiner Station in
Mähren abgereiset.

Der Hauptmann Winmer von Ulrich Kinsky hat
einen Contract geschlossen, nach welchem er für die
Armee in Bohmen und Mähren über 2000 vierspännige
Wagen liefern und unterhalten wird.


[Spaltenumbruch]

Jm Venetianiſchen Dalmatien faͤhrt man noch fort,
die Landtruppen zuſammen zu ziehen; auch ſoll die
Flotte zum Auslaufen bereit ſeyn.

Geſtern gieng die letzte Abtheilung des nach Boͤh-
men und Maͤhren beſtimmten Artilleriecorps von hier
ab, und marſchiren noch immer Truppen dahin hier
durch, und bey alle dem glaubt man noch immer die
Beybehaltung des Friedens. Der Feldmarſchall Lau-
don iſt noch hier, und duͤrfte auch vor dem 25ſten nicht
abgehen, weil er ſich erſt von einer ihm zugeſtoßenen
Unpaͤßlichkeit erholen will; indeſſen iſt am 19ten ſeine
kleinere Feld-Equipage, in 3 Wagen beſtehend, nach
Ollmuͤtz voraus gegangen.

Geſtern kam ein Courier von Berlin, dem ein zwey-
ter, wie man vernimmt, mit dem Ultimatum des
Koͤnigl. Preußiſchen Hofes naͤchſtens folgen wird.


Der zum Bannus von Croatien, Dalmatien und
Slavonien ernannte Graf von Erdoͤdi, iſt zugleich zum
wirklichen geheimen Rath erhoben worden.

Am 13ten dieſes hatte der Preußiſche Geſandte,
Graf von Podewills, bey dem Koͤnige Audienz, um
ſeinen neuen Beglaubigungsbrief zu uͤberreichen.

Vorigen Sonntag ward hier in allen Kirchen unter
Ausſetzung des Hochwuͤrdigen ein Hochamt und oͤffent-
liches Gebet gehalten, um Gluͤck fuͤr Sr. Majeſtaͤt neu-
angetretene Regierung von Gott zu erflehen.

Zur Unternehmung auf Widdin ſind von Belgrad
9 Fahrzeuge mit Belagerungsgeſchuͤtz abgegangen;
den 10ten ſolgten 8 Tſchaiken.

Zu Schuppaneck iſt am 6ten ein ſtarkes Erdbeben
verſpuͤrt worden.

Der Commandant von Widdin hat 2 Abgeordnete
nach Conſtantinopel geſchickt, um den Divan die Gefahr
der Veſtung, wegen der bevorſtehenden Belagerung,
vorzuſtellen, und ſich eine baldige Unterſtuͤtzung auszu-
bitten, weil ſich jetzt in Widdin der Kern der Handels-
leute aus Servien und der Wallachey mit großen
Reichthum befaͤnde.

Jn Bosnien iſt das Geruͤcht, die Pforte habe den
Pacha von Seutari zum Seraskier von Bosnien mit
dem Auftrage ernannt, mit aller Mannſchaſt, die er
nur aufbringen koͤnnte, gegen uns zu Felde zu ziehen.

Man ſagt, daß durch das nun wieder aufgehobene
neue Steuerſyſtem den Koͤnigl. Erblanden ein Nachtheil
von einigen Millionen zugewachſen ſey.

Das Geruͤcht, als wenn die nach Boͤhmen und Maͤh-
ren im Marſch befindlichen Truppen Ordre erhalten
haͤtten, Halt zu machen, hat ſich nicht beſtaͤtigt.

Der Koͤnig iſt ſehr ſtrenge auf die genaue Befolgung
der Policeygeſetze, und will uͤberhaupt die Ausſchwei-
fungen junger Leute abgeſtellt wiſſen. Schon ſind 700
liederliche Weibsbilder aufgefangen, und zu Schiffe
nach Ungarn tranſportirt worden.

Jm Lande Oeſterreich will der Koͤnig auf immer
12 Praͤlaturen beſtehn laſſen, die als Landſtaͤnde alle
3 Jahre wechſeln ſollen. Die noch fehlenden werden
alſo wieder errichtet, und in ihre vorige Verfaſſung
geſetzt.

Der Koͤnig ſoll den großmuͤthigen Entſchluß gefaßt
[Spaltenumbruch] haben, aus dem hieſigen Verſatzamte den Eigenthuͤmern
diejenigen Pfaͤnder, die unter 10 Gulden betragen,
unentgeldlich zuruͤckgeben zu laſſen, welches Geſchenk
ihm 400000 Gulden koſten wuͤrde.

Jn Siebenbuͤrgen haben die Ungarn ſaͤmmtliche
Grundausmeſſungsſchriften, die beynahe 1 Million
gekoſtet haben, und alle Patente von Joſeph 11. ver-
brannt, auch alle denen, die in Deutſcher Kleidung
erſchienen, ſolche vom Leibe geriſſen, in einer Normal-
ſchule Oefen und Fenſter eingeſchlagen, und Tiſche
und Baͤnke verbrannt.

Am 15ten iſt ein Officier von der Ungariſchen Nobel-
garde als Courier nach Madrid abgegangen. Man
glaubt, der Spaniſche Monarch werde an unſern Ange-
legenheiten ſtaͤrkeren Antheil als vorher nehmen.

Die Tuͤrken unter dem Commando des Großveziers
zu Schiumla ſollen einen Aufſtand erregt haben, weil
ihnen der Sold nicht richtig ausbezahlt worden, und
weil die angekommenen Aſiaten 28 Piaſter mehr als
gewoͤhnlich erhalten haben. Die aus 4000 Janit-
ſcharen heſtehende Leibwache des Großveziers hat in-
deſſen die Ruhe wieder hergeſtellt.

Unſere Armee gegen die Tuͤrken beſteht jetzt aus 100000
Mann, die in Maͤhren aus 45 Bataillonen und 31 Di-
viſionen, die in Boͤhmen aus 40 Bataillonen und 20
Diviſionen, welche 400 Feld- und Belagerungsſtuͤcke
bey ſich hat, und die in Gallizien aus 45000 Mann.
Der Prinz von Waldeck commandirt die Vorpoſten
in Maͤhren.


Geſtern iſt der große aus 3 Diviſionen deſtehende
Artillerietrain, der fuͤr die Coburgiſche Armee beſtimmt
iſt, von Carlsburg aufgebrochen. Er geht uͤber Cron-
ſtadt nach Bukareſt.

Nach einem Schreiben von Krajowa wird das Sta-
deriſche Corps ſchon den 20ſten dieſes Monats cam-
piren. Weil in der Gegend des Lagers kein Waſſer
iſt, ſo hat man 400 Arbeiter dahin abgeſchickt, die in
14 Tagen 40 Brunnen graben ſollen.

Von Bukareſt vernimmt man, daß die Coburgiſche
Armee ſich ebenfalls ſchon anſchicke, die Winterquar-
tiere zu verlaſſen, und bey Bukareſt ein Lager zu be-
ziehen.

Man will wiſſen, daß Fuͤrſt Potemkin vor einigen
Tagen von Jaſſy einen Courier mit Tuͤrkiſchen Frie-
densvorſchlaͤgen an Se. Majeſtaͤt, den Koͤnig, nach
Wien abgeſchickt habe.

Den 6ten, Abends um 9 Uhr, haben wir hieſelbſt
ein Erdbeben verſpuͤrt.


Der Koͤnig hat den Kammerherrn und Kreishaupt-
mann, Grafen Philipp von Kollowrath, zum Ober-
Landescommiſſarius bey der Boͤhmiſchen Armee er-
nannt.

General Wurmſer iſt geſtern zu ſeiner Station in
Maͤhren abgereiſet.

Der Hauptmann Winmer von Ulrich Kinsky hat
einen Contract geſchloſſen, nach welchem er fuͤr die
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[[2]/0002] Jm Venetianiſchen Dalmatien faͤhrt man noch fort, die Landtruppen zuſammen zu ziehen; auch ſoll die Flotte zum Auslaufen bereit ſeyn. Geſtern gieng die letzte Abtheilung des nach Boͤh- men und Maͤhren beſtimmten Artilleriecorps von hier ab, und marſchiren noch immer Truppen dahin hier durch, und bey alle dem glaubt man noch immer die Beybehaltung des Friedens. Der Feldmarſchall Lau- don iſt noch hier, und duͤrfte auch vor dem 25ſten nicht abgehen, weil er ſich erſt von einer ihm zugeſtoßenen Unpaͤßlichkeit erholen will; indeſſen iſt am 19ten ſeine kleinere Feld-Equipage, in 3 Wagen beſtehend, nach Ollmuͤtz voraus gegangen. Geſtern kam ein Courier von Berlin, dem ein zwey- ter, wie man vernimmt, mit dem Ultimatum des Koͤnigl. Preußiſchen Hofes naͤchſtens folgen wird. Wien, den 21 April. Der zum Bannus von Croatien, Dalmatien und Slavonien ernannte Graf von Erdoͤdi, iſt zugleich zum wirklichen geheimen Rath erhoben worden. Am 13ten dieſes hatte der Preußiſche Geſandte, Graf von Podewills, bey dem Koͤnige Audienz, um ſeinen neuen Beglaubigungsbrief zu uͤberreichen. Vorigen Sonntag ward hier in allen Kirchen unter Ausſetzung des Hochwuͤrdigen ein Hochamt und oͤffent- liches Gebet gehalten, um Gluͤck fuͤr Sr. Majeſtaͤt neu- angetretene Regierung von Gott zu erflehen. Zur Unternehmung auf Widdin ſind von Belgrad 9 Fahrzeuge mit Belagerungsgeſchuͤtz abgegangen; den 10ten ſolgten 8 Tſchaiken. Zu Schuppaneck iſt am 6ten ein ſtarkes Erdbeben verſpuͤrt worden. Der Commandant von Widdin hat 2 Abgeordnete nach Conſtantinopel geſchickt, um den Divan die Gefahr der Veſtung, wegen der bevorſtehenden Belagerung, vorzuſtellen, und ſich eine baldige Unterſtuͤtzung auszu- bitten, weil ſich jetzt in Widdin der Kern der Handels- leute aus Servien und der Wallachey mit großen Reichthum befaͤnde. Jn Bosnien iſt das Geruͤcht, die Pforte habe den Pacha von Seutari zum Seraskier von Bosnien mit dem Auftrage ernannt, mit aller Mannſchaſt, die er nur aufbringen koͤnnte, gegen uns zu Felde zu ziehen. Man ſagt, daß durch das nun wieder aufgehobene neue Steuerſyſtem den Koͤnigl. Erblanden ein Nachtheil von einigen Millionen zugewachſen ſey. Das Geruͤcht, als wenn die nach Boͤhmen und Maͤh- ren im Marſch befindlichen Truppen Ordre erhalten haͤtten, Halt zu machen, hat ſich nicht beſtaͤtigt. Der Koͤnig iſt ſehr ſtrenge auf die genaue Befolgung der Policeygeſetze, und will uͤberhaupt die Ausſchwei- fungen junger Leute abgeſtellt wiſſen. Schon ſind 700 liederliche Weibsbilder aufgefangen, und zu Schiffe nach Ungarn tranſportirt worden. Jm Lande Oeſterreich will der Koͤnig auf immer 12 Praͤlaturen beſtehn laſſen, die als Landſtaͤnde alle 3 Jahre wechſeln ſollen. Die noch fehlenden werden alſo wieder errichtet, und in ihre vorige Verfaſſung geſetzt. Der Koͤnig ſoll den großmuͤthigen Entſchluß gefaßt haben, aus dem hieſigen Verſatzamte den Eigenthuͤmern diejenigen Pfaͤnder, die unter 10 Gulden betragen, unentgeldlich zuruͤckgeben zu laſſen, welches Geſchenk ihm 400000 Gulden koſten wuͤrde. Jn Siebenbuͤrgen haben die Ungarn ſaͤmmtliche Grundausmeſſungsſchriften, die beynahe 1 Million gekoſtet haben, und alle Patente von Joſeph 11. ver- brannt, auch alle denen, die in Deutſcher Kleidung erſchienen, ſolche vom Leibe geriſſen, in einer Normal- ſchule Oefen und Fenſter eingeſchlagen, und Tiſche und Baͤnke verbrannt. Am 15ten iſt ein Officier von der Ungariſchen Nobel- garde als Courier nach Madrid abgegangen. Man glaubt, der Spaniſche Monarch werde an unſern Ange- legenheiten ſtaͤrkeren Antheil als vorher nehmen. Die Tuͤrken unter dem Commando des Großveziers zu Schiumla ſollen einen Aufſtand erregt haben, weil ihnen der Sold nicht richtig ausbezahlt worden, und weil die angekommenen Aſiaten 28 Piaſter mehr als gewoͤhnlich erhalten haben. Die aus 4000 Janit- ſcharen heſtehende Leibwache des Großveziers hat in- deſſen die Ruhe wieder hergeſtellt. Unſere Armee gegen die Tuͤrken beſteht jetzt aus 100000 Mann, die in Maͤhren aus 45 Bataillonen und 31 Di- viſionen, die in Boͤhmen aus 40 Bataillonen und 20 Diviſionen, welche 400 Feld- und Belagerungsſtuͤcke bey ſich hat, und die in Gallizien aus 45000 Mann. Der Prinz von Waldeck commandirt die Vorpoſten in Maͤhren. Hermannſtadt, den 9 April. Geſtern iſt der große aus 3 Diviſionen deſtehende Artillerietrain, der fuͤr die Coburgiſche Armee beſtimmt iſt, von Carlsburg aufgebrochen. Er geht uͤber Cron- ſtadt nach Bukareſt. Nach einem Schreiben von Krajowa wird das Sta- deriſche Corps ſchon den 20ſten dieſes Monats cam- piren. Weil in der Gegend des Lagers kein Waſſer iſt, ſo hat man 400 Arbeiter dahin abgeſchickt, die in 14 Tagen 40 Brunnen graben ſollen. Von Bukareſt vernimmt man, daß die Coburgiſche Armee ſich ebenfalls ſchon anſchicke, die Winterquar- tiere zu verlaſſen, und bey Bukareſt ein Lager zu be- ziehen. Man will wiſſen, daß Fuͤrſt Potemkin vor einigen Tagen von Jaſſy einen Courier mit Tuͤrkiſchen Frie- densvorſchlaͤgen an Se. Majeſtaͤt, den Koͤnig, nach Wien abgeſchickt habe. Den 6ten, Abends um 9 Uhr, haben wir hieſelbſt ein Erdbeben verſpuͤrt. Prag, den 22 April. Der Koͤnig hat den Kammerherrn und Kreishaupt- mann, Grafen Philipp von Kollowrath, zum Ober- Landescommiſſarius bey der Boͤhmiſchen Armee er- nannt. General Wurmſer iſt geſtern zu ſeiner Station in Maͤhren abgereiſet. Der Hauptmann Winmer von Ulrich Kinsky hat einen Contract geſchloſſen, nach welchem er fuͤr die Armee in Bohmen und Maͤhren uͤber 2000 vierſpaͤnnige Wagen liefern und unterhalten wird.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 69, Hamburg, 30. April 1790, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_693004_1790/2>, abgerufen am 21.11.2024.