Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 71, Hamburg, 4. Mai 1790.Mit allergnädigster Kayserlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgischen unpartheyischen CORRESPONDENTEN. Anno 1790. (Am Dienstage, den 4 May.) Num. 71.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 26 April.
Zu Toulon sind 2 unserer Fregatten von Algier
an- Das Chatelet hat über 32 Beschuldigte, die an
der Da das Chatelet noch sortfährt, genaue
Nachrichten Die rechte Seite der Nationalversammlung hat
eine Herr von Bergasse, Deputirter von Lyon, hat ge- Jm Hotel der Jnvaliden war ein Soldat gestorben, Jn den Sitzungen der Nationalversammlung vom Die Nationalversammlung kostet, sowol
für die Von den in Metz vorgefallenen Unruhen hat man
folgende Nachrichten erhalten: Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1790. (Am Dienſtage, den 4 May.) Num. 71.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 26 April.
Zu Toulon ſind 2 unſerer Fregatten von Algier
an- Das Chatelet hat uͤber 32 Beſchuldigte, die an
der Da das Chatelet noch ſortfaͤhrt, genaue
Nachrichten Die rechte Seite der Nationalverſammlung hat
eine Herr von Bergaſſe, Deputirter von Lyon, hat ge- Jm Hotel der Jnvaliden war ein Soldat geſtorben, Jn den Sitzungen der Nationalverſammlung vom Die Nationalverſammlung koſtet, ſowol
fuͤr die Von den in Metz vorgefallenen Unruhen hat man
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Er hat fuͤr die Freyheit der Franzoͤſiſchen<lb/> Selaven fuͤr jeden Capitain 10000 Livres, fuͤr die bey-<lb/> den Zimmermeiſter 8000, und 5000 fuͤr jeden Matro-<lb/> ſen verlangt. Jndeſſen hat Herr von Senneville, zur<lb/> Sicherheit unſerer Schiffahrt, einen neuen Tractat<lb/> mit dem Dey auf 100 Jahre geſchloſſen.</p><lb/> <p>Das Chatelet hat uͤber 32 Beſchuldigte, die an der<lb/> Ermordung des Maire von St. Denis Antheil gehabt<lb/> haben ſollen, das Urtheil geſprochen. Zwey ſollen<lb/> gehenkt werden. Einige ſind in Freyheit geſetzt, noch<lb/> andere mit Gefaͤngnißſtrafe belegt worden.</p><lb/> <p>Da das Chatelet noch ſortfaͤhrt, genaue Nachrichten<lb/> uͤber die Seenen zu Verſailles vom 5ten und 6ten Octo-<lb/> ber einzuziehen, und verſchiedene Deputirte der Na-<lb/> tionalverſammlung darinn verwickelt ſeyn ſollen; ſo<lb/> giebt man ſich alle Muͤhe, um dieſe Procedur aufzu-<lb/> halten. Der bekannte Diſtrict der Franziſcaner hat<lb/> ſogar die Nationalverſammlung in einer Addreſſe ge-<lb/> beten, dem Chatelet die Unterſuchung uͤber Verbrechen<lb/> der beleidigten Majeſtaͤt zu nehmen, und ein eigenes<lb/> Tribunal zu dieſem Behuf zu errichten. Herr Linguet<lb/> hat dieſe Addreſſe gemacht, und man verſichert, die<lb/> meiſten der 60 Diſtricte von Paris haͤtten ſie unter-<lb/> ſchrieben. Man beſchuldigt das Chatelet in ſelbiger,<lb/> daß es ariſtocratiſch denke, und den Ariſtocraten ge-<lb/> wogen ſey, daß es unſchuldige Deputirte in Verdacht<lb/> zu bringen ſuche. (Das Chatelet hat in dieſer Affaire<lb/> 240 Zeugen abgehoͤrt, die ihm alle vom Unterſuchungs-<lb/> Ausſchuß ſelbſt aufgegeben worden.) Jndeſſen hat das<lb/> Chatelet ſchon die Vorſicht gehabt, die Abſchriften der<lb/><cb/> Jnformationen zu vervielfaͤltigen, um ſie einſt durch<lb/> den Druck bekannt machen zu laſſen.</p><lb/> <p>Die rechte Seite der Nationalverſammlung hat eine<lb/> Declaration aufgeſetzt, welche in die Provinzen ge-<lb/> ſchickt werden ſoll, worinn Nachricht gegeben wird,<lb/> was in der Nationalverſammlung uͤber die Katholiſche<lb/> Religion und uͤber die geiſtlichen Guͤter vorgefallen iſt.<lb/> Sie iſt bereits von 330 Deputirten unterſchrieben,<lb/> und wird noch von 400 unterzeichnet werden.</p><lb/> <p>Herr von Bergaſſe, Deputirter von Lyon, hat ge-<lb/> gen die errichteten Aßignate oder National-Billets aufs<lb/> ſtaͤrkſte proteſtirt, und ſucht zu beweiſen, daß ſowol die<lb/> innere Handlung im Lande, als auch das Commerz<lb/> nach auswaͤrts, gaͤnzlich dadurch werde zerſtoͤhrt wer-<lb/> den. Heute oder morgen wird auch eine Schrift von<lb/> dem Herrn Bergaſſe erſcheinen, worinn er das Decret<lb/> auf die lebhafteſte Art angreift, nach welchem die jetzi-<lb/> gen Deputirten bey der Nationalverſammlung ſolange<lb/> bleiben ſollen, bis die Conſtitution zu Stande ſeyn wird.</p><lb/> <p>Jm Hotel der Jnvaliden war ein Soldat geſtorben,<lb/> der von einem Ragout gegeſſen hatte, das lange Zeit<lb/> in einem kupfernen Gefaͤße aufbehalten war. Man er-<lb/> mangelte nicht, an die Thuͤr des Verſammlungsſaals der<lb/> Nationalverſammlung eine Schrift anzuſchlagen, worinn<lb/> den Ariſtocraten dieſe Vergiftung zugeſchrieben ward.</p><lb/> <p>Jn den Sitzungen der Nationalverſammlung vom<lb/> Freytag, Sonnabend und Sonntag, ſind verſchiedene<lb/> Decrete uͤber Lehnsſachen gemacht worden. Auch ward<lb/> der Graf von Luzerne wieder von St. Domingo aus<lb/> hart verklagt; es ward aber auf dieſen Punkt nichts<lb/> entſchieden.</p><lb/> <p>Die Nationalverſammlung koſtet, ſowol fuͤr die<lb/> 1200 Deputirte, als fuͤr Kanzley-Unkoſten, taͤglich<lb/> 24000 Livres, alſo jaͤhrlich 8 Millionen 640000 Livres.</p> </div><lb/> </div> <div type="jArticle"> <head>Von den in Metz vorgefallenen Unruhen hat man<lb/> folgende Nachrichten erhalten:</head><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.
Anno 1790. (Am Dienſtage, den 4 May.) Num. 71.
Schreiben aus Paris, vom 26 April.
Zu Toulon ſind 2 unſerer Fregatten von Algier an-
gekommen, worauf ſich Herr von Senneville befand,
den der Koͤnig wegen einiger von den Algierern genom-
menen Franzoͤſiſchen Fahrzeuge dahin geſchickt hatte.
Er iſt vom Bey eben nicht freundſchaftlich aufgenom-
men worden. Er hat fuͤr die Freyheit der Franzoͤſiſchen
Selaven fuͤr jeden Capitain 10000 Livres, fuͤr die bey-
den Zimmermeiſter 8000, und 5000 fuͤr jeden Matro-
ſen verlangt. Jndeſſen hat Herr von Senneville, zur
Sicherheit unſerer Schiffahrt, einen neuen Tractat
mit dem Dey auf 100 Jahre geſchloſſen.
Das Chatelet hat uͤber 32 Beſchuldigte, die an der
Ermordung des Maire von St. Denis Antheil gehabt
haben ſollen, das Urtheil geſprochen. Zwey ſollen
gehenkt werden. Einige ſind in Freyheit geſetzt, noch
andere mit Gefaͤngnißſtrafe belegt worden.
Da das Chatelet noch ſortfaͤhrt, genaue Nachrichten
uͤber die Seenen zu Verſailles vom 5ten und 6ten Octo-
ber einzuziehen, und verſchiedene Deputirte der Na-
tionalverſammlung darinn verwickelt ſeyn ſollen; ſo
giebt man ſich alle Muͤhe, um dieſe Procedur aufzu-
halten. Der bekannte Diſtrict der Franziſcaner hat
ſogar die Nationalverſammlung in einer Addreſſe ge-
beten, dem Chatelet die Unterſuchung uͤber Verbrechen
der beleidigten Majeſtaͤt zu nehmen, und ein eigenes
Tribunal zu dieſem Behuf zu errichten. Herr Linguet
hat dieſe Addreſſe gemacht, und man verſichert, die
meiſten der 60 Diſtricte von Paris haͤtten ſie unter-
ſchrieben. Man beſchuldigt das Chatelet in ſelbiger,
daß es ariſtocratiſch denke, und den Ariſtocraten ge-
wogen ſey, daß es unſchuldige Deputirte in Verdacht
zu bringen ſuche. (Das Chatelet hat in dieſer Affaire
240 Zeugen abgehoͤrt, die ihm alle vom Unterſuchungs-
Ausſchuß ſelbſt aufgegeben worden.) Jndeſſen hat das
Chatelet ſchon die Vorſicht gehabt, die Abſchriften der
Jnformationen zu vervielfaͤltigen, um ſie einſt durch
den Druck bekannt machen zu laſſen.
Die rechte Seite der Nationalverſammlung hat eine
Declaration aufgeſetzt, welche in die Provinzen ge-
ſchickt werden ſoll, worinn Nachricht gegeben wird,
was in der Nationalverſammlung uͤber die Katholiſche
Religion und uͤber die geiſtlichen Guͤter vorgefallen iſt.
Sie iſt bereits von 330 Deputirten unterſchrieben,
und wird noch von 400 unterzeichnet werden.
Herr von Bergaſſe, Deputirter von Lyon, hat ge-
gen die errichteten Aßignate oder National-Billets aufs
ſtaͤrkſte proteſtirt, und ſucht zu beweiſen, daß ſowol die
innere Handlung im Lande, als auch das Commerz
nach auswaͤrts, gaͤnzlich dadurch werde zerſtoͤhrt wer-
den. Heute oder morgen wird auch eine Schrift von
dem Herrn Bergaſſe erſcheinen, worinn er das Decret
auf die lebhafteſte Art angreift, nach welchem die jetzi-
gen Deputirten bey der Nationalverſammlung ſolange
bleiben ſollen, bis die Conſtitution zu Stande ſeyn wird.
Jm Hotel der Jnvaliden war ein Soldat geſtorben,
der von einem Ragout gegeſſen hatte, das lange Zeit
in einem kupfernen Gefaͤße aufbehalten war. Man er-
mangelte nicht, an die Thuͤr des Verſammlungsſaals der
Nationalverſammlung eine Schrift anzuſchlagen, worinn
den Ariſtocraten dieſe Vergiftung zugeſchrieben ward.
Jn den Sitzungen der Nationalverſammlung vom
Freytag, Sonnabend und Sonntag, ſind verſchiedene
Decrete uͤber Lehnsſachen gemacht worden. Auch ward
der Graf von Luzerne wieder von St. Domingo aus
hart verklagt; es ward aber auf dieſen Punkt nichts
entſchieden.
Die Nationalverſammlung koſtet, ſowol fuͤr die
1200 Deputirte, als fuͤr Kanzley-Unkoſten, taͤglich
24000 Livres, alſo jaͤhrlich 8 Millionen 640000 Livres.
Von den in Metz vorgefallenen Unruhen hat man
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