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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.

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II. Kapitel. Das Urtheil.

Betrachten wir weiter in dem Beyspiele eines sol-
chen Urtheils das Subject, einige Menschen, Thie-
re
u. s. f. so enthält es ausser der particulären Form-
bestimmung: Einige, auch noch die Inhaltsbestim-
mung: Mensch u. s. f. Das Subject des singulären
Urtheils konnte heissen: Dieser Mensch, eine Singu-
larität, die eigentlich dem äusserlichen Monstriren ange-
hört; es soll daher vielmehr lauten, etwa Cajus. Aber
das Subject des particulären Urtheils kann nicht mehr
seyn: Einige Caji; denn Cajus soll ein Einzelner als
solcher seyn. Dem Einigen wird daher ein allge-
meinerer Inhalt beygegeben, etwa Menschen, Thie-
ren
u. s. f. Diß ist nicht bloß ein empirischer, son-
dern durch die Form des Urtheils bestimmter Inhalt;
er ist nemlich ein Allgemeines, weil Einige die
Allgemeinheit enthält, und sie zugleich von den Einzel-
nen, da die reflectirte Einzelnheit zu Grunde liegt, ge-
trennt seyn muß. Näher ist sie auch die allgemeine
Natur
, oder die Gattung Mensch, Thier; -- dieje-
nige Allgemeinheit, welche das Resultat des Reflexions-
urtheils ist, anticipirt; wie auch das positive Ur-
theil, indem es das Einzelne zum Subjecte hat, die
Bestimmung anticipirte, welche Resultat des Urtheils
des Daseyns ist.

Das Subject, das die Einzelnen, deren Bezie-
hung zur Besonderheit, und die allgemeine Natur enthält,
ist insofern schon gesetzt als die Totalität der Begriffs-
bestimmungen. Aber diese Betrachtung ist eigentlich
eine äusserliche. Was im Subjecte schon in Bezie-
hung
auf einander durch seine Form zunächst gesetzt
ist, ist die Erweiterung des Diesen zur Besonder-
heit; allein diese Verallgemeinerung ist ihm nicht ange-
messen; Dieses ist ein vollkommen bestimmtes, eini-
ges Dieses
aber ist unbestimmt. Die Erweiterung

soll
II. Kapitel. Das Urtheil.

Betrachten wir weiter in dem Beyſpiele eines ſol-
chen Urtheils das Subject, einige Menſchen, Thie-
re
u. ſ. f. ſo enthaͤlt es auſſer der particulaͤren Form-
beſtimmung: Einige, auch noch die Inhaltsbeſtim-
mung: Menſch u. ſ. f. Das Subject des ſingulaͤren
Urtheils konnte heiſſen: Dieſer Menſch, eine Singu-
laritaͤt, die eigentlich dem aͤuſſerlichen Monſtriren ange-
hoͤrt; es ſoll daher vielmehr lauten, etwa Cajus. Aber
das Subject des particulaͤren Urtheils kann nicht mehr
ſeyn: Einige Caji; denn Cajus ſoll ein Einzelner als
ſolcher ſeyn. Dem Einigen wird daher ein allge-
meinerer Inhalt beygegeben, etwa Menſchen, Thie-
ren
u. ſ. f. Diß iſt nicht bloß ein empiriſcher, ſon-
dern durch die Form des Urtheils beſtimmter Inhalt;
er iſt nemlich ein Allgemeines, weil Einige die
Allgemeinheit enthaͤlt, und ſie zugleich von den Einzel-
nen, da die reflectirte Einzelnheit zu Grunde liegt, ge-
trennt ſeyn muß. Naͤher iſt ſie auch die allgemeine
Natur
, oder die Gattung Menſch, Thier; — dieje-
nige Allgemeinheit, welche das Reſultat des Reflexions-
urtheils iſt, anticipirt; wie auch das poſitive Ur-
theil, indem es das Einzelne zum Subjecte hat, die
Beſtimmung anticipirte, welche Reſultat des Urtheils
des Daſeyns iſt.

Das Subject, das die Einzelnen, deren Bezie-
hung zur Beſonderheit, und die allgemeine Natur enthaͤlt,
iſt inſofern ſchon geſetzt als die Totalitaͤt der Begriffs-
beſtimmungen. Aber dieſe Betrachtung iſt eigentlich
eine aͤuſſerliche. Was im Subjecte ſchon in Bezie-
hung
auf einander durch ſeine Form zunaͤchſt geſetzt
iſt, iſt die Erweiterung des Dieſen zur Beſonder-
heit; allein dieſe Verallgemeinerung iſt ihm nicht ange-
meſſen; Dieſes iſt ein vollkommen beſtimmtes, eini-
ges Dieſes
aber iſt unbeſtimmt. Die Erweiterung

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[105/0123] II. Kapitel. Das Urtheil. Betrachten wir weiter in dem Beyſpiele eines ſol- chen Urtheils das Subject, einige Menſchen, Thie- re u. ſ. f. ſo enthaͤlt es auſſer der particulaͤren Form- beſtimmung: Einige, auch noch die Inhaltsbeſtim- mung: Menſch u. ſ. f. Das Subject des ſingulaͤren Urtheils konnte heiſſen: Dieſer Menſch, eine Singu- laritaͤt, die eigentlich dem aͤuſſerlichen Monſtriren ange- hoͤrt; es ſoll daher vielmehr lauten, etwa Cajus. Aber das Subject des particulaͤren Urtheils kann nicht mehr ſeyn: Einige Caji; denn Cajus ſoll ein Einzelner als ſolcher ſeyn. Dem Einigen wird daher ein allge- meinerer Inhalt beygegeben, etwa Menſchen, Thie- ren u. ſ. f. Diß iſt nicht bloß ein empiriſcher, ſon- dern durch die Form des Urtheils beſtimmter Inhalt; er iſt nemlich ein Allgemeines, weil Einige die Allgemeinheit enthaͤlt, und ſie zugleich von den Einzel- nen, da die reflectirte Einzelnheit zu Grunde liegt, ge- trennt ſeyn muß. Naͤher iſt ſie auch die allgemeine Natur, oder die Gattung Menſch, Thier; — dieje- nige Allgemeinheit, welche das Reſultat des Reflexions- urtheils iſt, anticipirt; wie auch das poſitive Ur- theil, indem es das Einzelne zum Subjecte hat, die Beſtimmung anticipirte, welche Reſultat des Urtheils des Daſeyns iſt. Das Subject, das die Einzelnen, deren Bezie- hung zur Beſonderheit, und die allgemeine Natur enthaͤlt, iſt inſofern ſchon geſetzt als die Totalitaͤt der Begriffs- beſtimmungen. Aber dieſe Betrachtung iſt eigentlich eine aͤuſſerliche. Was im Subjecte ſchon in Bezie- hung auf einander durch ſeine Form zunaͤchſt geſetzt iſt, iſt die Erweiterung des Dieſen zur Beſonder- heit; allein dieſe Verallgemeinerung iſt ihm nicht ange- meſſen; Dieſes iſt ein vollkommen beſtimmtes, eini- ges Dieſes aber iſt unbeſtimmt. Die Erweiterung ſoll

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/123>, abgerufen am 21.11.2024.