gane ist, ist es die Thätigkeit selbst. Der sprechende Mund, die arbeitende Hand, wenn man will auch noch die Beine dazu, sind die verwirklichenden und vollbringenden Organe, welche das Thun als Thun, oder das Innre als solches an ihnen haben; die Aeu- sserlichkeit aber, welche es durch sie gewinnt, ist die That, als eine von dem Individuum abgetrennte Wirklichkeit. Sprache und Arbeit sind Aeusserun- gen, worin das Individuum nicht mehr an ihm selbst sich behält und besitzt, sondern das Innre ganz au- sser sich kommen lässt, und dasselbe Anderem preis- gibt. Man kann darum ebensosehr sagen, dass diese Aeusserungen das Innere zu sehr, als dass sie es zu wenig ausdrücken; zu sehr, -- weil das Innere selbst in ihnen ausbricht, bleibt kein Gegensatz zwischen ihnen und diesem; sie geben nicht nur einen Aus- druck des Innern, sondern es selbst unmittelbar; zu wenig, -- weil das Innere in Sprache und Handlung sich zu einem Andern macht, so gibt es sich damit dem Elemente der Verwandlung preis, welches das gesprochene Wort und die vollbrachte That ver- kehrt, und etwas anders daraus macht, als sie an und für sich als Handlungen dieses bestimmten In- dividuums sind. Nicht nur verlieren die Werke der Handlungen durch diese Aeusserlichkeit von dem Einwirken Anderer den Charakter, etwas bleibendes gegen andere Individualitäten zu seyn; sondern in- dem sie sich zum Innern, das sie enthalten, als ab- gesondertes, gleichgültiges Aeusseres verhalten, kön-
gane ist, ist es die Thätigkeit selbst. Der sprechende Mund, die arbeitende Hand, wenn man will auch noch die Beine dazu, sind die verwirklichenden und vollbringenden Organe, welche das Thun als Thun, oder das Innre als solches an ihnen haben; die Aeu- ſserlichkeit aber, welche es durch sie gewinnt, ist die That, als eine von dem Individuum abgetrennte Wirklichkeit. Sprache und Arbeit sind Aeuſserun- gen, worin das Individuum nicht mehr an ihm selbst sich behält und besitzt, sondern das Innre ganz au- ſser sich kommen läſst, und dasselbe Anderem preis- gibt. Man kann darum ebensosehr sagen, daſs diese Aeuſserungen das Innere zu sehr, als daſs sie es zu wenig ausdrücken; zu sehr, — weil das Innere selbst in ihnen ausbricht, bleibt kein Gegensatz zwischen ihnen und diesem; sie geben nicht nur einen Aus- druck des Innern, sondern es selbst unmittelbar; zu wenig, — weil das Innere in Sprache und Handlung sich zu einem Andern macht, so gibt es sich damit dem Elemente der Verwandlung preis, welches das gesprochene Wort und die vollbrachte That ver- kehrt, und etwas anders daraus macht, als sie an und für sich als Handlungen dieses bestimmten In- dividuums sind. Nicht nur verlieren die Werke der Handlungen durch diese Aeuſserlichkeit von dem Einwirken Anderer den Charakter, etwas bleibendes gegen andere Individualitäten zu seyn; sondern in- dem sie sich zum Innern, das sie enthalten, als ab- gesondertes, gleichgültiges Aeuſseres verhalten, kön-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0355"n="246"/>
gane ist, ist es die <hirendition="#i">Thätigkeit</hi> selbst. Der sprechende<lb/>
Mund, die arbeitende Hand, wenn man will auch<lb/>
noch die Beine dazu, sind die verwirklichenden und<lb/>
vollbringenden Organe, welche das Thun <hirendition="#i">als Thun</hi>,<lb/>
oder das Innre als solches an ihnen haben; die Aeu-<lb/>ſserlichkeit aber, welche es durch sie gewinnt, ist<lb/>
die That, als eine von dem Individuum abgetrennte<lb/>
Wirklichkeit. Sprache und Arbeit sind Aeuſserun-<lb/>
gen, worin das Individuum nicht mehr an ihm selbst<lb/>
sich behält und besitzt, sondern das Innre ganz au-<lb/>ſser sich kommen läſst, und dasselbe Anderem preis-<lb/>
gibt. Man kann darum ebensosehr sagen, daſs diese<lb/>
Aeuſserungen das Innere zu sehr, als daſs sie es zu<lb/>
wenig ausdrücken; <hirendition="#i">zu sehr</hi>, — weil das Innere selbst<lb/>
in ihnen ausbricht, bleibt kein Gegensatz zwischen<lb/>
ihnen und diesem; sie geben nicht nur einen <hirendition="#i">Aus-<lb/>
druck</hi> des Innern, sondern es selbst unmittelbar; <hirendition="#i">zu<lb/>
wenig</hi>, — weil das Innere in Sprache und Handlung<lb/>
sich zu einem Andern macht, so gibt es sich damit<lb/>
dem Elemente der Verwandlung preis, welches das<lb/>
gesprochene Wort und die vollbrachte That ver-<lb/>
kehrt, und etwas anders daraus macht, als sie an<lb/>
und für sich als Handlungen dieses bestimmten In-<lb/>
dividuums sind. Nicht nur verlieren die Werke der<lb/>
Handlungen durch diese Aeuſserlichkeit von dem<lb/>
Einwirken Anderer den Charakter, etwas bleibendes<lb/>
gegen andere Individualitäten zu seyn; sondern in-<lb/>
dem sie sich zum Innern, das sie enthalten, als ab-<lb/>
gesondertes, gleichgültiges Aeuſseres verhalten, kön-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[246/0355]
gane ist, ist es die Thätigkeit selbst. Der sprechende
Mund, die arbeitende Hand, wenn man will auch
noch die Beine dazu, sind die verwirklichenden und
vollbringenden Organe, welche das Thun als Thun,
oder das Innre als solches an ihnen haben; die Aeu-
ſserlichkeit aber, welche es durch sie gewinnt, ist
die That, als eine von dem Individuum abgetrennte
Wirklichkeit. Sprache und Arbeit sind Aeuſserun-
gen, worin das Individuum nicht mehr an ihm selbst
sich behält und besitzt, sondern das Innre ganz au-
ſser sich kommen läſst, und dasselbe Anderem preis-
gibt. Man kann darum ebensosehr sagen, daſs diese
Aeuſserungen das Innere zu sehr, als daſs sie es zu
wenig ausdrücken; zu sehr, — weil das Innere selbst
in ihnen ausbricht, bleibt kein Gegensatz zwischen
ihnen und diesem; sie geben nicht nur einen Aus-
druck des Innern, sondern es selbst unmittelbar; zu
wenig, — weil das Innere in Sprache und Handlung
sich zu einem Andern macht, so gibt es sich damit
dem Elemente der Verwandlung preis, welches das
gesprochene Wort und die vollbrachte That ver-
kehrt, und etwas anders daraus macht, als sie an
und für sich als Handlungen dieses bestimmten In-
dividuums sind. Nicht nur verlieren die Werke der
Handlungen durch diese Aeuſserlichkeit von dem
Einwirken Anderer den Charakter, etwas bleibendes
gegen andere Individualitäten zu seyn; sondern in-
dem sie sich zum Innern, das sie enthalten, als ab-
gesondertes, gleichgültiges Aeuſseres verhalten, kön-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/355>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.