C. Die Individualität, welche sich an und für sich selbst reell ist.
Das Selbstbewusstseyn hat itzt den Begriff von sich erfasst, der erst nur der unsrige von ihm war, nem- lich in der Gewissheit seiner selbst alle Realität zu seyn, und Zweck und Wesen ist ihm nunmehr die sich bewegende Durchdringung des Allgemeinen, -- der Gaben und Fähigkeiten, -- und der Individuali- tät. -- Die einzelnen Momente dieser Erfüllung und Durchdringung vor der Einheit, in welche sie zu- sammengegangen, sind die bisher betrachteten Zwe- cke. Sie sind als Abstractionen und Chimären ver- schwunden, die jenen ersten schalen Gestalten des geistigen Selbstbewusstseyns angehören, und ihre Wahrheit nur in dem gemeynten Seyn des Her- zens, der Einbildung und der Reden haben, nicht in der Vernunft, die itzt an und für sich ihrer Rea- lität gewiss, sich nicht mehr als Zweck im Gegensa- tze gegen die unmittelbarseyende Wirklichkeit erst hervorbringen sucht, sondern zum Gegenstande ih- res Bewusstseyns die Kategorie als solche hat. -- Es ist nämlich die Bestimmung des für sich seyenden
C. Die Individualität, welche sich an und für sich selbst reell ist.
Das Selbstbewuſstseyn hat itzt den Begriff von sich erfaſst, der erst nur der unsrige von ihm war, nem- lich in der Gewiſsheit seiner selbst alle Realität zu seyn, und Zweck und Wesen ist ihm nunmehr die sich bewegende Durchdringung des Allgemeinen, — der Gaben und Fähigkeiten, — und der Individuali- tät. — Die einzelnen Momente dieser Erfüllung und Durchdringung vor der Einheit, in welche sie zu- sammengegangen, sind die bisher betrachteten Zwe- cke. Sie sind als Abstractionen und Chimären ver- schwunden, die jenen ersten schalen Gestalten des geistigen Selbstbewuſstseyns angehören, und ihre Wahrheit nur in dem gemeynten Seyn des Her- zens, der Einbildung und der Reden haben, nicht in der Vernunft, die itzt an und für sich ihrer Rea- lität gewiſs, sich nicht mehr als Zweck im Gegensa- tze gegen die unmittelbarseyende Wirklichkeit erst hervorbringen sucht, sondern zum Gegenstande ih- res Bewuſstseyns die Kategorie als solche hat. — Es ist nämlich die Bestimmung des für sich seyenden
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0439"n="330"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head>C.<lb/>
Die Individualität, welche sich an und<lb/>
für sich selbst reell ist.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">D</hi>as Selbstbewuſstseyn hat itzt den Begriff von sich<lb/>
erfaſst, der erst nur der unsrige von ihm war, nem-<lb/>
lich in der Gewiſsheit seiner selbst alle Realität zu<lb/>
seyn, und Zweck und Wesen ist ihm nunmehr die<lb/>
sich bewegende Durchdringung des Allgemeinen, —<lb/>
der Gaben und Fähigkeiten, — und der Individuali-<lb/>
tät. — Die einzelnen Momente dieser Erfüllung und<lb/>
Durchdringung <hirendition="#i">vor der Einheit</hi>, in welche sie zu-<lb/>
sammengegangen, sind die bisher betrachteten Zwe-<lb/>
cke. Sie sind als Abstractionen und Chimären ver-<lb/>
schwunden, die jenen ersten schalen Gestalten des<lb/>
geistigen Selbstbewuſstseyns angehören, und ihre<lb/>
Wahrheit nur in dem gemeynten Seyn des Her-<lb/>
zens, der Einbildung und der Reden haben, nicht<lb/>
in der Vernunft, die itzt an und für sich ihrer Rea-<lb/>
lität gewiſs, sich nicht mehr als <hirendition="#i">Zweck</hi> im <hirendition="#i">Gegensa-<lb/>
tze</hi> gegen die unmittelbarseyende Wirklichkeit erst<lb/>
hervorbringen sucht, sondern zum Gegenstande ih-<lb/>
res Bewuſstseyns die Kategorie als solche hat. —<lb/>
Es ist nämlich die Bestimmung <hirendition="#i">des für sich seyenden</hi><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[330/0439]
C.
Die Individualität, welche sich an und
für sich selbst reell ist.
Das Selbstbewuſstseyn hat itzt den Begriff von sich
erfaſst, der erst nur der unsrige von ihm war, nem-
lich in der Gewiſsheit seiner selbst alle Realität zu
seyn, und Zweck und Wesen ist ihm nunmehr die
sich bewegende Durchdringung des Allgemeinen, —
der Gaben und Fähigkeiten, — und der Individuali-
tät. — Die einzelnen Momente dieser Erfüllung und
Durchdringung vor der Einheit, in welche sie zu-
sammengegangen, sind die bisher betrachteten Zwe-
cke. Sie sind als Abstractionen und Chimären ver-
schwunden, die jenen ersten schalen Gestalten des
geistigen Selbstbewuſstseyns angehören, und ihre
Wahrheit nur in dem gemeynten Seyn des Her-
zens, der Einbildung und der Reden haben, nicht
in der Vernunft, die itzt an und für sich ihrer Rea-
lität gewiſs, sich nicht mehr als Zweck im Gegensa-
tze gegen die unmittelbarseyende Wirklichkeit erst
hervorbringen sucht, sondern zum Gegenstande ih-
res Bewuſstseyns die Kategorie als solche hat. —
Es ist nämlich die Bestimmung des für sich seyenden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/439>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.