Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite
oder Liebesgeschichten etc.

Das ist:
Wenn ein Poet sich übersetze/
suche er das/ was nirgendwo
ist/ und wisse es doch zufinden.
Ja
die jennige under den Poeten/ so wahr-
haffte Historien außführen/ oder sie
wenigst nicht in Fablen wandlen/ wie
Lucanus, Silius &c. wurden auß der
Zahl außgemustert und verlacht.
Underden Poeten wären einige so wol
der Materi/ als der Einrichtung hal-
ber perfecte Romans, wie Home-
rus, Virgilius
und andre.

LXV. Darüber wurde nun un-
derschidlich discouriert/ und erstlich
erwehnt/ daß den Poeten an ernsthaf-
ten Verdammeren auch nicht mangle;
also habe Plato die Poeten/ mit Nam-
men Homerum um seiner Fablen
willen/ auß seiner projectierten voll-Plato Tom.
II. Dialog.
2. de re-
pub. &
2.

komnen und glückseeligen Gemein
außbannisiert. Augustinus nicht
weniger. Socrates habe schlauw erin-
nert/ wem sein guter Leymuth lieb sey/Agrippa.
de Van.
se.
4.

sol sich vorsehen/ daß er sich mit den
Poeten nicht zu gemein mache. Die
Canones sagen außdrücklich: Pro-Dist. 37.
c.
15.

hibetur Christianis figmenta le-
gere Poetarum.
Den Christen

sey
oder Liebesgeſchichten ꝛc.

Das iſt:
Wenn ein Poet ſich uͤberſetze/
ſuche er das/ was nirgendwo
iſt/ und wiſſe es doch zufindẽ.
Ja
die jennige under den Poeten/ ſo wahr-
haffte Hiſtorien außfuͤhren/ oder ſie
wenigſt nicht in Fablen wandlen/ wie
Lucanus, Silius &c. wurden auß der
Zahl außgemuſtert und verlacht.
Underden Poeten waͤren einige ſo wol
der Materi/ als der Einrichtung hal-
ber perfecte Romans, wie Home-
rus, Virgilius
und andre.

LXV. Daruͤber wurde nun un-
derſchidlich diſcouriert/ und erſtlich
erwehnt/ daß den Poeten an ernſthaf-
ten Verdam̃eren auch nicht mangle;
alſo habe Plato die Poeten/ mit Nam-
men Homerum um ſeiner Fablen
willen/ auß ſeiner projectierten voll-Plato Tom.
II. Dialog.
2. de re-
pub. &
2.

komnen und gluͤckſeeligen Gemein
außbanniſiert. Auguſtinus nicht
weniger. Socrates habe ſchlauw erin-
nert/ wem ſein guter Leymuth lieb ſey/Agrippa.
de Van.
ſe.
4.

ſol ſich vorſehen/ daß er ſich mit den
Poëten nicht zu gemein mache. Die
Canones ſagen außdruͤcklich: Pro-Diſt. 37.
c.
15.

hibetur Chriſtianis figmenta le-
gere Poëtarum.
Den Chriſten

ſey
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0125" n="77"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">oder Liebesge&#x017F;chichten &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
        <p><hi rendition="#c">Das i&#x017F;t:</hi><lb/><hi rendition="#fr">Wenn ein Poet &#x017F;ich u&#x0364;ber&#x017F;etze/<lb/>
&#x017F;uche er das/ was nirgendwo<lb/>
i&#x017F;t/ und wi&#x017F;&#x017F;e es doch zufind&#x1EBD;.</hi> Ja<lb/>
die jennige under den Poeten/ &#x017F;o wahr-<lb/>
haffte Hi&#x017F;torien außfu&#x0364;hren/ oder &#x017F;ie<lb/>
wenig&#x017F;t nicht in Fablen wandlen/ wie<lb/><hi rendition="#aq">Lucanus, Silius &amp;c.</hi> wurden auß der<lb/>
Zahl außgemu&#x017F;tert und verlacht.<lb/>
Underden Poeten wa&#x0364;ren einige &#x017F;o wol<lb/>
der Materi/ als der Einrichtung hal-<lb/>
ber <hi rendition="#aq">perfect</hi>e <hi rendition="#aq">Romans,</hi> wie <hi rendition="#aq">Home-<lb/>
rus, Virgilius</hi> und andre.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LXV</hi>.</hi> Daru&#x0364;ber wurde nun un-<lb/>
der&#x017F;chidlich <hi rendition="#aq">di&#x017F;couri</hi>ert/ und er&#x017F;tlich<lb/>
erwehnt/ daß den Poeten an ern&#x017F;thaf-<lb/>
ten Verdam&#x0303;eren auch nicht mangle;<lb/>
al&#x017F;o habe <hi rendition="#aq">Plato</hi> die Poeten/ mit Nam-<lb/>
men <hi rendition="#aq">Homerum</hi> um &#x017F;einer Fablen<lb/>
willen/ auß &#x017F;einer <hi rendition="#aq">projecti</hi>erten voll-<note place="right"><hi rendition="#aq">Plato Tom.<lb/>
II. Dialog.<lb/>
2. de re-<lb/>
pub. &amp;</hi> 2.</note><lb/>
komnen und glu&#x0364;ck&#x017F;eeligen Gemein<lb/>
außbanni&#x017F;iert. <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tinus</hi> nicht<lb/>
weniger. <hi rendition="#aq">Socrates</hi> habe &#x017F;chlauw erin-<lb/>
nert/ wem &#x017F;ein guter Leymuth lieb &#x017F;ey/<note place="right"><hi rendition="#aq">Agrippa.<lb/>
de Van.<lb/>
&#x017F;e.</hi> 4.</note><lb/>
&#x017F;ol &#x017F;ich vor&#x017F;ehen/ daß er &#x017F;ich mit den<lb/>
Poëten nicht zu gemein mache. Die<lb/><hi rendition="#aq">Canones</hi> &#x017F;agen außdru&#x0364;cklich: <hi rendition="#aq">Pro-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Di&#x017F;t. 37.<lb/>
c.</hi> 15.</note><lb/><hi rendition="#aq">hibetur Chri&#x017F;tianis figmenta le-<lb/>
gere Poëtarum.</hi> <hi rendition="#fr">Den Chri&#x017F;ten</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;ey</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0125] oder Liebesgeſchichten ꝛc. Das iſt: Wenn ein Poet ſich uͤberſetze/ ſuche er das/ was nirgendwo iſt/ und wiſſe es doch zufindẽ. Ja die jennige under den Poeten/ ſo wahr- haffte Hiſtorien außfuͤhren/ oder ſie wenigſt nicht in Fablen wandlen/ wie Lucanus, Silius &c. wurden auß der Zahl außgemuſtert und verlacht. Underden Poeten waͤren einige ſo wol der Materi/ als der Einrichtung hal- ber perfecte Romans, wie Home- rus, Virgilius und andre. LXV. Daruͤber wurde nun un- derſchidlich diſcouriert/ und erſtlich erwehnt/ daß den Poeten an ernſthaf- ten Verdam̃eren auch nicht mangle; alſo habe Plato die Poeten/ mit Nam- men Homerum um ſeiner Fablen willen/ auß ſeiner projectierten voll- komnen und gluͤckſeeligen Gemein außbanniſiert. Auguſtinus nicht weniger. Socrates habe ſchlauw erin- nert/ wem ſein guter Leymuth lieb ſey/ ſol ſich vorſehen/ daß er ſich mit den Poëten nicht zu gemein mache. Die Canones ſagen außdruͤcklich: Pro- hibetur Chriſtianis figmenta le- gere Poëtarum. Den Chriſten ſey Plato Tom. II. Dialog. 2. de re- pub. & 2. Agrippa. de Van. ſe. 4. Diſt. 37. c. 15.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/125
Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/125>, abgerufen am 15.05.2024.