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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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oder Liebesgschichten etc.
wann die heutige gebräuchliche Ro-
mans
ins gemein intendieren/ als
Fuchsschwäntzer und Kutzenstreicher/
unsers Fleisches/ alles rosen-lustige zu-
sagen/ und allen Affecten lange Zähn
zumachen/ dabey aber gleichwol noch
etwas Manier zugebrauchen/ daß
man sie nicht fliehe/ und den Schaden
abweiche/ so weiß ich nicht/ wie sie an-
derst beschaffen seyn könten/ als sie
seyn.

CI. Nun komt es mit Ernst an
das allerwichtigste/ nehmlich daß (al-
so urtheilte man ohnverhohlen) solche
Bücher Zunder sind zu fleischlicher
Ueppigkeit/ und die beste Underwei-
ser in arte Cochleandi: davon als
dem Hauptbedencken in dem Eingang
gedacht worden. Es ist/ ach leider!
gewiß/ daß fleischliche Liebes-Gelüst
in dem verderbten Menschen die
schnellfertigste Bewegung sind/ und
sich aller Anlässen bedienen/ wie das
Epheuw jeden Gegenstands daranPlutarch.
de Audit.
p.
72.

aufzukriechen/ oder wie Plautus sagt:

Ita est amor, balista ut jacitur, nihilPlautus in
Trinumm.
III.
2.

sic celere est, neque volat:
Atque is mores hominum moros &
morosos efficit:

Das
H iiij

oder Liebesgſchichten ꝛc.
wann die heutige gebraͤuchliche Ro-
mans
ins gemein intendieren/ als
Fuchsſchwaͤntzer und Kutzenſtreicher/
unſers Fleiſches/ alles roſen-luſtige zu-
ſagen/ und allen Affecten lange Zaͤhn
zumachen/ dabey aber gleichwol noch
etwas Manier zugebrauchen/ daß
man ſie nicht fliehe/ und den Schaden
abweiche/ ſo weiß ich nicht/ wie ſie an-
derſt beſchaffen ſeyn koͤnten/ als ſie
ſeyn.

CI. Nun komt es mit Ernſt an
das allerwichtigſte/ nehmlich daß (al-
ſo urtheilte man ohnverhohlen) ſolche
Buͤcher Zunder ſind zu fleiſchlicher
Ueppigkeit/ und die beſte Underwei-
ſer in arte Cochleandi: davon als
dem Hauptbedencken in dem Eingang
gedacht worden. Es iſt/ ach leider!
gewiß/ daß fleiſchliche Liebes-Geluͤſt
in dem verderbten Menſchen die
ſchnellfertigſte Bewegung ſind/ und
ſich aller Anlaͤſſen bedienen/ wie das
Epheuw jeden Gegenſtands daranPlutarch.
de Audit.
p.
72.

aufzukriechen/ oder wie Plautus ſagt:

Ita eſt amor, baliſta ut jacitur, nihilPlautus in
Trinumm.
III.
2.

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Atque is mores hominum moros &
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[119/0167] oder Liebesgſchichten ꝛc. wann die heutige gebraͤuchliche Ro- mans ins gemein intendieren/ als Fuchsſchwaͤntzer und Kutzenſtreicher/ unſers Fleiſches/ alles roſen-luſtige zu- ſagen/ und allen Affecten lange Zaͤhn zumachen/ dabey aber gleichwol noch etwas Manier zugebrauchen/ daß man ſie nicht fliehe/ und den Schaden abweiche/ ſo weiß ich nicht/ wie ſie an- derſt beſchaffen ſeyn koͤnten/ als ſie ſeyn. CI. Nun komt es mit Ernſt an das allerwichtigſte/ nehmlich daß (al- ſo urtheilte man ohnverhohlen) ſolche Buͤcher Zunder ſind zu fleiſchlicher Ueppigkeit/ und die beſte Underwei- ſer in arte Cochleandi: davon als dem Hauptbedencken in dem Eingang gedacht worden. Es iſt/ ach leider! gewiß/ daß fleiſchliche Liebes-Geluͤſt in dem verderbten Menſchen die ſchnellfertigſte Bewegung ſind/ und ſich aller Anlaͤſſen bedienen/ wie das Epheuw jeden Gegenſtands daran aufzukriechen/ oder wie Plautus ſagt: Plutarch. de Audit. p. 72. Ita eſt amor, baliſta ut jacitur, nihil ſic celere eſt, neque volat: Atque is mores hominum moros & moroſos efficit: Das H iiij

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/167>, abgerufen am 15.05.2024.