Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite
Discours von den Rom.

Das ist:

Renn-schnell-seyn ist so schnell/
kein Pfeil so unversehen/
Es weist die reische Flamm viel
schneller zuentstehen
Drum ist auch keine Pest/ die
schwehrer Leid erweck'/
Und das verführte Volck in grös-
ser Dollheit steck'.

Darum ist auch Keuschheit eine von
denen Sachen/ davon die Juristen sa-
gen/ quod servando vix serven-
tur,
ja es braucht nur keinen Anlaas
und anmahnen/ müssig-gehen ist bey
den Menschen Aufweckers genug/ wo-
nahen villeicht jenner allzu ernsthaffte
Publ. in
mim.
Außspruch: Mulier cum sola co-
gitat, male cogitat,
was ein Weib
bey sich selbst allein gedencke/
sey henckens wehrt.

CII. Wie wahr dises alles seye/
kan auß des sonst strengen Hierony-
Op. Tom.
I. Epist. ad
Eustoch.
mi Beyspiel erhellen. Diser Mann
klagt an einem Ohrt weitläuffig und
beweglich: Wann er etwan in sei-
ner erschrecklichen Einöde geses-
sen/ seyen ihm die Gedancken in
die Römische Schauspiel und
Wohllüstigkeiten entflogen;

da
Diſcours von den Rom.

Das iſt:

Renn-ſchnell-ſeyn iſt ſo ſchnell/
kein Pfeil ſo unverſehen/
Es weiſt die reiſche Flamm viel
ſchneller zuentſtehen
Drum iſt auch keine Peſt/ die
ſchwehrer Leid erweck’/
Und das verfuͤhrte Volck in groͤſ-
ſer Dollheit ſteck’.

Darum iſt auch Keuſchheit eine von
denen Sachen/ davon die Juriſten ſa-
gen/ quod ſervando vix ſerven-
tur,
ja es braucht nur keinen Anlaas
und anmahnen/ muͤſſig-gehen iſt bey
den Menſchen Aufweckers genug/ wo-
nahen villeicht jenner allzu ernſthaffte
Publ. in
mim.
Außſpruch: Mulier cum ſola co-
gitat, malè cogitat,
was ein Weib
bey ſich ſelbſt allein gedencke/
ſey henckens wehrt.

CII. Wie wahr diſes alles ſeye/
kan auß des ſonſt ſtrengen Hierony-
Op. Tom.
I. Epiſt. ad
Euſtoch.
mi Beyſpiel erhellen. Diſer Mann
klagt an einem Ohrt weitlaͤuffig und
beweglich: Wann er etwan in ſei-
ner erſchrecklichen Einoͤde geſeſ-
ſen/ ſeyen ihm die Gedancken in
die Roͤmiſche Schauſpiel und
Wohlluͤſtigkeiten entflogen;

da
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0168" n="120"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cours</hi> <hi rendition="#b">von den</hi> <hi rendition="#aq">Rom.</hi> </fw><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">Das i&#x017F;t:</hi> </p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#fr">Renn-&#x017F;chnell-&#x017F;eyn i&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;chnell/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">kein Pfeil &#x017F;o unver&#x017F;ehen/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Es wei&#x017F;t die rei&#x017F;che Flamm viel</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">&#x017F;chneller zuent&#x017F;tehen</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Drum i&#x017F;t auch keine Pe&#x017F;t/ die</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">&#x017F;chwehrer Leid erweck&#x2019;/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Und das verfu&#x0364;hrte Volck in gro&#x0364;&#x017F;-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">&#x017F;er Dollheit &#x017F;teck&#x2019;.</hi> </hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>Darum i&#x017F;t auch Keu&#x017F;chheit eine von<lb/>
denen Sachen/ davon die Juri&#x017F;ten &#x017F;a-<lb/>
gen/ <hi rendition="#aq">quod &#x017F;ervando vix &#x017F;erven-<lb/>
tur,</hi> ja es braucht nur keinen Anlaas<lb/>
und anmahnen/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig-gehen i&#x017F;t bey<lb/>
den Men&#x017F;chen Aufweckers genug/ wo-<lb/>
nahen villeicht jenner allzu ern&#x017F;thaffte<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Publ. in<lb/>
mim.</hi></note>Auß&#x017F;pruch: <hi rendition="#aq">Mulier cum &#x017F;ola co-<lb/>
gitat, malè cogitat,</hi> <hi rendition="#fr">was ein Weib<lb/>
bey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t allein gedencke/<lb/>
&#x017F;ey henckens wehrt.</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CII</hi>.</hi> Wie wahr di&#x017F;es alles &#x017F;eye/<lb/>
kan auß des &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;trengen <hi rendition="#aq">Hierony-</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Op. Tom.<lb/>
I. Epi&#x017F;t. ad<lb/>
Eu&#x017F;toch.</hi></note><hi rendition="#aq">mi</hi> Bey&#x017F;piel erhellen. Di&#x017F;er Mann<lb/>
klagt an einem Ohrt weitla&#x0364;uffig und<lb/>
beweglich: <hi rendition="#fr">Wann er etwan in &#x017F;ei-<lb/>
ner er&#x017F;chrecklichen Eino&#x0364;de ge&#x017F;e&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ &#x017F;eyen ihm die Gedancken in<lb/>
die Ro&#x0364;mi&#x017F;che Schau&#x017F;piel und<lb/>
Wohllu&#x0364;&#x017F;tigkeiten entflogen;</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">da</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0168] Diſcours von den Rom. Das iſt: Renn-ſchnell-ſeyn iſt ſo ſchnell/ kein Pfeil ſo unverſehen/ Es weiſt die reiſche Flamm viel ſchneller zuentſtehen Drum iſt auch keine Peſt/ die ſchwehrer Leid erweck’/ Und das verfuͤhrte Volck in groͤſ- ſer Dollheit ſteck’. Darum iſt auch Keuſchheit eine von denen Sachen/ davon die Juriſten ſa- gen/ quod ſervando vix ſerven- tur, ja es braucht nur keinen Anlaas und anmahnen/ muͤſſig-gehen iſt bey den Menſchen Aufweckers genug/ wo- nahen villeicht jenner allzu ernſthaffte Außſpruch: Mulier cum ſola co- gitat, malè cogitat, was ein Weib bey ſich ſelbſt allein gedencke/ ſey henckens wehrt. Publ. in mim. CII. Wie wahr diſes alles ſeye/ kan auß des ſonſt ſtrengen Hierony- mi Beyſpiel erhellen. Diſer Mann klagt an einem Ohrt weitlaͤuffig und beweglich: Wann er etwan in ſei- ner erſchrecklichen Einoͤde geſeſ- ſen/ ſeyen ihm die Gedancken in die Roͤmiſche Schauſpiel und Wohlluͤſtigkeiten entflogen; da Op. Tom. I. Epiſt. ad Euſtoch.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/168
Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/168>, abgerufen am 15.05.2024.