Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.Capitel V. Madame! ich habe Sie belogen. Ich bin Capitel V. Madame! ich habe Sie belogen. Ich bin <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0163" n="155"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Capitel</hi><hi rendition="#aq">V</hi>.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Madame! ich habe Sie belogen. Ich bin<lb/> nicht der Graf vom Ganges. Niemals im Leben<lb/> ſah ich den heiligen Strom, niemals die Lotos¬<lb/> blumen, die ſich in ſeinen frommen Wellen be¬<lb/> ſpiegeln. Niemals lag ich traͤumend unter indi¬<lb/> ſchen Palmen, niemals lag ich betend vor dem<lb/> Diamantengott zu Jagernaut, durch den mir doch<lb/> leicht geholfen waͤre. Ich war eben ſo wenig<lb/> jemals in Kalkutta wie der Kalkuttenbraten, den<lb/> ich geſtern Mittag gegeſſen. Aber ich ſtamme<lb/> aus Hindoſtan, und daher fuͤhl' ich mich ſo wohl<lb/> in den breiten Sangeswaͤldern, Valmikis, die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0163]
Capitel V.
Madame! ich habe Sie belogen. Ich bin
nicht der Graf vom Ganges. Niemals im Leben
ſah ich den heiligen Strom, niemals die Lotos¬
blumen, die ſich in ſeinen frommen Wellen be¬
ſpiegeln. Niemals lag ich traͤumend unter indi¬
ſchen Palmen, niemals lag ich betend vor dem
Diamantengott zu Jagernaut, durch den mir doch
leicht geholfen waͤre. Ich war eben ſo wenig
jemals in Kalkutta wie der Kalkuttenbraten, den
ich geſtern Mittag gegeſſen. Aber ich ſtamme
aus Hindoſtan, und daher fuͤhl' ich mich ſo wohl
in den breiten Sangeswaͤldern, Valmikis, die
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