die Geschäfte gehen, und ich erzähle ihm, daß vor einigen Stunden wieder einer am Pranger ge¬ standen, und so im Gespräch sagt er mir: gestern Nacht habe ich geträumt, Nummero 1538 wird als das große Loos herauskommen -- und in demselben Moment, während Madame Klotz die Kaiserstatisten vor dem Rathhaus betrachtet, drückt er mir dreyzehn vollwichtige Stück Louisd'or in die Hand -- ich meyne ich fühle sie noch jetzt -- und ehe Madam Klotz sich wieder herumdreht, sag' ich: gut, Klötzchen! und gehe weg. Und ich gehe directement, ohne mich umzusehen, nach der Hauptkollekte und hole mir Nummero 1538, und kouvertire sie sobald ich nach Hause komme, und schreibe auf das Kouvert: für Rechnung des Herrn Christian Hinrich Klotz. Und was thut Gott? Vierzehn Tage nachher, um meine Ehr¬ lichkeit auf die Probe zu stellen, läßt er Num¬ mero 1538 herauskommen mit einem Gewinn von 50,000 Mark. Was thut aber Hirsch, der¬
23 *
die Geſchaͤfte gehen, und ich erzaͤhle ihm, daß vor einigen Stunden wieder einer am Pranger ge¬ ſtanden, und ſo im Geſpraͤch ſagt er mir: geſtern Nacht habe ich getraͤumt, Nummero 1538 wird als das große Loos herauskommen — und in demſelben Moment, waͤhrend Madame Klotz die Kaiſerſtatiſten vor dem Rathhaus betrachtet, druͤckt er mir dreyzehn vollwichtige Stuͤck Louisd'or in die Hand — ich meyne ich fuͤhle ſie noch jetzt — und ehe Madam Klotz ſich wieder herumdreht, ſag' ich: gut, Kloͤtzchen! und gehe weg. Und ich gehe directement, ohne mich umzuſehen, nach der Hauptkollekte und hole mir Nummero 1538, und kouvertire ſie ſobald ich nach Hauſe komme, und ſchreibe auf das Kouvert: fuͤr Rechnung des Herrn Chriſtian Hinrich Klotz. Und was thut Gott? Vierzehn Tage nachher, um meine Ehr¬ lichkeit auf die Probe zu ſtellen, laͤßt er Num¬ mero 1538 herauskommen mit einem Gewinn von 50,000 Mark. Was thut aber Hirſch, der¬
23 *
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0363"n="355"/>
die Geſchaͤfte gehen, und ich erzaͤhle ihm, daß vor<lb/>
einigen Stunden wieder einer am Pranger ge¬<lb/>ſtanden, und ſo im Geſpraͤch ſagt er mir: geſtern<lb/>
Nacht habe ich getraͤumt, Nummero 1538 wird<lb/>
als das große Loos herauskommen — und in<lb/>
demſelben Moment, waͤhrend Madame Klotz die<lb/>
Kaiſerſtatiſten vor dem Rathhaus betrachtet, druͤckt<lb/>
er mir dreyzehn vollwichtige Stuͤck Louisd'or in die<lb/>
Hand — ich meyne ich fuͤhle ſie noch jetzt — und<lb/>
ehe Madam Klotz ſich wieder herumdreht, ſag'<lb/>
ich: gut, Kloͤtzchen! und gehe weg. Und ich gehe<lb/>
directement, ohne mich umzuſehen, nach der<lb/>
Hauptkollekte und hole mir Nummero 1538, und<lb/>
kouvertire ſie ſobald ich nach <choice><sic>Hanſe</sic><corr>Hauſe</corr></choice> komme, und<lb/>ſchreibe auf das Kouvert: fuͤr Rechnung des<lb/>
Herrn Chriſtian Hinrich Klotz. Und was thut<lb/>
Gott? Vierzehn Tage nachher, um meine Ehr¬<lb/>
lichkeit auf die Probe zu ſtellen, laͤßt er Num¬<lb/>
mero 1538 herauskommen mit einem Gewinn<lb/>
von 50,000 Mark. Was thut aber Hirſch, der¬<lb/><fwplace="bottom"type="sig">23 *<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[355/0363]
die Geſchaͤfte gehen, und ich erzaͤhle ihm, daß vor
einigen Stunden wieder einer am Pranger ge¬
ſtanden, und ſo im Geſpraͤch ſagt er mir: geſtern
Nacht habe ich getraͤumt, Nummero 1538 wird
als das große Loos herauskommen — und in
demſelben Moment, waͤhrend Madame Klotz die
Kaiſerſtatiſten vor dem Rathhaus betrachtet, druͤckt
er mir dreyzehn vollwichtige Stuͤck Louisd'or in die
Hand — ich meyne ich fuͤhle ſie noch jetzt — und
ehe Madam Klotz ſich wieder herumdreht, ſag'
ich: gut, Kloͤtzchen! und gehe weg. Und ich gehe
directement, ohne mich umzuſehen, nach der
Hauptkollekte und hole mir Nummero 1538, und
kouvertire ſie ſobald ich nach Hauſe komme, und
ſchreibe auf das Kouvert: fuͤr Rechnung des
Herrn Chriſtian Hinrich Klotz. Und was thut
Gott? Vierzehn Tage nachher, um meine Ehr¬
lichkeit auf die Probe zu ſtellen, laͤßt er Num¬
mero 1538 herauskommen mit einem Gewinn
von 50,000 Mark. Was thut aber Hirſch, der¬
23 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/363>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.