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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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bat, mir davon zu erzählen. Aber nicht er
selbst, sondern sein Herr Schwager, der Kammer¬
gerichtsrath, war vorigen Sommer da gewesen,
und es soll eine ganz eenzige Stadt seyn. --
"Haben Sie Kopenhagen gesehen?" Da ich
diese Frage ebenfalls verneinte und eine Schil¬
derung dieser Stadt von ihm begehrte, lächelte
er gar pfiffig und wiegte das Köpfchen recht
vergnügt hin und her, und versicherte mir auf
Ehre, ich könne mir keine Vorstellung davon
machen, wenn ich nicht selbst dort gewesen sey.
"Dieses" erwiederte ich, "wird vor der Hand
noch nicht Statt finden, ich will jetzt eine andere
Reise antreten, die ich schon diesen Frühling
projektirt, ich reise nämlich nach Italien."

Als der Mann dieses Wort hörte, sprang er
plötzlich vom Stuhle auf, drehte sich dreimal auf
einem Fuße herum, und trillerte: Tirily! Tirily!
Tirily!

bat, mir davon zu erzaͤhlen. Aber nicht er
ſelbſt, ſondern ſein Herr Schwager, der Kammer¬
gerichtsrath, war vorigen Sommer da geweſen,
und es ſoll eine ganz eenzige Stadt ſeyn. —
„Haben Sie Kopenhagen geſehen?„ Da ich
dieſe Frage ebenfalls verneinte und eine Schil¬
derung dieſer Stadt von ihm begehrte, laͤchelte
er gar pfiffig und wiegte das Koͤpfchen recht
vergnuͤgt hin und her, und verſicherte mir auf
Ehre, ich koͤnne mir keine Vorſtellung davon
machen, wenn ich nicht ſelbſt dort geweſen ſey.
„Dieſes„ erwiederte ich, „wird vor der Hand
noch nicht Statt finden, ich will jetzt eine andere
Reiſe antreten, die ich ſchon dieſen Fruͤhling
projektirt, ich reiſe naͤmlich nach Italien.„

Als der Mann dieſes Wort hoͤrte, ſprang er
ploͤtzlich vom Stuhle auf, drehte ſich dreimal auf
einem Fuße herum, und trillerte: Tirily! Tirily!
Tirily!

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[39/0047] bat, mir davon zu erzaͤhlen. Aber nicht er ſelbſt, ſondern ſein Herr Schwager, der Kammer¬ gerichtsrath, war vorigen Sommer da geweſen, und es ſoll eine ganz eenzige Stadt ſeyn. — „Haben Sie Kopenhagen geſehen?„ Da ich dieſe Frage ebenfalls verneinte und eine Schil¬ derung dieſer Stadt von ihm begehrte, laͤchelte er gar pfiffig und wiegte das Koͤpfchen recht vergnuͤgt hin und her, und verſicherte mir auf Ehre, ich koͤnne mir keine Vorſtellung davon machen, wenn ich nicht ſelbſt dort geweſen ſey. „Dieſes„ erwiederte ich, „wird vor der Hand noch nicht Statt finden, ich will jetzt eine andere Reiſe antreten, die ich ſchon dieſen Fruͤhling projektirt, ich reiſe naͤmlich nach Italien.„ Als der Mann dieſes Wort hoͤrte, ſprang er ploͤtzlich vom Stuhle auf, drehte ſich dreimal auf einem Fuße herum, und trillerte: Tirily! Tirily! Tirily!

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/47>, abgerufen am 21.11.2024.