haben ja Frieden, unser Boden bringt reichlich seine Früchte, und, wie die Weltweisen und Ge¬ setzgeber unserer Zeit eingestehen, wir sind die aller¬ erleuchtetste Nation auf der ganzen Erde. Wir haben wirklich überall Schulen, um die heran¬ wachsende Generation zu unterrichten; wir haben nicht allein einen Rector oder Vicar, oder Curaten in jedem Kirchsprengel des Königreichs, sondern wir haben in jedem dieser Kirchsprengel vielleicht noch sechs Religionslehrer, wovon jeder von einer andern Sorte ist als seine vier Collegen, dergestalt, daß unser Land hinlänglich mit Unterricht jeder Art versorgt ist, kein Mensch dieses glücklichen Landes im Zustande der Unwissenheit leben wird, -- und daher unser Erstaunen um so größer seyn muß, wie irgend Jemand, der ein Premier-Mi¬ nister dieses glücklichen Landes werden soll, dieses Amt als eine so schwere und schwierige Last ansieht.
11) Ach, wir haben ein einziges Unglück, und
haben ja Frieden, unſer Boden bringt reichlich ſeine Fruͤchte, und, wie die Weltweiſen und Ge¬ ſetzgeber unſerer Zeit eingeſtehen, wir ſind die aller¬ erleuchtetſte Nation auf der ganzen Erde. Wir haben wirklich uͤberall Schulen, um die heran¬ wachſende Generation zu unterrichten; wir haben nicht allein einen Rector oder Vicar, oder Curaten in jedem Kirchſprengel des Koͤnigreichs, ſondern wir haben in jedem dieſer Kirchſprengel vielleicht noch ſechs Religionslehrer, wovon jeder von einer andern Sorte iſt als ſeine vier Collegen, dergeſtalt, daß unſer Land hinlaͤnglich mit Unterricht jeder Art verſorgt iſt, kein Menſch dieſes gluͤcklichen Landes im Zuſtande der Unwiſſenheit leben wird, — und daher unſer Erſtaunen um ſo groͤßer ſeyn muß, wie irgend Jemand, der ein Premier-Mi¬ niſter dieſes gluͤcklichen Landes werden ſoll, dieſes Amt als eine ſo ſchwere und ſchwierige Laſt anſieht.
11) Ach, wir haben ein einziges Ungluͤck, und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0240"n="226"/>
haben ja Frieden, unſer Boden bringt reichlich<lb/>ſeine Fruͤchte, und, wie die Weltweiſen und Ge¬<lb/>ſetzgeber unſerer Zeit eingeſtehen, wir ſind die aller¬<lb/>
erleuchtetſte Nation auf der ganzen Erde. Wir<lb/>
haben wirklich uͤberall Schulen, um die heran¬<lb/>
wachſende Generation zu unterrichten; wir haben<lb/>
nicht allein einen Rector oder Vicar, oder Curaten<lb/>
in jedem Kirchſprengel des Koͤnigreichs, ſondern<lb/>
wir haben in jedem dieſer Kirchſprengel vielleicht<lb/>
noch ſechs Religionslehrer, wovon jeder von einer<lb/>
andern Sorte iſt als ſeine vier Collegen, dergeſtalt,<lb/>
daß unſer Land hinlaͤnglich mit Unterricht jeder<lb/>
Art verſorgt iſt, kein Menſch dieſes gluͤcklichen<lb/>
Landes im Zuſtande der Unwiſſenheit leben wird, —<lb/>
und daher unſer Erſtaunen um ſo groͤßer ſeyn<lb/>
muß, wie irgend Jemand, der ein Premier-Mi¬<lb/>
niſter dieſes gluͤcklichen Landes werden ſoll, dieſes<lb/>
Amt als eine ſo ſchwere und ſchwierige Laſt<lb/>
anſieht.</p><lb/><p>11) Ach, wir haben ein einziges Ungluͤck, und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[226/0240]
haben ja Frieden, unſer Boden bringt reichlich
ſeine Fruͤchte, und, wie die Weltweiſen und Ge¬
ſetzgeber unſerer Zeit eingeſtehen, wir ſind die aller¬
erleuchtetſte Nation auf der ganzen Erde. Wir
haben wirklich uͤberall Schulen, um die heran¬
wachſende Generation zu unterrichten; wir haben
nicht allein einen Rector oder Vicar, oder Curaten
in jedem Kirchſprengel des Koͤnigreichs, ſondern
wir haben in jedem dieſer Kirchſprengel vielleicht
noch ſechs Religionslehrer, wovon jeder von einer
andern Sorte iſt als ſeine vier Collegen, dergeſtalt,
daß unſer Land hinlaͤnglich mit Unterricht jeder
Art verſorgt iſt, kein Menſch dieſes gluͤcklichen
Landes im Zuſtande der Unwiſſenheit leben wird, —
und daher unſer Erſtaunen um ſo groͤßer ſeyn
muß, wie irgend Jemand, der ein Premier-Mi¬
niſter dieſes gluͤcklichen Landes werden ſoll, dieſes
Amt als eine ſo ſchwere und ſchwierige Laſt
anſieht.
11) Ach, wir haben ein einziges Ungluͤck, und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/240>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.