Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

fährlich wäre; und Ardinghello beschleunigte mit
den ohne alles Arg gesagten Worten: er war ein
Schwertfeger und machte gute Klingen; die ihm
vielleicht der Zorn des Himmels eingab, dem
Verbrecher das Todesurtheil anzukündigen, sei-
nen Untergang, wenn es nicht anders verhängt
gewesen wäre.

Der Ursprung dieser Begebenheiten war uns
aber damals unbekannt, und Ardinghello erfuhr
ihn erst, als er wieder nach Florenz kam. Mark
Anton verliebte sich dort gleichfalls in Isabellen,
und bracht es so weit mit seinem Geld, und sei-
ner ihr neuen gefälligen venezianischen Mundart,
daß auch ihm, der Seltenheit wegen, eine Zu-
sammenkunft versprochen wurde. Allein statt
des gehofften Vergnügens fand er durch geheime
Veranstaltung des Vaters von Ardinghello in
ihrem Zimmer eine alte magre Ziege angebun-
den; und schlich wieder davon, als ob er nicht
da gewesen wäre. Lächerlich dadurch bey ihr

gemacht,

faͤhrlich waͤre; und Ardinghello beſchleunigte mit
den ohne alles Arg geſagten Worten: er war ein
Schwertfeger und machte gute Klingen; die ihm
vielleicht der Zorn des Himmels eingab, dem
Verbrecher das Todesurtheil anzukuͤndigen, ſei-
nen Untergang, wenn es nicht anders verhaͤngt
geweſen waͤre.

Der Urſprung dieſer Begebenheiten war uns
aber damals unbekannt, und Ardinghello erfuhr
ihn erſt, als er wieder nach Florenz kam. Mark
Anton verliebte ſich dort gleichfalls in Iſabellen,
und bracht es ſo weit mit ſeinem Geld, und ſei-
ner ihr neuen gefaͤlligen venezianiſchen Mundart,
daß auch ihm, der Seltenheit wegen, eine Zu-
ſammenkunft verſprochen wurde. Allein ſtatt
des gehofften Vergnuͤgens fand er durch geheime
Veranſtaltung des Vaters von Ardinghello in
ihrem Zimmer eine alte magre Ziege angebun-
den; und ſchlich wieder davon, als ob er nicht
da geweſen waͤre. Laͤcherlich dadurch bey ihr

gemacht,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0148" n="142"/>
fa&#x0364;hrlich wa&#x0364;re; und Ardinghello be&#x017F;chleunigte mit<lb/>
den ohne alles Arg ge&#x017F;agten Worten: er war ein<lb/>
Schwertfeger und machte gute Klingen; die ihm<lb/>
vielleicht der Zorn des Himmels eingab, dem<lb/>
Verbrecher das Todesurtheil anzuku&#x0364;ndigen, &#x017F;ei-<lb/>
nen Untergang, wenn es nicht anders verha&#x0364;ngt<lb/>
gewe&#x017F;en wa&#x0364;re.</p><lb/>
        <p>Der Ur&#x017F;prung die&#x017F;er Begebenheiten war uns<lb/>
aber damals unbekannt, und Ardinghello erfuhr<lb/>
ihn er&#x017F;t, als er wieder nach Florenz kam. Mark<lb/>
Anton verliebte &#x017F;ich dort gleichfalls in I&#x017F;abellen,<lb/>
und bracht es &#x017F;o weit mit &#x017F;einem Geld, und &#x017F;ei-<lb/>
ner ihr neuen gefa&#x0364;lligen veneziani&#x017F;chen Mundart,<lb/>
daß auch ihm, der Seltenheit wegen, eine Zu-<lb/>
&#x017F;ammenkunft ver&#x017F;prochen wurde. Allein &#x017F;tatt<lb/>
des gehofften Vergnu&#x0364;gens fand er durch geheime<lb/>
Veran&#x017F;taltung des Vaters von Ardinghello in<lb/>
ihrem Zimmer eine alte magre Ziege angebun-<lb/>
den; und &#x017F;chlich wieder davon, als ob er nicht<lb/>
da gewe&#x017F;en wa&#x0364;re. La&#x0364;cherlich dadurch bey ihr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gemacht,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0148] faͤhrlich waͤre; und Ardinghello beſchleunigte mit den ohne alles Arg geſagten Worten: er war ein Schwertfeger und machte gute Klingen; die ihm vielleicht der Zorn des Himmels eingab, dem Verbrecher das Todesurtheil anzukuͤndigen, ſei- nen Untergang, wenn es nicht anders verhaͤngt geweſen waͤre. Der Urſprung dieſer Begebenheiten war uns aber damals unbekannt, und Ardinghello erfuhr ihn erſt, als er wieder nach Florenz kam. Mark Anton verliebte ſich dort gleichfalls in Iſabellen, und bracht es ſo weit mit ſeinem Geld, und ſei- ner ihr neuen gefaͤlligen venezianiſchen Mundart, daß auch ihm, der Seltenheit wegen, eine Zu- ſammenkunft verſprochen wurde. Allein ſtatt des gehofften Vergnuͤgens fand er durch geheime Veranſtaltung des Vaters von Ardinghello in ihrem Zimmer eine alte magre Ziege angebun- den; und ſchlich wieder davon, als ob er nicht da geweſen waͤre. Laͤcherlich dadurch bey ihr gemacht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/148
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/148>, abgerufen am 24.11.2024.