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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

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noch im heftigen Kriege mit den Türken; und wenn
dein Bräutigam ein Held war, so werden sie ihn
so leicht nicht herausgeben." Hier verbarg sie ihr
Gesicht ins Küssen, und seufzte und weinte; und
ich fuhr fort:" doch wenn es von Spanien aus nicht
geschieht: so kann vielleicht ein andrer ihn frey
machen; und was schenkst du mir, englische, wenn
ich es wäre! "drückt ich ihr mit der rechten in die
Hand, und mit der linken ins Herz" und ich
will es dir fast so gut als gewiß versprechen; ich
hab einen Freund am Türkischen Hofe selbst, der
alles kann. "Sie verbarg ihr Gesicht noch tie-
fer, und sagte gebrochen unten hervor:" ach,
mein Bestes! aber du bist grausam! "Und die
Versicherung?" redt ich außer mir ihr zu.
"Gieb dort mir her Feder, Papier und Dinte,
und leuchte!" dieß war nun mein Wille nicht,
aber ich verlangte zu wissen, was das schwär-
mende Mädchen begänne; und nahm die Lampe
von der Magdalena, Feder, Dinte und Papier,

und
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noch im heftigen Kriege mit den Tuͤrken; und wenn
dein Braͤutigam ein Held war, ſo werden ſie ihn
ſo leicht nicht herausgeben.“ Hier verbarg ſie ihr
Geſicht ins Kuͤſſen, und ſeufzte und weinte; und
ich fuhr fort:“ doch wenn es von Spanien aus nicht
geſchieht: ſo kann vielleicht ein andrer ihn frey
machen; und was ſchenkſt du mir, engliſche, wenn
ich es waͤre! „druͤckt ich ihr mit der rechten in die
Hand, und mit der linken ins Herz“ und ich
will es dir faſt ſo gut als gewiß verſprechen; ich
hab einen Freund am Tuͤrkiſchen Hofe ſelbſt, der
alles kann. „Sie verbarg ihr Geſicht noch tie-
fer, und ſagte gebrochen unten hervor:“ ach,
mein Beſtes! aber du biſt grauſam! „Und die
Verſicherung?“ redt ich außer mir ihr zu.
„Gieb dort mir her Feder, Papier und Dinte,
und leuchte!“ dieß war nun mein Wille nicht,
aber ich verlangte zu wiſſen, was das ſchwaͤr-
mende Maͤdchen begaͤnne; und nahm die Lampe
von der Magdalena, Feder, Dinte und Papier,

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[229/0235] noch im heftigen Kriege mit den Tuͤrken; und wenn dein Braͤutigam ein Held war, ſo werden ſie ihn ſo leicht nicht herausgeben.“ Hier verbarg ſie ihr Geſicht ins Kuͤſſen, und ſeufzte und weinte; und ich fuhr fort:“ doch wenn es von Spanien aus nicht geſchieht: ſo kann vielleicht ein andrer ihn frey machen; und was ſchenkſt du mir, engliſche, wenn ich es waͤre! „druͤckt ich ihr mit der rechten in die Hand, und mit der linken ins Herz“ und ich will es dir faſt ſo gut als gewiß verſprechen; ich hab einen Freund am Tuͤrkiſchen Hofe ſelbſt, der alles kann. „Sie verbarg ihr Geſicht noch tie- fer, und ſagte gebrochen unten hervor:“ ach, mein Beſtes! aber du biſt grauſam! „Und die Verſicherung?“ redt ich außer mir ihr zu. „Gieb dort mir her Feder, Papier und Dinte, und leuchte!“ dieß war nun mein Wille nicht, aber ich verlangte zu wiſſen, was das ſchwaͤr- mende Maͤdchen begaͤnne; und nahm die Lampe von der Magdalena, Feder, Dinte und Papier, und P 3

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/235>, abgerufen am 24.11.2024.