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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

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und den Petrarca zur Unterlage; und die from-
me schrieb, und lächelte unter Thränen:

"Wenn Ardinghello mir meinen Bräutigam
Florio Branca aus der Sklaverey erlöst und
frey wieder herstellt, und zärtlich liebt und
schweigt: so soll er meine erste höchste Gunst ha-
ben mit diesen Zeilen, oder Madonna mich nie
zu Gnaden annehmen; aber eher er auch nicht
einen gütigen Blick verlangen.

Lucinde.

Darauf gab sie mir das Zettelchen mit ei-
nem strengen Blick voll Bedachtsamkeit, und
sagte: "nun gehorche, und verwahr es sorgfäl-
tiglich, wenn ich so viel über dich vermag, als
du sprichst. Und noch eins, wer hat dich hie-
her gebracht?" Hier mußte mir nun platterdings
eine Lüge aus der Noht helfen: "ich sagte; ich
sey ihr nachgegangen, und habe mich dort hinter
den Schrank versteckt, ohne von ihr bemerkt zu

wer-

und den Petrarca zur Unterlage; und die from-
me ſchrieb, und laͤchelte unter Thraͤnen:

„Wenn Ardinghello mir meinen Braͤutigam
Florio Branca aus der Sklaverey erloͤſt und
frey wieder herſtellt, und zaͤrtlich liebt und
ſchweigt: ſo ſoll er meine erſte hoͤchſte Gunſt ha-
ben mit dieſen Zeilen, oder Madonna mich nie
zu Gnaden annehmen; aber eher er auch nicht
einen guͤtigen Blick verlangen.

Lucinde.

Darauf gab ſie mir das Zettelchen mit ei-
nem ſtrengen Blick voll Bedachtſamkeit, und
ſagte: „nun gehorche, und verwahr es ſorgfaͤl-
tiglich, wenn ich ſo viel uͤber dich vermag, als
du ſprichſt. Und noch eins, wer hat dich hie-
her gebracht?“ Hier mußte mir nun platterdings
eine Luͤge aus der Noht helfen: „ich ſagte; ich
ſey ihr nachgegangen, und habe mich dort hinter
den Schrank verſteckt, ohne von ihr bemerkt zu

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[230/0236] und den Petrarca zur Unterlage; und die from- me ſchrieb, und laͤchelte unter Thraͤnen: „Wenn Ardinghello mir meinen Braͤutigam Florio Branca aus der Sklaverey erloͤſt und frey wieder herſtellt, und zaͤrtlich liebt und ſchweigt: ſo ſoll er meine erſte hoͤchſte Gunſt ha- ben mit dieſen Zeilen, oder Madonna mich nie zu Gnaden annehmen; aber eher er auch nicht einen guͤtigen Blick verlangen. Lucinde. Darauf gab ſie mir das Zettelchen mit ei- nem ſtrengen Blick voll Bedachtſamkeit, und ſagte: „nun gehorche, und verwahr es ſorgfaͤl- tiglich, wenn ich ſo viel uͤber dich vermag, als du ſprichſt. Und noch eins, wer hat dich hie- her gebracht?“ Hier mußte mir nun platterdings eine Luͤge aus der Noht helfen: „ich ſagte; ich ſey ihr nachgegangen, und habe mich dort hinter den Schrank verſteckt, ohne von ihr bemerkt zu wer-

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/236>, abgerufen am 21.11.2024.