das Vermögen noch in sich fühlt, auszudauern, und große Belohnung dereinst unter seinen Ge- liebten dafür erwartet."
"Ein guter Glaube überwindet freylich alles, antwortet ich ihm darauf;" und dachte im Her- zen, wer damit nur immer in der glückseeligen Dunkelheit herumtappen könnte!
Noch denselben Abend lief ein Französisches Schiff im Hafen ein, mit dem neuen Gesandten und Consul für Konstantinopel und Smyrna, das nur Wasser einnahm, und mit dem ersten guten Wind wieder abseegeln wollte. Ich bedien- te mich der Gelegenheit, eilte sogleich nach Hau- se, und schrieb an den Diagoras, so rein und frey, wies in meinem Geiste lebte, frisch von der Hand weg; und bat hernach den Edeln in- ständig, den Florio Branca zu befreyen, wenn er könnte; oder mir wenigstens die Art zu mel- den, wie es möglich wäre, ohn ihm jedoch etwas
von
Q 4
das Vermoͤgen noch in ſich fuͤhlt, auszudauern, und große Belohnung dereinſt unter ſeinen Ge- liebten dafuͤr erwartet.“
„Ein guter Glaube uͤberwindet freylich alles, antwortet ich ihm darauf;“ und dachte im Her- zen, wer damit nur immer in der gluͤckſeeligen Dunkelheit herumtappen koͤnnte!
Noch denſelben Abend lief ein Franzoͤſiſches Schiff im Hafen ein, mit dem neuen Geſandten und Conſul fuͤr Konſtantinopel und Smyrna, das nur Waſſer einnahm, und mit dem erſten guten Wind wieder abſeegeln wollte. Ich bedien- te mich der Gelegenheit, eilte ſogleich nach Hau- ſe, und ſchrieb an den Diagoras, ſo rein und frey, wies in meinem Geiſte lebte, friſch von der Hand weg; und bat hernach den Edeln in- ſtaͤndig, den Florio Branca zu befreyen, wenn er koͤnnte; oder mir wenigſtens die Art zu mel- den, wie es moͤglich waͤre, ohn ihm jedoch etwas
von
Q 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0253"n="247"/>
das Vermoͤgen noch in ſich fuͤhlt, auszudauern,<lb/>
und große Belohnung dereinſt unter ſeinen Ge-<lb/>
liebten dafuͤr erwartet.“</p><lb/><p>„Ein guter Glaube uͤberwindet freylich alles,<lb/>
antwortet ich ihm darauf;“ und dachte im Her-<lb/>
zen, wer damit nur immer in der gluͤckſeeligen<lb/>
Dunkelheit herumtappen koͤnnte!</p><lb/><p>Noch denſelben Abend lief ein Franzoͤſiſches<lb/>
Schiff im Hafen ein, mit dem neuen Geſandten<lb/>
und Conſul fuͤr Konſtantinopel und Smyrna,<lb/>
das nur Waſſer einnahm, und mit dem erſten<lb/>
guten Wind wieder abſeegeln wollte. Ich bedien-<lb/>
te mich der Gelegenheit, eilte ſogleich nach Hau-<lb/>ſe, und ſchrieb an den <hirendition="#fr">Diagoras</hi>, ſo rein und<lb/>
frey, wies in meinem Geiſte lebte, friſch von<lb/>
der Hand weg; und bat hernach den Edeln in-<lb/>ſtaͤndig, den <hirendition="#fr">Florio Branca</hi> zu befreyen, wenn<lb/>
er koͤnnte; oder mir wenigſtens die Art zu mel-<lb/>
den, wie es moͤglich waͤre, ohn ihm jedoch etwas<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">von</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[247/0253]
das Vermoͤgen noch in ſich fuͤhlt, auszudauern,
und große Belohnung dereinſt unter ſeinen Ge-
liebten dafuͤr erwartet.“
„Ein guter Glaube uͤberwindet freylich alles,
antwortet ich ihm darauf;“ und dachte im Her-
zen, wer damit nur immer in der gluͤckſeeligen
Dunkelheit herumtappen koͤnnte!
Noch denſelben Abend lief ein Franzoͤſiſches
Schiff im Hafen ein, mit dem neuen Geſandten
und Conſul fuͤr Konſtantinopel und Smyrna,
das nur Waſſer einnahm, und mit dem erſten
guten Wind wieder abſeegeln wollte. Ich bedien-
te mich der Gelegenheit, eilte ſogleich nach Hau-
ſe, und ſchrieb an den Diagoras, ſo rein und
frey, wies in meinem Geiſte lebte, friſch von
der Hand weg; und bat hernach den Edeln in-
ſtaͤndig, den Florio Branca zu befreyen, wenn
er koͤnnte; oder mir wenigſtens die Art zu mel-
den, wie es moͤglich waͤre, ohn ihm jedoch etwas
von
Q 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/253>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.