und Vergnügen eine Wallfahrt beginnen könne nach dem ächten klassischen Boden."
Ihr habt genug am Zeichnen, wie einer, der selbst kein Dichter werden, sondern nur die Meisterstücke der Alten und Neuen in ihrer ganzen Vollkommenheit fassen will, an der Poe- tik des Aristoteles. Jede Kunst, bis zum letz- ten Ziel erlangt, ist etwas anders, und erfor- dert eines Menschen ganzes Leben. Für euch solls nur Spiel seyn; ihr seyd zu Höherm be- stimmt, und müßt glänzen, wie der Morgen- stern in eurer Republick. Dieß wird immer neuen Reiz in unsre Freundschaft bringen, und wir werden leben in der Natur, so viel uns mit Sinnen, Phantasie und Verstand vergönnt ist."
"Du erfüllst mich mit Hofnung und Freude, antwortet ich ihm. Mein Vater ist jetzt in Dal- mazien, und ich bin mit meiner Mutter allein Sie zieht bald aufs Land, vielleicht noch diese Woche. Die Gegend ist eine der angenehmsten
der
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und Vergnuͤgen eine Wallfahrt beginnen koͤnne nach dem aͤchten klaſſiſchen Boden.“
Ihr habt genug am Zeichnen, wie einer, der ſelbſt kein Dichter werden, ſondern nur die Meiſterſtuͤcke der Alten und Neuen in ihrer ganzen Vollkommenheit faſſen will, an der Poe- tik des Ariſtoteles. Jede Kunſt, bis zum letz- ten Ziel erlangt, iſt etwas anders, und erfor- dert eines Menſchen ganzes Leben. Fuͤr euch ſolls nur Spiel ſeyn; ihr ſeyd zu Hoͤherm be- ſtimmt, und muͤßt glaͤnzen, wie der Morgen- ſtern in eurer Republick. Dieß wird immer neuen Reiz in unſre Freundſchaft bringen, und wir werden leben in der Natur, ſo viel uns mit Sinnen, Phantaſie und Verſtand vergoͤnnt iſt.“
„Du erfuͤllſt mich mit Hofnung und Freude, antwortet ich ihm. Mein Vater iſt jetzt in Dal- mazien, und ich bin mit meiner Mutter allein Sie zieht bald aufs Land, vielleicht noch dieſe Woche. Die Gegend iſt eine der angenehmſten
der
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und Vergnuͤgen eine Wallfahrt beginnen koͤnne
nach dem aͤchten klaſſiſchen Boden.“
Ihr habt genug am Zeichnen, wie einer,
der ſelbſt kein Dichter werden, ſondern nur
die Meiſterſtuͤcke der Alten und Neuen in ihrer
ganzen Vollkommenheit faſſen will, an der Poe-
tik des Ariſtoteles. Jede Kunſt, bis zum letz-
ten Ziel erlangt, iſt etwas anders, und erfor-
dert eines Menſchen ganzes Leben. Fuͤr euch
ſolls nur Spiel ſeyn; ihr ſeyd zu Hoͤherm be-
ſtimmt, und muͤßt glaͤnzen, wie der Morgen-
ſtern in eurer Republick. Dieß wird immer
neuen Reiz in unſre Freundſchaft bringen, und
wir werden leben in der Natur, ſo viel uns mit
Sinnen, Phantaſie und Verſtand vergoͤnnt iſt.“
„Du erfuͤllſt mich mit Hofnung und Freude,
antwortet ich ihm. Mein Vater iſt jetzt in Dal-
mazien, und ich bin mit meiner Mutter allein
Sie zieht bald aufs Land, vielleicht noch dieſe
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/45>, abgerufen am 21.11.2024.
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