Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

mahle deiner Mutter eine Madonna, wenn ich
ihr anstehe. An Gescheidtheit bey ihr solls hof-
fentlich nicht ermangeln."

Es wurde beschlossen, ihn den Abend noch
ihr vorzustellen, bey Tische wollt ich alles ein-
lenken.

Hier schied er von mir. Ich brachte die Sache
vor; und meine Mutter wars gleich zufrieden,
ohne ihn noch gesehen zu haben, aus Willfährig-
keit gegen mich.

Mit schwellte aber die neue Bekanntschaft
immer mehr das Herz; einen jungen Mahler
der Art hatt ich noch nicht gekannt. Ich war über-
rascht; es gieng alles so schnell fort, und ich konn-
te keiner gehörigen Ueberlegung Raum geben.

Beym ersten Blick und Gespräch schon ge-
fiel er meiner Mutter, wie ihr noch kein frem-
der gefallen hatte. Hier erfuhr ich, daß er sich
Ardinghello nannte; ich hatte, voll von ihm, nicht

daran

mahle deiner Mutter eine Madonna, wenn ich
ihr anſtehe. An Geſcheidtheit bey ihr ſolls hof-
fentlich nicht ermangeln.“

Es wurde beſchloſſen, ihn den Abend noch
ihr vorzuſtellen, bey Tiſche wollt ich alles ein-
lenken.

Hier ſchied er von mir. Ich brachte die Sache
vor; und meine Mutter wars gleich zufrieden,
ohne ihn noch geſehen zu haben, aus Willfaͤhrig-
keit gegen mich.

Mit ſchwellte aber die neue Bekanntſchaft
immer mehr das Herz; einen jungen Mahler
der Art hatt ich noch nicht gekannt. Ich war uͤber-
raſcht; es gieng alles ſo ſchnell fort, und ich konn-
te keiner gehoͤrigen Ueberlegung Raum geben.

Beym erſten Blick und Geſpraͤch ſchon ge-
fiel er meiner Mutter, wie ihr noch kein frem-
der gefallen hatte. Hier erfuhr ich, daß er ſich
Ardinghello nannte; ich hatte, voll von ihm, nicht

daran
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0048" n="42"/>
mahle deiner Mutter eine Madonna, wenn ich<lb/>
ihr an&#x017F;tehe. An Ge&#x017F;cheidtheit bey ihr &#x017F;olls hof-<lb/>
fentlich nicht ermangeln.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Es wurde be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, ihn den Abend noch<lb/>
ihr vorzu&#x017F;tellen, bey Ti&#x017F;che wollt ich alles ein-<lb/>
lenken.</p><lb/>
        <p>Hier &#x017F;chied er von mir. Ich brachte die Sache<lb/>
vor; und meine Mutter wars gleich zufrieden,<lb/>
ohne ihn noch ge&#x017F;ehen zu haben, aus Willfa&#x0364;hrig-<lb/>
keit gegen mich.</p><lb/>
        <p>Mit &#x017F;chwellte aber die neue Bekannt&#x017F;chaft<lb/>
immer mehr das Herz; einen jungen Mahler<lb/>
der Art hatt ich noch nicht gekannt. Ich war u&#x0364;ber-<lb/>
ra&#x017F;cht; es gieng alles &#x017F;o &#x017F;chnell fort, und ich konn-<lb/>
te keiner geho&#x0364;rigen Ueberlegung Raum geben.</p><lb/>
        <p>Beym er&#x017F;ten Blick und Ge&#x017F;pra&#x0364;ch &#x017F;chon ge-<lb/>
fiel er meiner Mutter, wie ihr noch kein frem-<lb/>
der gefallen hatte. Hier erfuhr ich, daß er &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#fr">Ardinghello</hi> nannte; ich hatte, voll von ihm, nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daran</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0048] mahle deiner Mutter eine Madonna, wenn ich ihr anſtehe. An Geſcheidtheit bey ihr ſolls hof- fentlich nicht ermangeln.“ Es wurde beſchloſſen, ihn den Abend noch ihr vorzuſtellen, bey Tiſche wollt ich alles ein- lenken. Hier ſchied er von mir. Ich brachte die Sache vor; und meine Mutter wars gleich zufrieden, ohne ihn noch geſehen zu haben, aus Willfaͤhrig- keit gegen mich. Mit ſchwellte aber die neue Bekanntſchaft immer mehr das Herz; einen jungen Mahler der Art hatt ich noch nicht gekannt. Ich war uͤber- raſcht; es gieng alles ſo ſchnell fort, und ich konn- te keiner gehoͤrigen Ueberlegung Raum geben. Beym erſten Blick und Geſpraͤch ſchon ge- fiel er meiner Mutter, wie ihr noch kein frem- der gefallen hatte. Hier erfuhr ich, daß er ſich Ardinghello nannte; ich hatte, voll von ihm, nicht daran

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/48
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/48>, abgerufen am 21.11.2024.