Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

gem Streben nach neuem Genuß, an Stoff und
Feinheit und Form Centillionenfach verschieden
und ähnlich und gleich; und daraus nothwendi-
ger Weise von selbst die beste Ordnung zur aller-
vollkommensten und mannichfaltigsten Berüh-
rung; und wir werden, glaub ich, uns der Er-
klärung des Räthsels nähern, und einigermaßen
obenhin begreiffen lernen, warum die Gestirne
in Flammen sich wälzen, die Winde rasen, die
Meere toben, die Erden fest halten, und daß
der Strahl in einen Pulverthurm glücklicher
seyn kann, als Herkules bey allen seinen Liebes-
händeln.

Man könnte auf diese Weise aber wohl
doch noch die sonderbare Meinung des Xeno-
phanes
, und seiner Schüler Parmenides und
Melissos erklären, daß Eins Alles, und Alles
Eins
sey. Nehmlich, aller Grundstoff ist sich
gleich, nur die Form seines unendlichen Wesens
verschieden.

Des
O 5

gem Streben nach neuem Genuß, an Stoff und
Feinheit und Form Centillionenfach verſchieden
und aͤhnlich und gleich; und daraus nothwendi-
ger Weiſe von ſelbſt die beſte Ordnung zur aller-
vollkommenſten und mannichfaltigſten Beruͤh-
rung; und wir werden, glaub ich, uns der Er-
klaͤrung des Raͤthſels naͤhern, und einigermaßen
obenhin begreiffen lernen, warum die Geſtirne
in Flammen ſich waͤlzen, die Winde raſen, die
Meere toben, die Erden feſt halten, und daß
der Strahl in einen Pulverthurm gluͤcklicher
ſeyn kann, als Herkules bey allen ſeinen Liebes-
haͤndeln.

Man koͤnnte auf dieſe Weiſe aber wohl
doch noch die ſonderbare Meinung des Xeno-
phanes
, und ſeiner Schuͤler Parmenides und
Meliſſos erklaͤren, daß Eins Alles, und Alles
Eins
ſey. Nehmlich, aller Grundſtoff iſt ſich
gleich, nur die Form ſeines unendlichen Weſens
verſchieden.

Des
O 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0225" n="217"/>
gem Streben nach neuem Genuß, an Stoff und<lb/>
Feinheit und Form Centillionenfach ver&#x017F;chieden<lb/>
und a&#x0364;hnlich und gleich; und daraus nothwendi-<lb/>
ger Wei&#x017F;e von &#x017F;elb&#x017F;t die be&#x017F;te Ordnung zur aller-<lb/>
vollkommen&#x017F;ten und mannichfaltig&#x017F;ten Beru&#x0364;h-<lb/>
rung; und wir werden, glaub ich, uns der Er-<lb/>
kla&#x0364;rung des Ra&#x0364;th&#x017F;els na&#x0364;hern, und einigermaßen<lb/>
obenhin begreiffen lernen, warum die Ge&#x017F;tirne<lb/>
in Flammen &#x017F;ich wa&#x0364;lzen, die Winde ra&#x017F;en, die<lb/>
Meere toben, die Erden fe&#x017F;t halten, und daß<lb/>
der Strahl in einen Pulverthurm glu&#x0364;cklicher<lb/>
&#x017F;eyn kann, als Herkules bey allen &#x017F;einen Liebes-<lb/>
ha&#x0364;ndeln.</p><lb/>
          <p>Man ko&#x0364;nnte auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e aber wohl<lb/>
doch noch die &#x017F;onderbare Meinung des <hi rendition="#fr">Xeno-<lb/>
phanes</hi>, und &#x017F;einer Schu&#x0364;ler <hi rendition="#fr">Parmenides</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Meli&#x017F;&#x017F;os</hi> erkla&#x0364;ren, daß <hi rendition="#fr">Eins Alles, und Alles<lb/>
Eins</hi> &#x017F;ey. Nehmlich, aller Grund&#x017F;toff i&#x017F;t &#x017F;ich<lb/>
gleich, nur die Form &#x017F;eines unendlichen We&#x017F;ens<lb/>
ver&#x017F;chieden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">O 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Des</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0225] gem Streben nach neuem Genuß, an Stoff und Feinheit und Form Centillionenfach verſchieden und aͤhnlich und gleich; und daraus nothwendi- ger Weiſe von ſelbſt die beſte Ordnung zur aller- vollkommenſten und mannichfaltigſten Beruͤh- rung; und wir werden, glaub ich, uns der Er- klaͤrung des Raͤthſels naͤhern, und einigermaßen obenhin begreiffen lernen, warum die Geſtirne in Flammen ſich waͤlzen, die Winde raſen, die Meere toben, die Erden feſt halten, und daß der Strahl in einen Pulverthurm gluͤcklicher ſeyn kann, als Herkules bey allen ſeinen Liebes- haͤndeln. Man koͤnnte auf dieſe Weiſe aber wohl doch noch die ſonderbare Meinung des Xeno- phanes, und ſeiner Schuͤler Parmenides und Meliſſos erklaͤren, daß Eins Alles, und Alles Eins ſey. Nehmlich, aller Grundſtoff iſt ſich gleich, nur die Form ſeines unendlichen Weſens verſchieden. Des O 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/225
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/225>, abgerufen am 21.11.2024.