Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Des Exempels wegen; denn was wissen
wir bestimmtes hierüber mit unsern groben Sin-
nen? in den Sonnen rund, in der Luft rund
und halbrund, im Meere platt und eckicht, in
der Erde platt. Und Platt käme unserm Ge-
fühle kalt und trocken vor; und Rund in hefti-
ger Bewegung heiß und trocken, und so weiter.
Das Platte werde wieder platt und eckicht, Erde
Meer. Wasser durch Ausdünstung zu Wolken
und Regen. Und das Runde und Halbrunde
endlich ganz rund, wie auf unsrer Erde im Gro-
ßen sich Berg und Thal und Ebne umändert.
Das Runde übrigens herrsche wegen seiner leich-
ten Bewegung. Und so mache sich das We-
sen in möglichster Lust die Ewigkeit zu kurzer
Zeit.

Gewiß bleibts allemal, daß Verschiedenheit
und Aenderung, die unsre Sinnen am Wirkli-
chen empfinden, und wir Qualität, Organis-
mos nennen, bloß in innrer Form besteht; und

daß

Des Exempels wegen; denn was wiſſen
wir beſtimmtes hieruͤber mit unſern groben Sin-
nen? in den Sonnen rund, in der Luft rund
und halbrund, im Meere platt und eckicht, in
der Erde platt. Und Platt kaͤme unſerm Ge-
fuͤhle kalt und trocken vor; und Rund in hefti-
ger Bewegung heiß und trocken, und ſo weiter.
Das Platte werde wieder platt und eckicht, Erde
Meer. Waſſer durch Ausduͤnſtung zu Wolken
und Regen. Und das Runde und Halbrunde
endlich ganz rund, wie auf unſrer Erde im Gro-
ßen ſich Berg und Thal und Ebne umaͤndert.
Das Runde uͤbrigens herrſche wegen ſeiner leich-
ten Bewegung. Und ſo mache ſich das We-
ſen in moͤglichſter Luſt die Ewigkeit zu kurzer
Zeit.

Gewiß bleibts allemal, daß Verſchiedenheit
und Aenderung, die unſre Sinnen am Wirkli-
chen empfinden, und wir Qualitaͤt, Organis-
mos nennen, bloß in innrer Form beſteht; und

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0226" n="218"/>
          <p>Des Exempels wegen; denn was wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wir be&#x017F;timmtes hieru&#x0364;ber mit un&#x017F;ern groben Sin-<lb/>
nen? in den Sonnen rund, in der Luft rund<lb/>
und halbrund, im Meere platt und eckicht, in<lb/>
der Erde platt. Und Platt ka&#x0364;me un&#x017F;erm Ge-<lb/>
fu&#x0364;hle kalt und trocken vor; und Rund in hefti-<lb/>
ger Bewegung heiß und trocken, und &#x017F;o weiter.<lb/>
Das Platte werde wieder platt und eckicht, Erde<lb/>
Meer. Wa&#x017F;&#x017F;er durch Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung zu Wolken<lb/>
und Regen. Und das Runde und Halbrunde<lb/>
endlich ganz rund, wie auf un&#x017F;rer Erde im Gro-<lb/>
ßen &#x017F;ich Berg und Thal und <choice><sic>Erde</sic><corr type="corrigenda">Ebne</corr></choice> uma&#x0364;ndert.<lb/>
Das Runde u&#x0364;brigens herr&#x017F;che wegen &#x017F;einer leich-<lb/>
ten Bewegung. Und &#x017F;o mache &#x017F;ich das We-<lb/>
&#x017F;en in <hi rendition="#fr">mo&#x0364;glich&#x017F;ter</hi> Lu&#x017F;t die Ewigkeit zu kurzer<lb/>
Zeit.</p><lb/>
          <p>Gewiß bleibts allemal, daß Ver&#x017F;chiedenheit<lb/>
und Aenderung, die un&#x017F;re Sinnen am Wirkli-<lb/>
chen empfinden, und wir Qualita&#x0364;t, Organis-<lb/>
mos nennen, bloß in innrer Form be&#x017F;teht; und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0226] Des Exempels wegen; denn was wiſſen wir beſtimmtes hieruͤber mit unſern groben Sin- nen? in den Sonnen rund, in der Luft rund und halbrund, im Meere platt und eckicht, in der Erde platt. Und Platt kaͤme unſerm Ge- fuͤhle kalt und trocken vor; und Rund in hefti- ger Bewegung heiß und trocken, und ſo weiter. Das Platte werde wieder platt und eckicht, Erde Meer. Waſſer durch Ausduͤnſtung zu Wolken und Regen. Und das Runde und Halbrunde endlich ganz rund, wie auf unſrer Erde im Gro- ßen ſich Berg und Thal und Ebne umaͤndert. Das Runde uͤbrigens herrſche wegen ſeiner leich- ten Bewegung. Und ſo mache ſich das We- ſen in moͤglichſter Luſt die Ewigkeit zu kurzer Zeit. Gewiß bleibts allemal, daß Verſchiedenheit und Aenderung, die unſre Sinnen am Wirkli- chen empfinden, und wir Qualitaͤt, Organis- mos nennen, bloß in innrer Form beſteht; und daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/226
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/226>, abgerufen am 17.05.2024.