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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

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Neffen des Pabsts Gehör gegeben, und hatte
dann dem Kardinal Gehör gegeben: und suchte
beyde los zu werden, wie sie Ardinghello mit
ganz andrer Lust und Freude, und Schönheit
und Inbrunst an sich fesselte; und dieser ließ
sich in jugendlichem Taumel von ihren über-
schwenglichen Reizen fangen. Die verwegne
Reise nach Neapel machte sie wahrscheinlich deß-
wegen, um die erstern ganz von sich abzubrin-
gen, welche vielleicht auch den Weg zu den
Quellen des Clitumnus wußten; und den Ar-
dinghello in aller möglichen Lust ungestört zu ge-
nießen. Ein Weib kann seine Natur nicht ver-
läugnen: sie kam den folgenden Winter mit
Zwillingen von beyderley Geschlecht nieder; und
fand es doch ihrem Stande gemäß, den Vater
derselben als Gemahl zu besitzen.

Die Mohrin mußte unter den heftigsten
Drohungen ohne Zweifel dem Kardinal ihre
Reise mit Ardinghellon anzeigen, konnte aber

nicht

Neffen des Pabſts Gehoͤr gegeben, und hatte
dann dem Kardinal Gehoͤr gegeben: und ſuchte
beyde los zu werden, wie ſie Ardinghello mit
ganz andrer Luſt und Freude, und Schoͤnheit
und Inbrunſt an ſich feſſelte; und dieſer ließ
ſich in jugendlichem Taumel von ihren uͤber-
ſchwenglichen Reizen fangen. Die verwegne
Reiſe nach Neapel machte ſie wahrſcheinlich deß-
wegen, um die erſtern ganz von ſich abzubrin-
gen, welche vielleicht auch den Weg zu den
Quellen des Clitumnus wußten; und den Ar-
dinghello in aller moͤglichen Luſt ungeſtoͤrt zu ge-
nießen. Ein Weib kann ſeine Natur nicht ver-
laͤugnen: ſie kam den folgenden Winter mit
Zwillingen von beyderley Geſchlecht nieder; und
fand es doch ihrem Stande gemaͤß, den Vater
derſelben als Gemahl zu beſitzen.

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Drohungen ohne Zweifel dem Kardinal ihre
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[350/0358] Neffen des Pabſts Gehoͤr gegeben, und hatte dann dem Kardinal Gehoͤr gegeben: und ſuchte beyde los zu werden, wie ſie Ardinghello mit ganz andrer Luſt und Freude, und Schoͤnheit und Inbrunſt an ſich feſſelte; und dieſer ließ ſich in jugendlichem Taumel von ihren uͤber- ſchwenglichen Reizen fangen. Die verwegne Reiſe nach Neapel machte ſie wahrſcheinlich deß- wegen, um die erſtern ganz von ſich abzubrin- gen, welche vielleicht auch den Weg zu den Quellen des Clitumnus wußten; und den Ar- dinghello in aller moͤglichen Luſt ungeſtoͤrt zu ge- nießen. Ein Weib kann ſeine Natur nicht ver- laͤugnen: ſie kam den folgenden Winter mit Zwillingen von beyderley Geſchlecht nieder; und fand es doch ihrem Stande gemaͤß, den Vater derſelben als Gemahl zu beſitzen. Die Mohrin mußte unter den heftigſten Drohungen ohne Zweifel dem Kardinal ihre Reiſe mit Ardinghellon anzeigen, konnte aber nicht

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/358>, abgerufen am 04.12.2024.