kann Niemand fassen, als wer selbst in Feuer und Flammen unter einem solchen schrecklichen Gewitter gestanden hat.
Das erstemal, als wir unsre Seelen verei- nigten, geschah in der Nacht auf den Raub, zwi- schen Gebüsch und Gesträuch, unter den ewigen Lichtern des Himmels, auf dem Gipfel des Mon- te Mario. O Gott, wie war ich da in Reiz versunken und verloren! Ach, wenn es ein Le- ben gibt, das so unaufhörlich fortdauert, in wel- cher Tiefe von Elend winden wir uns herum! Sie riß sich allzubald mit heißen Küssen los, da- mit ihre Abwesenheit vom Ball, den ein Prinz ihret wegen auf der Villa Melini gab, nicht be- merkt würde; und ich wandelte außer mir, nicht mehr derselbe, noch lange zwischen den Bäumen herum, that Freudensprünge wie ein Knabe, und jauchzte vor unfaßbarem Entzücken hinab in die Thäler des Tyberstroms, daß alle Hügel wiederhallten.
Du
kann Niemand faſſen, als wer ſelbſt in Feuer und Flammen unter einem ſolchen ſchrecklichen Gewitter geſtanden hat.
Das erſtemal, als wir unſre Seelen verei- nigten, geſchah in der Nacht auf den Raub, zwi- ſchen Gebuͤſch und Geſtraͤuch, unter den ewigen Lichtern des Himmels, auf dem Gipfel des Mon- te Mario. O Gott, wie war ich da in Reiz verſunken und verloren! Ach, wenn es ein Le- ben gibt, das ſo unaufhoͤrlich fortdauert, in wel- cher Tiefe von Elend winden wir uns herum! Sie riß ſich allzubald mit heißen Kuͤſſen los, da- mit ihre Abweſenheit vom Ball, den ein Prinz ihret wegen auf der Villa Melini gab, nicht be- merkt wuͤrde; und ich wandelte außer mir, nicht mehr derſelbe, noch lange zwiſchen den Baͤumen herum, that Freudenſpruͤnge wie ein Knabe, und jauchzte vor unfaßbarem Entzuͤcken hinab in die Thaͤler des Tyberſtroms, daß alle Huͤgel wiederhallten.
Du
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kann Niemand faſſen, als wer ſelbſt in Feuer
und Flammen unter einem ſolchen ſchrecklichen
Gewitter geſtanden hat.
Das erſtemal, als wir unſre Seelen verei-
nigten, geſchah in der Nacht auf den Raub, zwi-
ſchen Gebuͤſch und Geſtraͤuch, unter den ewigen
Lichtern des Himmels, auf dem Gipfel des Mon-
te Mario. O Gott, wie war ich da in Reiz
verſunken und verloren! Ach, wenn es ein Le-
ben gibt, das ſo unaufhoͤrlich fortdauert, in wel-
cher Tiefe von Elend winden wir uns herum!
Sie riß ſich allzubald mit heißen Kuͤſſen los, da-
mit ihre Abweſenheit vom Ball, den ein Prinz
ihret wegen auf der Villa Melini gab, nicht be-
merkt wuͤrde; und ich wandelte außer mir, nicht
mehr derſelbe, noch lange zwiſchen den Baͤumen
herum, that Freudenſpruͤnge wie ein Knabe,
und jauchzte vor unfaßbarem Entzuͤcken hinab
in die Thaͤler des Tyberſtroms, daß alle Huͤgel
wiederhallten.
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/51>, abgerufen am 24.11.2024.
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