Du solltest sie sehen! eine erhabne Gestalt, die das Auslesen hat; bey Lüsternheit sprödes Wesen. Ein froh und edel wollüstiger Gesicht gibts nicht. Mit Adleraugen schaut sie umher, und bezauberndem, doch nicht lockendem Munde. Das stolze Gewächs ihres schlanken Leibes schwillt unterm Gewand so reizend hinab, daß man dieses vor Wuth gleich wegreißen möchte; und die Brüste drängen sich heiß und üppig her- vor, wie aufgehende Frühlingssonnen. Wan- gen und Kinn sind in frischer Blüthe, und bil- den das entzückendste Oval, woraus das Licht der Liebe glänzt. O wie die braunen Locken im Tanze bacchantisch wallten, der himmlische Blick nach der Musik und Bewegung in Süßigkeit schwamm, die netten Beine in jugendlicher Kraft sich hoben, wie schnelle Blitze verschwan- den und wiederkamen! Doch warum beginn ich ein unmögliches Unternehmen! Der genießt das höchste Loos des Daseyns, den ihre zarten Arme
wie
Du ſollteſt ſie ſehen! eine erhabne Geſtalt, die das Ausleſen hat; bey Luͤſternheit ſproͤdes Weſen. Ein froh und edel wolluͤſtiger Geſicht gibts nicht. Mit Adleraugen ſchaut ſie umher, und bezauberndem, doch nicht lockendem Munde. Das ſtolze Gewaͤchs ihres ſchlanken Leibes ſchwillt unterm Gewand ſo reizend hinab, daß man dieſes vor Wuth gleich wegreißen moͤchte; und die Bruͤſte draͤngen ſich heiß und uͤppig her- vor, wie aufgehende Fruͤhlingsſonnen. Wan- gen und Kinn ſind in friſcher Bluͤthe, und bil- den das entzuͤckendſte Oval, woraus das Licht der Liebe glaͤnzt. O wie die braunen Locken im Tanze bacchantiſch wallten, der himmliſche Blick nach der Muſik und Bewegung in Suͤßigkeit ſchwamm, die netten Beine in jugendlicher Kraft ſich hoben, wie ſchnelle Blitze verſchwan- den und wiederkamen! Doch warum beginn ich ein unmoͤgliches Unternehmen! Der genießt das hoͤchſte Loos des Daſeyns, den ihre zarten Arme
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Du ſollteſt ſie ſehen! eine erhabne Geſtalt,
die das Ausleſen hat; bey Luͤſternheit ſproͤdes
Weſen. Ein froh und edel wolluͤſtiger Geſicht
gibts nicht. Mit Adleraugen ſchaut ſie umher,
und bezauberndem, doch nicht lockendem Munde.
Das ſtolze Gewaͤchs ihres ſchlanken Leibes
ſchwillt unterm Gewand ſo reizend hinab, daß
man dieſes vor Wuth gleich wegreißen moͤchte;
und die Bruͤſte draͤngen ſich heiß und uͤppig her-
vor, wie aufgehende Fruͤhlingsſonnen. Wan-
gen und Kinn ſind in friſcher Bluͤthe, und bil-
den das entzuͤckendſte Oval, woraus das Licht
der Liebe glaͤnzt. O wie die braunen Locken im
Tanze bacchantiſch wallten, der himmliſche Blick
nach der Muſik und Bewegung in Suͤßigkeit
ſchwamm, die netten Beine in jugendlicher
Kraft ſich hoben, wie ſchnelle Blitze verſchwan-
den und wiederkamen! Doch warum beginn ich
ein unmoͤgliches Unternehmen! Der genießt das
hoͤchſte Loos des Daſeyns, den ihre zarten Arme
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/52>, abgerufen am 21.11.2024.
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