der heissen Zone angehören, und dass keine einzige Art dieses zahlreichen Geschlechts sich weiter verbreitet hat, während ein ganz besonderer Vorzug des menschlichen Leibes in seiner Biegsamkeit für die verschiedenen Kli- mate liegt. Die Biegsamkeit und Nachgiebigkeit des Or- ganismus ist aber, wie sich im dritten Abschnitte zeigen wird, gerade die Hauptsache; er braucht nur den psy- chologischen Mechanismus nicht zu hindern; alle posi- tive Mitwirkung wollen wir ihm gern erlassen; wenn näm- lich vom Nervensystem die Rede ist; und hinweggesehen von der bekannten Verknüpfung des Geistes mit der Au- ssenwelt durch Empfindung und Bewegung.
Daher halte ich den Einfall eines Franzosen, die Affen sprächen nicht, weil sie nichts zu sprechen hätten, wenigstens nicht für geeignet, auf alle Thiere ohne Un- terschied ausgedehnt zu werden. -- Ich kann mich nicht rühmen, die Hunde genauer zu kennen, als Jeder sie kennt, oder kennen lernen könnte, der ein paar derglei- chen um sich hat; allein auf diesem ganz gemeinen Wege, und bey einiger Aufmerksamkeit auf die übrigen bekannten Hausthiere, bin ich -- ganz unabhängig von aller Theorie, und mit absichtlicher Abstraction von der- selben, zu der Meinung gekommen, dass nicht bloss die Hunde sprechen würden, wenn sie Sprachwerkzeuge hät- ten*), sondern auch, dass andre Thiere, die schon weit hinter ihnen stehn, noch mehr durch das Unbehülfliche ihrer äussern Organe, als in geistiger Hinsicht be- schränkt sind.
Die Einbildung aber, als ob die Ehre des Menschen bey solcher Ansicht etwas leiden könne, ist eine so lä- cherliche Schwachheit, dass ich nicht Lust habe, darüber noch ein Wort zu verlieren. Und die Erfahrungen, auf
*) Es ist übrigens sehr gut, dass sie nicht sprechen können. Ihre Sprache würde höchst unvollkommen bleiben, wegen der übrigen früher angeführten Gründe; und höben sie sich ja merklich über ihren jetzigen Standpunct, so würde der Mensch sie nicht mehr neben sich leiden.
der heiſsen Zone angehören, und daſs keine einzige Art dieses zahlreichen Geschlechts sich weiter verbreitet hat, während ein ganz besonderer Vorzug des menschlichen Leibes in seiner Biegsamkeit für die verschiedenen Kli- mate liegt. Die Biegsamkeit und Nachgiebigkeit des Or- ganismus ist aber, wie sich im dritten Abschnitte zeigen wird, gerade die Hauptsache; er braucht nur den psy- chologischen Mechanismus nicht zu hindern; alle posi- tive Mitwirkung wollen wir ihm gern erlassen; wenn näm- lich vom Nervensystem die Rede ist; und hinweggesehen von der bekannten Verknüpfung des Geistes mit der Au- ſsenwelt durch Empfindung und Bewegung.
Daher halte ich den Einfall eines Franzosen, die Affen sprächen nicht, weil sie nichts zu sprechen hätten, wenigstens nicht für geeignet, auf alle Thiere ohne Un- terschied ausgedehnt zu werden. — Ich kann mich nicht rühmen, die Hunde genauer zu kennen, als Jeder sie kennt, oder kennen lernen könnte, der ein paar derglei- chen um sich hat; allein auf diesem ganz gemeinen Wege, und bey einiger Aufmerksamkeit auf die übrigen bekannten Hausthiere, bin ich — ganz unabhängig von aller Theorie, und mit absichtlicher Abstraction von der- selben, zu der Meinung gekommen, daſs nicht bloſs die Hunde sprechen würden, wenn sie Sprachwerkzeuge hät- ten*), sondern auch, daſs andre Thiere, die schon weit hinter ihnen stehn, noch mehr durch das Unbehülfliche ihrer äuſsern Organe, als in geistiger Hinsicht be- schränkt sind.
Die Einbildung aber, als ob die Ehre des Menschen bey solcher Ansicht etwas leiden könne, ist eine so lä- cherliche Schwachheit, daſs ich nicht Lust habe, darüber noch ein Wort zu verlieren. Und die Erfahrungen, auf
*) Es ist übrigens sehr gut, daſs sie nicht sprechen können. Ihre Sprache würde höchst unvollkommen bleiben, wegen der übrigen früher angeführten Gründe; und höben sie sich ja merklich über ihren jetzigen Standpunct, so würde der Mensch sie nicht mehr neben sich leiden.
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der heiſsen Zone angehören, und daſs keine einzige Art
dieses zahlreichen Geschlechts sich weiter verbreitet hat,
während ein ganz besonderer Vorzug des menschlichen
Leibes in seiner Biegsamkeit für die verschiedenen Kli-
mate liegt. Die Biegsamkeit und Nachgiebigkeit des Or-
ganismus ist aber, wie sich im dritten Abschnitte zeigen
wird, gerade die Hauptsache; er braucht nur den psy-
chologischen Mechanismus nicht zu hindern; alle posi-
tive Mitwirkung wollen wir ihm gern erlassen; wenn näm-
lich vom Nervensystem die Rede ist; und hinweggesehen
von der bekannten Verknüpfung des Geistes mit der Au-
ſsenwelt durch Empfindung und Bewegung.
Daher halte ich den Einfall eines Franzosen, die
Affen sprächen nicht, weil sie nichts zu sprechen hätten,
wenigstens nicht für geeignet, auf alle Thiere ohne Un-
terschied ausgedehnt zu werden. — Ich kann mich nicht
rühmen, die Hunde genauer zu kennen, als Jeder sie
kennt, oder kennen lernen könnte, der ein paar derglei-
chen um sich hat; allein auf diesem ganz gemeinen
Wege, und bey einiger Aufmerksamkeit auf die übrigen
bekannten Hausthiere, bin ich — ganz unabhängig von
aller Theorie, und mit absichtlicher Abstraction von der-
selben, zu der Meinung gekommen, daſs nicht bloſs die
Hunde sprechen würden, wenn sie Sprachwerkzeuge hät-
ten *), sondern auch, daſs andre Thiere, die schon weit
hinter ihnen stehn, noch mehr durch das Unbehülfliche
ihrer äuſsern Organe, als in geistiger Hinsicht be-
schränkt sind.
Die Einbildung aber, als ob die Ehre des Menschen
bey solcher Ansicht etwas leiden könne, ist eine so lä-
cherliche Schwachheit, daſs ich nicht Lust habe, darüber
noch ein Wort zu verlieren. Und die Erfahrungen, auf
*) Es ist übrigens sehr gut, daſs sie nicht sprechen können.
Ihre Sprache würde höchst unvollkommen bleiben, wegen der übrigen
früher angeführten Gründe; und höben sie sich ja merklich über ihren
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/277>, abgerufen am 22.11.2024.
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