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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825.

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einem andern Sinne mit der Auffassung des Leibes, der
übrigens für ein Ding gilt wie die andern, zu verbin-
den. Dass der Leib seine Gefühle mit sich herumträgt,
während die übrigen Aussendinge an ihren Plätzen blei-
ben, ist hiebey die Hauptsache. Denn hier wie bey allen
Vorstellungen für sich bestehender Dinge, kommt es dar-
auf an, dass die Anfangs zu viel befassenden Com-
plexionen späterhin auf dasjenige beschränkt
werden, was bey der Bewegung beysammen
bleibt
. Auf das Zerreissen der Umgebung, und die da-
durch entstehende Sonderung der Dinge, ist schon oben
aufmerksam gemacht worden. (§. 118.)

Wir hätten nun jene dritte Person, wenn wir nur
erst eine Person überhaupt hätten. Hier wird man sich
erinnern, dass die Auffassung der eignen, und der frem-
den Personen, der Erfahrung gemäss so ziemlich gleich-
zeitig erfolge. Ursprünglich unterscheidet gewiss das Kind
nicht zwischen Sachen, Thieren, und Menschen. Wir
werden jetzt suchen, uns von dieser Seite der Auflösung
des Problems zu nähern.

§. 133.

Voran folgende Frage: was mag wohl leichter, und
eher ausgebildet werden, die Vorstellung des Todten oder
des Belebten? Vielleicht sagt man: die des Todten, denn
sie ist einfacher, und also fasslicher. Allein man be-
denke die Complexionen, welche aus der eignen Empfin-
dung beym Berühren der Gegenstände, vollends beym
Anschlagen an dieselben entspringen. Das Kind sey von
einem fallenden Körper getroffen: so oft es denselben
von neuem fallen sieht, reproducirt sich die Erinnerung
an den Schmerz; und nach einigen Erfahrungen über den
Zusammenhang des Schmerzes mit der getroffenen Stelle,
wird in jeden Gegenstand, auf welchen dieser Körper
fallen möchte, auch dieser Schmerz hineingedacht. Auf
diese Weise ist es natürlich, dass Anfangs alle Gegen-
stände für empfindende gehalten werden.

Allein in derselben Betrachtung ein wenig weiter

einem andern Sinne mit der Auffassung des Leibes, der
übrigens für ein Ding gilt wie die andern, zu verbin-
den. Daſs der Leib seine Gefühle mit sich herumträgt,
während die übrigen Auſsendinge an ihren Plätzen blei-
ben, ist hiebey die Hauptsache. Denn hier wie bey allen
Vorstellungen für sich bestehender Dinge, kommt es dar-
auf an, daſs die Anfangs zu viel befassenden Com-
plexionen späterhin auf dasjenige beschränkt
werden, was bey der Bewegung beysammen
bleibt
. Auf das Zerreiſsen der Umgebung, und die da-
durch entstehende Sonderung der Dinge, ist schon oben
aufmerksam gemacht worden. (§. 118.)

Wir hätten nun jene dritte Person, wenn wir nur
erst eine Person überhaupt hätten. Hier wird man sich
erinnern, daſs die Auffassung der eignen, und der frem-
den Personen, der Erfahrung gemäſs so ziemlich gleich-
zeitig erfolge. Ursprünglich unterscheidet gewiſs das Kind
nicht zwischen Sachen, Thieren, und Menschen. Wir
werden jetzt suchen, uns von dieser Seite der Auflösung
des Problems zu nähern.

§. 133.

Voran folgende Frage: was mag wohl leichter, und
eher ausgebildet werden, die Vorstellung des Todten oder
des Belebten? Vielleicht sagt man: die des Todten, denn
sie ist einfacher, und also faſslicher. Allein man be-
denke die Complexionen, welche aus der eignen Empfin-
dung beym Berühren der Gegenstände, vollends beym
Anschlagen an dieselben entspringen. Das Kind sey von
einem fallenden Körper getroffen: so oft es denselben
von neuem fallen sieht, reproducirt sich die Erinnerung
an den Schmerz; und nach einigen Erfahrungen über den
Zusammenhang des Schmerzes mit der getroffenen Stelle,
wird in jeden Gegenstand, auf welchen dieser Körper
fallen möchte, auch dieser Schmerz hineingedacht. Auf
diese Weise ist es natürlich, daſs Anfangs alle Gegen-
stände für empfindende gehalten werden.

Allein in derselben Betrachtung ein wenig weiter

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[263/0298] einem andern Sinne mit der Auffassung des Leibes, der übrigens für ein Ding gilt wie die andern, zu verbin- den. Daſs der Leib seine Gefühle mit sich herumträgt, während die übrigen Auſsendinge an ihren Plätzen blei- ben, ist hiebey die Hauptsache. Denn hier wie bey allen Vorstellungen für sich bestehender Dinge, kommt es dar- auf an, daſs die Anfangs zu viel befassenden Com- plexionen späterhin auf dasjenige beschränkt werden, was bey der Bewegung beysammen bleibt. Auf das Zerreiſsen der Umgebung, und die da- durch entstehende Sonderung der Dinge, ist schon oben aufmerksam gemacht worden. (§. 118.) Wir hätten nun jene dritte Person, wenn wir nur erst eine Person überhaupt hätten. Hier wird man sich erinnern, daſs die Auffassung der eignen, und der frem- den Personen, der Erfahrung gemäſs so ziemlich gleich- zeitig erfolge. Ursprünglich unterscheidet gewiſs das Kind nicht zwischen Sachen, Thieren, und Menschen. Wir werden jetzt suchen, uns von dieser Seite der Auflösung des Problems zu nähern. §. 133. Voran folgende Frage: was mag wohl leichter, und eher ausgebildet werden, die Vorstellung des Todten oder des Belebten? Vielleicht sagt man: die des Todten, denn sie ist einfacher, und also faſslicher. Allein man be- denke die Complexionen, welche aus der eignen Empfin- dung beym Berühren der Gegenstände, vollends beym Anschlagen an dieselben entspringen. Das Kind sey von einem fallenden Körper getroffen: so oft es denselben von neuem fallen sieht, reproducirt sich die Erinnerung an den Schmerz; und nach einigen Erfahrungen über den Zusammenhang des Schmerzes mit der getroffenen Stelle, wird in jeden Gegenstand, auf welchen dieser Körper fallen möchte, auch dieser Schmerz hineingedacht. Auf diese Weise ist es natürlich, daſs Anfangs alle Gegen- stände für empfindende gehalten werden. Allein in derselben Betrachtung ein wenig weiter

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/298>, abgerufen am 25.11.2024.