Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.Auffassen einer kurzen Reihenfolge von Begebenheiten, und
64. Wie wenig auch die logische Politur der Begriffe 65. Die ästhetischen und moralischen Auffassungen sind 66. Alles Angeführte zusammengenommen ergiebtkeine Auffassen einer kurzen Reihenfolge von Begebenheiten, und
64. Wie wenig auch die logische Politur der Begriffe 65. Die ästhetischen und moralischen Auffassungen sind 66. Alles Angeführte zusammengenommen ergiebtkeine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0060" n="52"/> Auffassen einer kurzen Reihenfolge von Begebenheiten, und<lb/> dem Ableiten derselben aus Ursachen und <hi rendition="#g">Kräften</hi>. Das<lb/> zweyte, aber nicht das erste, gehört zum obern Vermögen.<lb/> Diese Bemerkung, obgleich durch Kants Lehre veranlaßt,<lb/> gehört eigentlich zum Nächstfolgenden.</p><lb/> <p>64. Wie wenig auch die logische Politur der Begriffe<lb/> zum Maaßstabe des Verstandes dienen kann (man denke<lb/> nur an den Verstand der Frauen, der Künstler, Staats-<lb/> männer, Kausieute), so macht sie dennoch einen Theil des<lb/> Unterschiedes aus, den wir suchen. Total-Eindrücke von<lb/> ähnlichen Gegenständen, zusammengeflossene Vorstellungen<lb/> von Bäumen, Häusern, Menschen, u. dgl. hat ohne Zwei-<lb/> fel auch der Wilde und das Thier; aber hier sehlt die <hi rendition="#g">Ent-<lb/> gegensetzung</hi> des Abstracten gegen das Concrete. Der<lb/> allgemeine Begriff hat sich nicht abgelöst von seinen Bey-<lb/> spielen. Diese Ablösung gehört dem obern Vermögen. Eben<lb/> so ist die Entgegensetzung zwischen dem Räumlichen und<lb/> dem Raume, dem Zeitlichen und der Zeit. Desgleichen<lb/> die Entgegensetzung zwischen unserm Jch und unsern wech-<lb/> selnden Zuständen: während gewiß schon das Thier sich un-<lb/> terscheidet von dem andern, mit dem es um die Nahrung<lb/> kämpft.</p><lb/> <p>65. Die ästhetischen und moralischen Auffassungen sind<lb/> bey dem Wilden selten und beschränkt, bey dem Thiere schei-<lb/> nen sie fast ganz zu fehlen. Die Wahl ist weit minder<lb/> überlegt, und scheint im Ganzen nicht so vest zu seyn, wie<lb/> beym ausgebildeten Menschen, Das Thier hat hier neben<lb/> dem Mangel des Höhern eine positive Eigenthümlichkeit,<lb/> nämlich eine sichtbar größere Abhängigkeit vom <hi rendition="#g">J<supplied>n</supplied>stinct</hi>,<lb/> der zum Theil periodisch ist und mit dem Organisnus in<lb/> der genauesten Verbindung steht.</p><lb/> <p>66. Alles Angeführte zusammengenommen ergiebtkeine<lb/> geschlossene Reihe von vesten Unterschieden, weder zwischen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0060]
Auffassen einer kurzen Reihenfolge von Begebenheiten, und
dem Ableiten derselben aus Ursachen und Kräften. Das
zweyte, aber nicht das erste, gehört zum obern Vermögen.
Diese Bemerkung, obgleich durch Kants Lehre veranlaßt,
gehört eigentlich zum Nächstfolgenden.
64. Wie wenig auch die logische Politur der Begriffe
zum Maaßstabe des Verstandes dienen kann (man denke
nur an den Verstand der Frauen, der Künstler, Staats-
männer, Kausieute), so macht sie dennoch einen Theil des
Unterschiedes aus, den wir suchen. Total-Eindrücke von
ähnlichen Gegenständen, zusammengeflossene Vorstellungen
von Bäumen, Häusern, Menschen, u. dgl. hat ohne Zwei-
fel auch der Wilde und das Thier; aber hier sehlt die Ent-
gegensetzung des Abstracten gegen das Concrete. Der
allgemeine Begriff hat sich nicht abgelöst von seinen Bey-
spielen. Diese Ablösung gehört dem obern Vermögen. Eben
so ist die Entgegensetzung zwischen dem Räumlichen und
dem Raume, dem Zeitlichen und der Zeit. Desgleichen
die Entgegensetzung zwischen unserm Jch und unsern wech-
selnden Zuständen: während gewiß schon das Thier sich un-
terscheidet von dem andern, mit dem es um die Nahrung
kämpft.
65. Die ästhetischen und moralischen Auffassungen sind
bey dem Wilden selten und beschränkt, bey dem Thiere schei-
nen sie fast ganz zu fehlen. Die Wahl ist weit minder
überlegt, und scheint im Ganzen nicht so vest zu seyn, wie
beym ausgebildeten Menschen, Das Thier hat hier neben
dem Mangel des Höhern eine positive Eigenthümlichkeit,
nämlich eine sichtbar größere Abhängigkeit vom Jnstinct,
der zum Theil periodisch ist und mit dem Organisnus in
der genauesten Verbindung steht.
66. Alles Angeführte zusammengenommen ergiebtkeine
geschlossene Reihe von vesten Unterschieden, weder zwischen
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