lebte, daß es Lebendige gebar und säugte, daß es zu feineren als den Fortpflanzungstrieben, zur Haushaltung und Zärt- lichkeit für die Jungen, ja in einigen Geschlechtern gar zur ehelichen Liebe gewöhnt ward. Jn der größern Wärme des Bluts, diesem Strom der allgemeinen Weltseele, zündetest du die Fackel an, mit der du auch die feinsten Regungen des menschlichen Herzens erwärmest.
Endlich sollte ich noch vom Haupt, als der höchsten Region der Thieresbildung reden; es gehören aber hiezu zuvörderst andere Betrachtungen als über ihre äussern For- men und Glieder.
II. Vergleichung der mancherlei organischen Kräfte, die im Thier wirken.
Der unsterbliche Haller hat die verschiednen Kräfte, die sich im Thierkörper physiologisch äussern, nehmlich die Ela- sticität der Faser, die Reizbarkeit des Muskels, endlich die Empfindung des Nervengebäudes mit einer Genauigkeit un-
ter-
lebte, daß es Lebendige gebar und ſaͤugte, daß es zu feineren als den Fortpflanzungstrieben, zur Haushaltung und Zaͤrt- lichkeit fuͤr die Jungen, ja in einigen Geſchlechtern gar zur ehelichen Liebe gewoͤhnt ward. Jn der groͤßern Waͤrme des Bluts, dieſem Strom der allgemeinen Weltſeele, zuͤndeteſt du die Fackel an, mit der du auch die feinſten Regungen des menſchlichen Herzens erwaͤrmeſt.
Endlich ſollte ich noch vom Haupt, als der hoͤchſten Region der Thieresbildung reden; es gehoͤren aber hiezu zuvoͤrderſt andere Betrachtungen als uͤber ihre aͤuſſern For- men und Glieder.
II. Vergleichung der mancherlei organiſchen Kraͤfte, die im Thier wirken.
Der unſterbliche Haller hat die verſchiednen Kraͤfte, die ſich im Thierkoͤrper phyſiologiſch aͤuſſern, nehmlich die Ela- ſticitaͤt der Faſer, die Reizbarkeit des Muskels, endlich die Empfindung des Nervengebaͤudes mit einer Genauigkeit un-
ter-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0133"n="111"/>
lebte, daß es Lebendige gebar und ſaͤugte, daß es zu feineren<lb/>
als den Fortpflanzungstrieben, zur Haushaltung und Zaͤrt-<lb/>
lichkeit fuͤr die Jungen, ja in einigen Geſchlechtern gar zur<lb/>
ehelichen Liebe gewoͤhnt ward. Jn der groͤßern Waͤrme des<lb/>
Bluts, dieſem Strom der allgemeinen Weltſeele, zuͤndeteſt<lb/>
du die Fackel an, mit der du auch die feinſten Regungen des<lb/>
menſchlichen Herzens erwaͤrmeſt.</p><lb/><p>Endlich ſollte ich noch vom Haupt, als der hoͤchſten<lb/>
Region der Thieresbildung reden; es gehoͤren aber hiezu<lb/>
zuvoͤrderſt andere Betrachtungen als uͤber ihre aͤuſſern For-<lb/>
men und Glieder.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq">II.</hi><lb/>
Vergleichung der mancherlei organiſchen Kraͤfte,<lb/>
die im Thier wirken.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>er unſterbliche <hirendition="#fr">Haller</hi> hat die verſchiednen Kraͤfte, die<lb/>ſich im Thierkoͤrper phyſiologiſch aͤuſſern, nehmlich die Ela-<lb/>ſticitaͤt der Faſer, die Reizbarkeit des Muskels, endlich die<lb/>
Empfindung des Nervengebaͤudes mit einer Genauigkeit un-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ter-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[111/0133]
lebte, daß es Lebendige gebar und ſaͤugte, daß es zu feineren
als den Fortpflanzungstrieben, zur Haushaltung und Zaͤrt-
lichkeit fuͤr die Jungen, ja in einigen Geſchlechtern gar zur
ehelichen Liebe gewoͤhnt ward. Jn der groͤßern Waͤrme des
Bluts, dieſem Strom der allgemeinen Weltſeele, zuͤndeteſt
du die Fackel an, mit der du auch die feinſten Regungen des
menſchlichen Herzens erwaͤrmeſt.
Endlich ſollte ich noch vom Haupt, als der hoͤchſten
Region der Thieresbildung reden; es gehoͤren aber hiezu
zuvoͤrderſt andere Betrachtungen als uͤber ihre aͤuſſern For-
men und Glieder.
II.
Vergleichung der mancherlei organiſchen Kraͤfte,
die im Thier wirken.
Der unſterbliche Haller hat die verſchiednen Kraͤfte, die
ſich im Thierkoͤrper phyſiologiſch aͤuſſern, nehmlich die Ela-
ſticitaͤt der Faſer, die Reizbarkeit des Muskels, endlich die
Empfindung des Nervengebaͤudes mit einer Genauigkeit un-
ter-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/133>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.