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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784.

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nämlich von blos historischer Art; und auch hier müßte die
Perfectibilität oder Corruptibilität, in der es ihm bisher noch
kein Thier nachgethan hat, doch auch zum auszeichnenden
Charakter seiner Gattung gehört haben. Wir setzen also
alle Metaphysik bei Seite und halten uns an Physiologie
und Erfahrung.

1. Die Gestalt des Menschen ist aufrecht; er ist
hierinn einzig auf der Erde.
Denn ob der Bär gleich
einen breiten Fuß hat und sich im Kampf aufwärts richtet:
obgleich der Affe und Pygmäe zuweilen aufrecht gehen oder
laufen; so ist doch seinem Geschlecht allein dieser Gang be-
ständig und natürlich. Sein Fuß ist vester und breiter: er
hat einen längern großen Zeh, da der Affe nur einen Dau-
men hat: auch seine Ferse ist zum Fußblatt gezogen. Zu
dieser Stellung sind alle dahinwirkende Muskeln bequemt.
Die Wade ist vergrößert: das Becken zurück- die Hüften
aus einander gezogen: der Rücken ist weniger gekrümmt, die
Brust erweitert: er hat Schlüsselbeine und Schultern, an
den Händen fein fühlende Finger: der hinsinkende Kopf ist,
auf den Muskeln des Halses zur Krone des Gebäudes erho-
ben: der Mensch ist anthropos ein über sich, ein weit um
sich schauendes Geschöpf.


Nun

naͤmlich von blos hiſtoriſcher Art; und auch hier muͤßte die
Perfectibilitaͤt oder Corruptibilitaͤt, in der es ihm bisher noch
kein Thier nachgethan hat, doch auch zum auszeichnenden
Charakter ſeiner Gattung gehoͤrt haben. Wir ſetzen alſo
alle Metaphyſik bei Seite und halten uns an Phyſiologie
und Erfahrung.

1. Die Geſtalt des Menſchen iſt aufrecht; er iſt
hierinn einzig auf der Erde.
Denn ob der Baͤr gleich
einen breiten Fuß hat und ſich im Kampf aufwaͤrts richtet:
obgleich der Affe und Pygmaͤe zuweilen aufrecht gehen oder
laufen; ſo iſt doch ſeinem Geſchlecht allein dieſer Gang be-
ſtaͤndig und natuͤrlich. Sein Fuß iſt veſter und breiter: er
hat einen laͤngern großen Zeh, da der Affe nur einen Dau-
men hat: auch ſeine Ferſe iſt zum Fußblatt gezogen. Zu
dieſer Stellung ſind alle dahinwirkende Muskeln bequemt.
Die Wade iſt vergroͤßert: das Becken zuruͤck- die Huͤften
aus einander gezogen: der Ruͤcken iſt weniger gekruͤmmt, die
Bruſt erweitert: er hat Schluͤſſelbeine und Schultern, an
den Haͤnden fein fuͤhlende Finger: der hinſinkende Kopf iſt,
auf den Muskeln des Halſes zur Krone des Gebaͤudes erho-
ben: der Menſch iſt ανϑρωπος ein uͤber ſich, ein weit um
ſich ſchauendes Geſchoͤpf.


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[174[154]/0176] naͤmlich von blos hiſtoriſcher Art; und auch hier muͤßte die Perfectibilitaͤt oder Corruptibilitaͤt, in der es ihm bisher noch kein Thier nachgethan hat, doch auch zum auszeichnenden Charakter ſeiner Gattung gehoͤrt haben. Wir ſetzen alſo alle Metaphyſik bei Seite und halten uns an Phyſiologie und Erfahrung. 1. Die Geſtalt des Menſchen iſt aufrecht; er iſt hierinn einzig auf der Erde. Denn ob der Baͤr gleich einen breiten Fuß hat und ſich im Kampf aufwaͤrts richtet: obgleich der Affe und Pygmaͤe zuweilen aufrecht gehen oder laufen; ſo iſt doch ſeinem Geſchlecht allein dieſer Gang be- ſtaͤndig und natuͤrlich. Sein Fuß iſt veſter und breiter: er hat einen laͤngern großen Zeh, da der Affe nur einen Dau- men hat: auch ſeine Ferſe iſt zum Fußblatt gezogen. Zu dieſer Stellung ſind alle dahinwirkende Muskeln bequemt. Die Wade iſt vergroͤßert: das Becken zuruͤck- die Huͤften aus einander gezogen: der Ruͤcken iſt weniger gekruͤmmt, die Bruſt erweitert: er hat Schluͤſſelbeine und Schultern, an den Haͤnden fein fuͤhlende Finger: der hinſinkende Kopf iſt, auf den Muskeln des Halſes zur Krone des Gebaͤudes erho- ben: der Menſch iſt ανϑρωπος ein uͤber ſich, ein weit um ſich ſchauendes Geſchoͤpf. Nun

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 174[154]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/176>, abgerufen am 24.11.2024.