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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784.

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Jnsekten, in den Fischen ist Haupt und Körper noch eins und
in den Amphibien behält es größtentheils noch seine Horizon-
tallage mit dem ganzen kriechenden Körper. Je mehr es sich
losmacht und hebet: desto mehr erwacht das Geschöpf aus
seiner thierischen Dumpfheit; um so mehr tritt auch das Ge-
biß zurück und scheinet nicht mehr die ganze vorgestreckte
Kraft des horizontalen Körpers. Man vergleiche den Hay-
fisch, der gleichsam ganz Rache und Gebiß ist oder den ver-
schlingenden schleichenden Krokodill mit feinern Organisatio-
nen und man wird durch zahlreiche Beispiele auf den Satz
geführet werden, daß: je mehr das Haupt und der Kör-
per eines Thiers eine ungetrennte horizontale Linie
sind: desto weniger ist bei ihm zum erhöhetern Gehirn
Raum, desto mehr ist sein hervorspringender, ungelen-
kiger Rachen das Ziel seiner Wirkung.

2. Je vollkommener das Thier wird, desto mehr
kommts gleichsam von der Erde herauf: es bekommt höhere
Füße, die Wirbel seines Halses gliedern sich nach der Orga-
nisation seines Baues: und nach dem Ganzen bekommt der
Kopf Stellung und Richtung. Auch hier vergleiche man
die Panzer- und Beutelthiere, den Ygel, die Ratte, den Viel-
fraß und andre niedrige Geschlechter mit den edleren Thie-
ren. Bei jenen sind die Füße kurz, der Kopf steckt zwischen

den

Jnſekten, in den Fiſchen iſt Haupt und Koͤrper noch eins und
in den Amphibien behaͤlt es groͤßtentheils noch ſeine Horizon-
tallage mit dem ganzen kriechenden Koͤrper. Je mehr es ſich
losmacht und hebet: deſto mehr erwacht das Geſchoͤpf aus
ſeiner thieriſchen Dumpfheit; um ſo mehr tritt auch das Ge-
biß zuruͤck und ſcheinet nicht mehr die ganze vorgeſtreckte
Kraft des horizontalen Koͤrpers. Man vergleiche den Hay-
fiſch, der gleichſam ganz Rache und Gebiß iſt oder den ver-
ſchlingenden ſchleichenden Krokodill mit feinern Organiſatio-
nen und man wird durch zahlreiche Beiſpiele auf den Satz
gefuͤhret werden, daß: je mehr das Haupt und der Koͤr-
per eines Thiers eine ungetrennte horizontale Linie
ſind: deſto weniger iſt bei ihm zum erhoͤhetern Gehirn
Raum, deſto mehr iſt ſein hervorſpringender, ungelen-
kiger Rachen das Ziel ſeiner Wirkung.

2. Je vollkommener das Thier wird, deſto mehr
kommts gleichſam von der Erde herauf: es bekommt hoͤhere
Fuͤße, die Wirbel ſeines Halſes gliedern ſich nach der Orga-
niſation ſeines Baues: und nach dem Ganzen bekommt der
Kopf Stellung und Richtung. Auch hier vergleiche man
die Panzer- und Beutelthiere, den Ygel, die Ratte, den Viel-
fraß und andre niedrige Geſchlechter mit den edleren Thie-
ren. Bei jenen ſind die Fuͤße kurz, der Kopf ſteckt zwiſchen

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[210[190]/0212] Jnſekten, in den Fiſchen iſt Haupt und Koͤrper noch eins und in den Amphibien behaͤlt es groͤßtentheils noch ſeine Horizon- tallage mit dem ganzen kriechenden Koͤrper. Je mehr es ſich losmacht und hebet: deſto mehr erwacht das Geſchoͤpf aus ſeiner thieriſchen Dumpfheit; um ſo mehr tritt auch das Ge- biß zuruͤck und ſcheinet nicht mehr die ganze vorgeſtreckte Kraft des horizontalen Koͤrpers. Man vergleiche den Hay- fiſch, der gleichſam ganz Rache und Gebiß iſt oder den ver- ſchlingenden ſchleichenden Krokodill mit feinern Organiſatio- nen und man wird durch zahlreiche Beiſpiele auf den Satz gefuͤhret werden, daß: je mehr das Haupt und der Koͤr- per eines Thiers eine ungetrennte horizontale Linie ſind: deſto weniger iſt bei ihm zum erhoͤhetern Gehirn Raum, deſto mehr iſt ſein hervorſpringender, ungelen- kiger Rachen das Ziel ſeiner Wirkung. 2. Je vollkommener das Thier wird, deſto mehr kommts gleichſam von der Erde herauf: es bekommt hoͤhere Fuͤße, die Wirbel ſeines Halſes gliedern ſich nach der Orga- niſation ſeines Baues: und nach dem Ganzen bekommt der Kopf Stellung und Richtung. Auch hier vergleiche man die Panzer- und Beutelthiere, den Ygel, die Ratte, den Viel- fraß und andre niedrige Geſchlechter mit den edleren Thie- ren. Bei jenen ſind die Fuͤße kurz, der Kopf ſteckt zwiſchen den

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 210[190]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/212>, abgerufen am 21.11.2024.