die von Europäischen Eltern in Amerika erzeugten. Die Wei- ber hören früher auf Kinder zu gebähren, einige schon im dreissigsten Jahr: auch bemerkt man bei allen Europäischen Colonien, daß die dort oder hier gebohrnen frühe und vor der Zeit ihre Zähne verlieren, da die Amerikaner schöne, weiße und unbeschädigte Zähne bis an ihr Ende behalten." Mit Unrecht hat man diese Stellen auf die Ungesundheit des alten Amerika gegen seine eignen Kinder gezogen; nur gegen Fremd- linge wars diese Stiefmutter, die, wie es auch Kalm erklärt, mit andrer Constitution und Lebensweise in seinem Schoos leben.
3. Man denke nicht, daß die Kunst der Men- schen mit stürmender Willkühr einen fremden Erdtheil sogleich zu einem Europa umschaffen könne, wenn sie seine Wälder umhauet und seinen Boden cultiviret: denn die ganze lebendige Schöpfung ist im Zusammenhange und dieser will nur mit Vorsicht geändert werden. Eben der Kalm berichtet aus dem Munde alter amerikanischer Schweden, daß durch die schnelle Ausrottung der Wälder und Bebau- ung des Landes nicht nur das eßbare Gevögel, das sonst in unzählicher Menge auf Wassern und in Wäldern lebte, die Fische, von denen sonst Flüsse und Bäche wimmelten, die Seen, Bäche, Quellen und Ströme, der Regen, das dichte, hohe Gras in den Wäldern u. f. sich sehr vermindert; son- dern daß diese Ausrottung auch auf das Lebensalter, die Ge-
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die von Europaͤiſchen Eltern in Amerika erzeugten. Die Wei- ber hoͤren fruͤher auf Kinder zu gebaͤhren, einige ſchon im dreiſſigſten Jahr: auch bemerkt man bei allen Europaͤiſchen Colonien, daß die dort oder hier gebohrnen fruͤhe und vor der Zeit ihre Zaͤhne verlieren, da die Amerikaner ſchoͤne, weiße und unbeſchaͤdigte Zaͤhne bis an ihr Ende behalten.„ Mit Unrecht hat man dieſe Stellen auf die Ungeſundheit des alten Amerika gegen ſeine eignen Kinder gezogen; nur gegen Fremd- linge wars dieſe Stiefmutter, die, wie es auch Kalm erklaͤrt, mit andrer Conſtitution und Lebensweiſe in ſeinem Schoos leben.
3. Man denke nicht, daß die Kunſt der Men- ſchen mit ſtuͤrmender Willkuͤhr einen fremden Erdtheil ſogleich zu einem Europa umſchaffen koͤnne, wenn ſie ſeine Waͤlder umhauet und ſeinen Boden cultiviret: denn die ganze lebendige Schoͤpfung iſt im Zuſammenhange und dieſer will nur mit Vorſicht geaͤndert werden. Eben der Kalm berichtet aus dem Munde alter amerikaniſcher Schweden, daß durch die ſchnelle Ausrottung der Waͤlder und Bebau- ung des Landes nicht nur das eßbare Gevoͤgel, das ſonſt in unzaͤhlicher Menge auf Waſſern und in Waͤldern lebte, die Fiſche, von denen ſonſt Fluͤſſe und Baͤche wimmelten, die Seen, Baͤche, Quellen und Stroͤme, der Regen, das dichte, hohe Gras in den Waͤldern u. f. ſich ſehr vermindert; ſon- dern daß dieſe Ausrottung auch auf das Lebensalter, die Ge-
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die von Europaͤiſchen Eltern in Amerika erzeugten. Die Wei-
ber hoͤren fruͤher auf Kinder zu gebaͤhren, einige ſchon im
dreiſſigſten Jahr: auch bemerkt man bei allen Europaͤiſchen
Colonien, daß die dort oder hier gebohrnen fruͤhe und vor der
Zeit ihre Zaͤhne verlieren, da die Amerikaner ſchoͤne, weiße
und unbeſchaͤdigte Zaͤhne bis an ihr Ende behalten.„ Mit
Unrecht hat man dieſe Stellen auf die Ungeſundheit des alten
Amerika gegen ſeine eignen Kinder gezogen; nur gegen Fremd-
linge wars dieſe Stiefmutter, die, wie es auch Kalm erklaͤrt,
mit andrer Conſtitution und Lebensweiſe in ſeinem Schoos leben.
3. Man denke nicht, daß die Kunſt der Men-
ſchen mit ſtuͤrmender Willkuͤhr einen fremden Erdtheil
ſogleich zu einem Europa umſchaffen koͤnne, wenn ſie
ſeine Waͤlder umhauet und ſeinen Boden cultiviret: denn die
ganze lebendige Schoͤpfung iſt im Zuſammenhange und dieſer
will nur mit Vorſicht geaͤndert werden. Eben der Kalm
berichtet aus dem Munde alter amerikaniſcher Schweden,
daß durch die ſchnelle Ausrottung der Waͤlder und Bebau-
ung des Landes nicht nur das eßbare Gevoͤgel, das ſonſt in
unzaͤhlicher Menge auf Waſſern und in Waͤldern lebte, die
Fiſche, von denen ſonſt Fluͤſſe und Baͤche wimmelten, die
Seen, Baͤche, Quellen und Stroͤme, der Regen, das dichte,
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/135>, abgerufen am 22.12.2024.
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