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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793.

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bestimmten Thatsachen; die sprechen durch
sich selbst, sie ermahnen, lehren, trösten.

4. Eingänge zu Lebensbeschreibungen
durch einen Allgemeinsatz sind höchst mißlich.
Welcher Allgemeinsatz erschöpft ein mensch-
liches Leben? welcher verführt nicht öfter,
als er zurechtweiset? In den lateinischen
memoriis sind solche Gemeinplätze herge-
bracht; hier, wünscht man, wachse die Be-
merkung an ihrer natürlichen Stelle im Fort-
gange der Erzählung hervor, oder sie ver-
siegle zuletzt den Eindruck des Ganzen.
Ueber Manches dieser Leben hätte viel Star-
kes können gesagt werden, bald mit einem
strengen Blick, bald mit einem herzdurch-
dringenden Seufzer.

5. Denn freilich, m. Fr., ists wahr:
Deutschland weinet um manche sei-
ner Kinder; es ruft: sie sind nicht
mehr
, sie gingen gekränkt, Beistand- und

beſtimmten Thatſachen; die ſprechen durch
ſich ſelbſt, ſie ermahnen, lehren, troͤſten.

4. Eingaͤnge zu Lebensbeſchreibungen
durch einen Allgemeinſatz ſind hoͤchſt mißlich.
Welcher Allgemeinſatz erſchoͤpft ein menſch-
liches Leben? welcher verfuͤhrt nicht oͤfter,
als er zurechtweiſet? In den lateiniſchen
memoriis ſind ſolche Gemeinplaͤtze herge-
bracht; hier, wuͤnſcht man, wachſe die Be-
merkung an ihrer natuͤrlichen Stelle im Fort-
gange der Erzaͤhlung hervor, oder ſie ver-
ſiegle zuletzt den Eindruck des Ganzen.
Ueber Manches dieſer Leben haͤtte viel Star-
kes koͤnnen geſagt werden, bald mit einem
ſtrengen Blick, bald mit einem herzdurch-
dringenden Seufzer.

5. Denn freilich, m. Fr., iſts wahr:
Deutſchland weinet um manche ſei-
ner Kinder; es ruft: ſie ſind nicht
mehr
, ſie gingen gekraͤnkt, Beiſtand- und

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[47/0054] beſtimmten Thatſachen; die ſprechen durch ſich ſelbſt, ſie ermahnen, lehren, troͤſten. 4. Eingaͤnge zu Lebensbeſchreibungen durch einen Allgemeinſatz ſind hoͤchſt mißlich. Welcher Allgemeinſatz erſchoͤpft ein menſch- liches Leben? welcher verfuͤhrt nicht oͤfter, als er zurechtweiſet? In den lateiniſchen memoriis ſind ſolche Gemeinplaͤtze herge- bracht; hier, wuͤnſcht man, wachſe die Be- merkung an ihrer natuͤrlichen Stelle im Fort- gange der Erzaͤhlung hervor, oder ſie ver- ſiegle zuletzt den Eindruck des Ganzen. Ueber Manches dieſer Leben haͤtte viel Star- kes koͤnnen geſagt werden, bald mit einem ſtrengen Blick, bald mit einem herzdurch- dringenden Seufzer. 5. Denn freilich, m. Fr., iſts wahr: Deutſchland weinet um manche ſei- ner Kinder; es ruft: ſie ſind nicht mehr, ſie gingen gekraͤnkt, Beiſtand- und

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/54>, abgerufen am 21.11.2024.