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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.

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zarte Behandlung des weiblichen
Geschlechts
, welche Araber und Nor-
männer in Romane und Poesie brachten,
die sich auch mit dem Dienst der heiligen
Jungfrau
und dem Christenthum
überhaupt wohl vertrug, eine Blume sei,
die Griechen und Römer eben nicht vorzüg-
lich cultivirten. Größtentheils besangen diese
im Weibe nur das Weib oder gar eine
Buhlerinn, eine Hetära. Da das nördliche
Klima Lustbarkeiten, wie sie Horaz oder
Petron schildern, keinen Raum gab,
auch in diesen Gegenden die später entwik-
kelte und desto länger daurende Jugend
des Weibes eine sittlichere, reifere Liebe
fodert: so wandte sich jetzt allmählich die
Poesie auf Etwas, darauf jene Zeiten nicht
ausgehen konnten, auf Cultur des Um-
ganges beider Geschlechter mit ein-
ander, von welchem unsre nordische

zarte Behandlung des weiblichen
Geſchlechts
, welche Araber und Nor-
maͤnner in Romane und Poeſie brachten,
die ſich auch mit dem Dienſt der heiligen
Jungfrau
und dem Chriſtenthum
uͤberhaupt wohl vertrug, eine Blume ſei,
die Griechen und Roͤmer eben nicht vorzuͤg-
lich cultivirten. Groͤßtentheils beſangen dieſe
im Weibe nur das Weib oder gar eine
Buhlerinn, eine Hetaͤra. Da das noͤrdliche
Klima Luſtbarkeiten, wie ſie Horaz oder
Petron ſchildern, keinen Raum gab,
auch in dieſen Gegenden die ſpaͤter entwik-
kelte und deſto laͤnger daurende Jugend
des Weibes eine ſittlichere, reifere Liebe
fodert: ſo wandte ſich jetzt allmaͤhlich die
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[154/0171] zarte Behandlung des weiblichen Geſchlechts, welche Araber und Nor- maͤnner in Romane und Poeſie brachten, die ſich auch mit dem Dienſt der heiligen Jungfrau und dem Chriſtenthum uͤberhaupt wohl vertrug, eine Blume ſei, die Griechen und Roͤmer eben nicht vorzuͤg- lich cultivirten. Groͤßtentheils beſangen dieſe im Weibe nur das Weib oder gar eine Buhlerinn, eine Hetaͤra. Da das noͤrdliche Klima Luſtbarkeiten, wie ſie Horaz oder Petron ſchildern, keinen Raum gab, auch in dieſen Gegenden die ſpaͤter entwik- kelte und deſto laͤnger daurende Jugend des Weibes eine ſittlichere, reifere Liebe fodert: ſo wandte ſich jetzt allmaͤhlich die Poeſie auf Etwas, darauf jene Zeiten nicht ausgehen konnten, auf Cultur des Um- ganges beider Geſchlechter mit ein- ander, von welchem unſre nordiſche

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/171>, abgerufen am 24.11.2024.