Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.Wohlerzogenheit größtentheils abhängt. Wohlerzogenheit groͤßtentheils abhaͤngt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0172" n="155"/><hi rendition="#g">Wohlerzogenheit</hi> groͤßtentheils abhaͤngt.<lb/> Das Weib war von der Religion geehrt;<lb/> warum ſollten ſie nicht auch Menſchen eh-<lb/> ren? Sie gaben den Maͤnnern Rath, dem<lb/> Leben Anmuth; ſie bewegten das Herz des<lb/> roheren Mannes und waren gleichſam<lb/> Mittlerinnen im Himmel und auf Erden.<lb/> Nach chriſtlichen Begriffen ſchlang die Liebe<lb/> nicht nur in dieſer Sichtbarkeit einen un-<lb/> aufloͤslichen Knoten, ſondern auch das Band<lb/> der Freundſchaft in einer ewigen Welt.<lb/> Durchs Chriſtenthum ſahe man dort lich-<lb/> tere Gegenden vor ſich, als den traurigen<lb/> Orkus; in ihnen beſang <hi rendition="#g">Dante</hi> ſeine<lb/><hi rendition="#g">Beatrice</hi>, <hi rendition="#g">Petrarca</hi> eine himmliſche<lb/><hi rendition="#g">Laura</hi>. U. f.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [155/0172]
Wohlerzogenheit groͤßtentheils abhaͤngt.
Das Weib war von der Religion geehrt;
warum ſollten ſie nicht auch Menſchen eh-
ren? Sie gaben den Maͤnnern Rath, dem
Leben Anmuth; ſie bewegten das Herz des
roheren Mannes und waren gleichſam
Mittlerinnen im Himmel und auf Erden.
Nach chriſtlichen Begriffen ſchlang die Liebe
nicht nur in dieſer Sichtbarkeit einen un-
aufloͤslichen Knoten, ſondern auch das Band
der Freundſchaft in einer ewigen Welt.
Durchs Chriſtenthum ſahe man dort lich-
tere Gegenden vor ſich, als den traurigen
Orkus; in ihnen beſang Dante ſeine
Beatrice, Petrarca eine himmliſche
Laura. U. f.
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