Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.schon war nach und nach das Christenthum gewesen; wie denn auch in ihm und in meh-
reren Dichtern der letzten Zeit bereits sicht- barer Weise ein neuer Geschmack hervor- gehet, der den folgenden Zeiten verwandt und ihnen daher lieber war, als der große Geschmack der alten classischen Dichter. Von Boethius haben wir nach zwei merkwürdi- gen Uebersetzungen des vorigen Jahrhunderts (Nürnberg 1660. Sulzbach 1667. letzte vom Sulzbachschen Canzler Knorr von Rosen- roth) neulich eine unsrer Zeit gemäßere er- halten, auf welche viel Fleiß gewandt ist. (Trost der Philosophie aus dem Latei- nischen des Boethius von F. C. Freitag, Riga 1794.) In den Sylbenmaaßen ist der Uebersetzer dem Dichter nicht gefolget; die seinen aber sind edel und streben im Rhythmus der Jamben dem Milton nach. Boethius ist ein Philosoph für alle Zeiten. A. d. H. ſchon war nach und nach das Chriſtenthum geweſen; wie denn auch in ihm und in meh-
reren Dichtern der letzten Zeit bereits ſicht- barer Weiſe ein neuer Geſchmack hervor- gehet, der den folgenden Zeiten verwandt und ihnen daher lieber war, als der große Geſchmack der alten claſſiſchen Dichter. Von Boëthius haben wir nach zwei merkwuͤrdi- gen Ueberſetzungen des vorigen Jahrhunderts (Nuͤrnberg 1660. Sulzbach 1667. letzte vom Sulzbachſchen Canzler Knorr von Roſen- roth) neulich eine unſrer Zeit gemaͤßere er- halten, auf welche viel Fleiß gewandt iſt. (Troſt der Philoſophie aus dem Latei- niſchen des Boëthius von F. C. Freitag, Riga 1794.) In den Sylbenmaaßen iſt der Ueberſetzer dem Dichter nicht gefolget; die ſeinen aber ſind edel und ſtreben im Rhythmus der Jamben dem Milton nach. Boëthius iſt ein Philoſoph fuͤr alle Zeiten. A. d. H. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="18"/> ſchon war nach und nach das Chriſtenthum<lb/> ins Reich gedrungen; es hatte den Sieg<lb/> erlangt und erfuͤllte bald alle heilige Orte<lb/> mit chriſtlichen Geſaͤngen und Hymnen.</p><lb/> <note xml:id="note-0035" prev="#note-0034" place="foot" n="*)">geweſen; wie denn auch in ihm und in meh-<lb/> reren Dichtern der letzten Zeit bereits ſicht-<lb/> barer Weiſe ein <hi rendition="#g">neuer Geſchmack</hi> hervor-<lb/> gehet, der den folgenden Zeiten verwandt<lb/> und ihnen daher lieber war, als der große<lb/> Geſchmack der alten claſſiſchen Dichter. Von<lb/><hi rendition="#g">Boëthius</hi> haben wir nach zwei merkwuͤrdi-<lb/> gen Ueberſetzungen des vorigen Jahrhunderts<lb/> (Nuͤrnberg 1660. Sulzbach 1667. letzte vom<lb/> Sulzbachſchen Canzler <hi rendition="#g">Knorr von Roſen</hi>-<lb/><hi rendition="#g">roth</hi>) neulich eine unſrer Zeit gemaͤßere er-<lb/> halten, auf welche viel Fleiß gewandt iſt.<lb/> (<hi rendition="#g">Troſt der Philoſophie</hi> aus dem Latei-<lb/> niſchen des Boëthius von F. C. <hi rendition="#g">Freitag</hi>,<lb/> Riga 1794.) In den Sylbenmaaßen iſt der<lb/> Ueberſetzer dem Dichter nicht gefolget; die<lb/> ſeinen aber ſind edel und ſtreben im Rhythmus<lb/> der Jamben dem <hi rendition="#g">Milton</hi> nach. <hi rendition="#g">Boëthius</hi><lb/> iſt ein Philoſoph fuͤr alle Zeiten. A. d. H.</note> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [18/0035]
ſchon war nach und nach das Chriſtenthum
ins Reich gedrungen; es hatte den Sieg
erlangt und erfuͤllte bald alle heilige Orte
mit chriſtlichen Geſaͤngen und Hymnen.
*)
*) geweſen; wie denn auch in ihm und in meh-
reren Dichtern der letzten Zeit bereits ſicht-
barer Weiſe ein neuer Geſchmack hervor-
gehet, der den folgenden Zeiten verwandt
und ihnen daher lieber war, als der große
Geſchmack der alten claſſiſchen Dichter. Von
Boëthius haben wir nach zwei merkwuͤrdi-
gen Ueberſetzungen des vorigen Jahrhunderts
(Nuͤrnberg 1660. Sulzbach 1667. letzte vom
Sulzbachſchen Canzler Knorr von Roſen-
roth) neulich eine unſrer Zeit gemaͤßere er-
halten, auf welche viel Fleiß gewandt iſt.
(Troſt der Philoſophie aus dem Latei-
niſchen des Boëthius von F. C. Freitag,
Riga 1794.) In den Sylbenmaaßen iſt der
Ueberſetzer dem Dichter nicht gefolget; die
ſeinen aber ſind edel und ſtreben im Rhythmus
der Jamben dem Milton nach. Boëthius
iſt ein Philoſoph fuͤr alle Zeiten. A. d. H.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |