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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797.

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ten eben so schal und falsch machen, als un-
sern Umgang?" *)

41.

"Die wahre Bescheidenheit eines Gelehrten
bestehet darinn, daß er genau die Schranken
seiner Kenntnisse und seines Geistes kennet,
innerhalb deren er sich zu halten hat; daß er
für jeden Schriftsteller so viel Achtung hegt,
ihm nicht eher zu widersprechen, als bis er
ihn verstanden; daß er in den Streitigkeiten,
die er sich selbst zuziehet, rund zu Werk geht,
nicht tergiversirt u. f. Mit solchen Wendun-
gen macht sich nur die beleidigte Eitelkeit aus
dem Staube; und ein eitler Mann ist zwar
höflich, aber nie bescheiden." **)

42.

"Jeder Tadel, jeder Spott, den der
Kunstrichter mit dem kritisirten Buche in der
Hand gutmachen kann, ist dem Kunstrichter

*) Vorrede zu den Antiquar. Briefen.
**) Antiqu. Br. 51.
Neunte Sammlung. H

ten eben ſo ſchal und falſch machen, als un-
ſern Umgang?“ *)

41.

„Die wahre Beſcheidenheit eines Gelehrten
beſtehet darinn, daß er genau die Schranken
ſeiner Kenntniſſe und ſeines Geiſtes kennet,
innerhalb deren er ſich zu halten hat; daß er
fuͤr jeden Schriftſteller ſo viel Achtung hegt,
ihm nicht eher zu widerſprechen, als bis er
ihn verſtanden; daß er in den Streitigkeiten,
die er ſich ſelbſt zuziehet, rund zu Werk geht,
nicht tergiverſirt u. f. Mit ſolchen Wendun-
gen macht ſich nur die beleidigte Eitelkeit aus
dem Staube; und ein eitler Mann iſt zwar
hoͤflich, aber nie beſcheiden.“ **)

42.

„Jeder Tadel, jeder Spott, den der
Kunſtrichter mit dem kritiſirten Buche in der
Hand gutmachen kann, iſt dem Kunſtrichter

*) Vorrede zu den Antiquar. Briefen.
**) Antiqu. Br. 51.
Neunte Sammlung. H
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[113/0120] ten eben ſo ſchal und falſch machen, als un- ſern Umgang?“ *) 41. „Die wahre Beſcheidenheit eines Gelehrten beſtehet darinn, daß er genau die Schranken ſeiner Kenntniſſe und ſeines Geiſtes kennet, innerhalb deren er ſich zu halten hat; daß er fuͤr jeden Schriftſteller ſo viel Achtung hegt, ihm nicht eher zu widerſprechen, als bis er ihn verſtanden; daß er in den Streitigkeiten, die er ſich ſelbſt zuziehet, rund zu Werk geht, nicht tergiverſirt u. f. Mit ſolchen Wendun- gen macht ſich nur die beleidigte Eitelkeit aus dem Staube; und ein eitler Mann iſt zwar hoͤflich, aber nie beſcheiden.“ **) 42. „Jeder Tadel, jeder Spott, den der Kunſtrichter mit dem kritiſirten Buche in der Hand gutmachen kann, iſt dem Kunſtrichter *) Vorrede zu den Antiquar. Briefen. **) Antiqu. Br. 51. Neunte Sammlung. H

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/120>, abgerufen am 25.11.2024.