[Herder, Johann Gottfried von]: Kritische Wälder. Bd. 1. [Riga], 1769.Erstes Wäldchen. Hofnarr, sondern als Feind, als Todfeind. Wiederb und empfindlich a) schmälet er auf Agame- mnon! auf seinen Geiz, auf seine Feigheit, auf seine Ungerechtigkeit! Und das alles, vor der Armee, verläumdend und lügenhaft, im dreustesten Tone, als ein Richter der Könige! und dazu, als wäre es im Namen aller Griechen b), als hätten ihn alle da- zu gedungen! und in eben demselben Athem schimpft er die ganze Nation c) selbst, schilt alle Griechen für Feige und Nichtswürdige, spricht in einem To- ne, als hätte er mehr, als alle, gethan, müsse für alle sorgen, könne allen gebiethen, könne über alle urtheilen! Und noch nicht gnug! er muß noch einen Abwesenden d), den Tapfersten der Griechen, den Achilles schmähen, und zwar mit der gräulichsten Lüge schmähen, daß Achilles kein Herz habe -- O der nichtswürdige, häßliche Kerl! Nach griechi- schen Begriffen konnte kein Nichtswürdigerer vor Troja gefunden werden. Und wenn er noch das alles aus Dummdreu- -- und a) v. 221. &c. b) 227. -- -- as toi Akhaioi didomen k. t. l. c) v. 232. d) v. 241. e) v. 215. o, ti oi eis[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]ito g[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]lo[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]n Argeioisin Emmena[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]. Q 3
Erſtes Waͤldchen. Hofnarr, ſondern als Feind, als Todfeind. Wiederb und empfindlich a) ſchmaͤlet er auf Agame- mnon! auf ſeinen Geiz, auf ſeine Feigheit, auf ſeine Ungerechtigkeit! Und das alles, vor der Armee, verlaͤumdend und luͤgenhaft, im dreuſteſten Tone, als ein Richter der Koͤnige! und dazu, als waͤre es im Namen aller Griechen b), als haͤtten ihn alle da- zu gedungen! und in eben demſelben Athem ſchimpft er die ganze Nation c) ſelbſt, ſchilt alle Griechen fuͤr Feige und Nichtswuͤrdige, ſpricht in einem To- ne, als haͤtte er mehr, als alle, gethan, muͤſſe fuͤr alle ſorgen, koͤnne allen gebiethen, koͤnne uͤber alle urtheilen! Und noch nicht gnug! er muß noch einen Abweſenden d), den Tapferſten der Griechen, den Achilles ſchmaͤhen, und zwar mit der graͤulichſten Luͤge ſchmaͤhen, daß Achilles kein Herz habe — O der nichtswuͤrdige, haͤßliche Kerl! Nach griechi- ſchen Begriffen konnte kein Nichtswuͤrdigerer vor Troja gefunden werden. Und wenn er noch das alles aus Dummdreu- — und a) v. 221. &c. b) 227. — — ἁς τοι Αχαιοι διδομεν κ. τ. λ. c) v. 232. d) v. 241. e) v. 215. ὁ, τι οἱ εισ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ιτο γ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]λο[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ν Αργειοισιν Εμμενα[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]. Q 3
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Erſtes Waͤldchen.
Hofnarr, ſondern als Feind, als Todfeind. Wie
derb und empfindlich a) ſchmaͤlet er auf Agame-
mnon! auf ſeinen Geiz, auf ſeine Feigheit, auf ſeine
Ungerechtigkeit! Und das alles, vor der Armee,
verlaͤumdend und luͤgenhaft, im dreuſteſten Tone,
als ein Richter der Koͤnige! und dazu, als waͤre es
im Namen aller Griechen b), als haͤtten ihn alle da-
zu gedungen! und in eben demſelben Athem ſchimpft
er die ganze Nation c) ſelbſt, ſchilt alle Griechen
fuͤr Feige und Nichtswuͤrdige, ſpricht in einem To-
ne, als haͤtte er mehr, als alle, gethan, muͤſſe fuͤr
alle ſorgen, koͤnne allen gebiethen, koͤnne uͤber alle
urtheilen! Und noch nicht gnug! er muß noch einen
Abweſenden d), den Tapferſten der Griechen, den
Achilles ſchmaͤhen, und zwar mit der graͤulichſten
Luͤge ſchmaͤhen, daß Achilles kein Herz habe —
O der nichtswuͤrdige, haͤßliche Kerl! Nach griechi-
ſchen Begriffen konnte kein Nichtswuͤrdigerer vor
Troja gefunden werden.
Und wenn er noch das alles aus Dummdreu-
ſtigkeit ſagte! aber nun kennet ihn Homer beſſer: er
war ſchon von jeher gewohnt, ſo poͤbelhaft ſich ge-
gen die Koͤnige zu ſetzen, um — den Griechen ei-
ne Freude zu erwecken, einen Gefallen zu thun e)
— und
a) v. 221. &c.
b) 227. — — ἁς τοι Αχαιοι διδομεν
κ. τ. λ.
c) v. 232.
d) v. 241.
e) v. 215. ὁ, τι οἱ εισ_ ιτο γ_ λο_ ν Αργειοισιν
Εμμενα_ .
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