Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767.gend den Homer gelesen, so betraf es ja hier Ueberhaupt zeigt dieser ganze Proreß, daß Väter,
gend den Homer geleſen, ſo betraf es ja hier Ueberhaupt zeigt dieſer ganze Proreß, daß Vaͤter,
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gend den Homer geleſen, ſo betraf es ja hier
keine Moraliſche Lehre, und noch weniger
Poetiſche Schoͤnheit; ſondern eine Politiſche
Situation. Und ich kann noch weiter gehen,
wenn ich den fruchtbaren Folgerungen, die
diefer Fll. bei ſeinen Kritiſchen Streitigkeiten
ſonſt reichlich bewieſen hat, nachahme: eben
weil die Richter den Lieblingsdichter ihrer
Jugend in Sokrates Munde ſo gemißhandelt
ſahen; eben weil ſie viel von dem Anſehen
eines Poeten zu befuͤrchten hatten, den jeder
fuͤr goͤttlich hielt, den die καλοι κ’αγαϑοι
auswendig wuſten — ſo nahmen ſie die Sa-
che ſo ernſthaft.
Ueberhaupt zeigt dieſer ganze Proreß, daß
wir keinen Homer mehr haben koͤnnen,
dem die Ehrennamen: Vater der Weis-
heit, der Tapferkeit, der Dichtkunſt, im
hohen Griechiſchen Sinne zukommen koͤnn-
ten; keinen Homer, der fuͤr uns ſo ein Ori-
ginal nach Sprache, Sitten, Geſchichte, Fa-
beln und Melodie ſeyn kann, als es jener fuͤr
die Griechen war: jene liebten Heldenerzaͤh-
lungen von ihren Vorfahren aus einer alten
Sage: Mythologien von Goͤttern, die ihre
Vaͤter,
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