Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

das angeführte Fragment, einige Klopstocki-
sche, Rammlerische
im Batteux, und das
mittelmäßige Gemisch von Anmerkungen in
den epischen, lyrischen und dramatischen
Gedichten sind Fußtapfen gnug, für einen, der
aus ihnen eine Landstraße zu machen weiß.

Jch habe eine Geschichte des lyrischen
Gesanges
angekündigt gelesen; vielleicht
wird der Verf. den Charakter desselben unter
Ebräern, Arabern, Griechen und Römern be-
stimmen, und aus der Denkart, Zeit, und den
äußerlichen Hülfsmitteln, der Sprache und
Musik erklären: vielleicht wird er das Genie
jedes großen Originals unter den lyrischen
Dichtern entwickeln, ihre Hauptwerke ästhe-
tisch
nach Plan und Composition, nach
den Schönheiten des Details *, dem Licht

und
* "Vielleicht wird er von dem Unterschiede der
"griechischen, römischen und orientalischen Ode
"handeln. Er wird zeigen, warum die Hora-
"zische Ode mehr ausgeführte Gleichnisse ver-
"trägt, als die Pindarische, und diese mehr, als
"die Davidische, und aus eben demselben Grun-
"de erklären, warum der heilige Dichter an
"Kühnheit der Metaphern jene weit hinter
"sich

das angefuͤhrte Fragment, einige Klopſtocki-
ſche, Rammleriſche
im Batteux, und das
mittelmaͤßige Gemiſch von Anmerkungen in
den epiſchen, lyriſchen und dramatiſchen
Gedichten ſind Fußtapfen gnug, fuͤr einen, der
aus ihnen eine Landſtraße zu machen weiß.

Jch habe eine Geſchichte des lyriſchen
Geſanges
angekuͤndigt geleſen; vielleicht
wird der Verf. den Charakter deſſelben unter
Ebraͤern, Arabern, Griechen und Roͤmern be-
ſtimmen, und aus der Denkart, Zeit, und den
aͤußerlichen Huͤlfsmitteln, der Sprache und
Muſik erklaͤren: vielleicht wird er das Genie
jedes großen Originals unter den lyriſchen
Dichtern entwickeln, ihre Hauptwerke aͤſthe-
tiſch
nach Plan und Compoſition, nach
den Schoͤnheiten des Details *, dem Licht

und
* „Vielleicht wird er von dem Unterſchiede der
„griechiſchen, roͤmiſchen und orientaliſchen Ode
„handeln. Er wird zeigen, warum die Hora-
„ziſche Ode mehr ausgefuͤhrte Gleichniſſe ver-
„traͤgt, als die Pindariſche, und dieſe mehr, als
„die Davidiſche, und aus eben demſelben Grun-
„de erklaͤren, warum der heilige Dichter an
„Kuͤhnheit der Metaphern jene weit hinter
„ſich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0206" n="198"/>
das angefu&#x0364;hrte <hi rendition="#fr">Fragment,</hi> einige <hi rendition="#fr">Klop&#x017F;tocki-<lb/>
&#x017F;che, Rammleri&#x017F;che</hi> im Batteux, und das<lb/>
mittelma&#x0364;ßige Gemi&#x017F;ch von <hi rendition="#fr">Anmerkungen</hi> in<lb/>
den <hi rendition="#fr">epi&#x017F;chen, lyri&#x017F;chen</hi> und <hi rendition="#fr">dramati&#x017F;chen</hi><lb/>
Gedichten &#x017F;ind Fußtapfen gnug, fu&#x0364;r einen, der<lb/>
aus ihnen eine Land&#x017F;traße zu machen weiß.</p><lb/>
                <p>Jch habe eine <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;chichte des lyri&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;anges</hi> angeku&#x0364;ndigt gele&#x017F;en; vielleicht<lb/>
wird der Verf. den Charakter de&#x017F;&#x017F;elben unter<lb/>
Ebra&#x0364;ern, Arabern, Griechen und Ro&#x0364;mern be-<lb/>
&#x017F;timmen, und aus der Denkart, Zeit, und den<lb/>
a&#x0364;ußerlichen Hu&#x0364;lfsmitteln, der Sprache und<lb/>
Mu&#x017F;ik erkla&#x0364;ren: vielleicht wird er das Genie<lb/>
jedes großen <hi rendition="#fr">Originals</hi> unter den lyri&#x017F;chen<lb/>
Dichtern entwickeln, ihre Hauptwerke <hi rendition="#fr">a&#x0364;&#x017F;the-<lb/>
ti&#x017F;ch</hi> nach <hi rendition="#fr">Plan</hi> und <hi rendition="#fr">Compo&#x017F;ition,</hi> nach<lb/>
den Scho&#x0364;nheiten des <hi rendition="#fr">Details</hi> <note xml:id="seg2pn_9_1" next="#seg2pn_9_2" place="foot" n="*">&#x201E;Vielleicht wird er von dem Unter&#x017F;chiede der<lb/>
&#x201E;griechi&#x017F;chen, ro&#x0364;mi&#x017F;chen und orientali&#x017F;chen Ode<lb/>
&#x201E;handeln. Er wird zeigen, warum die Hora-<lb/>
&#x201E;zi&#x017F;che Ode mehr ausgefu&#x0364;hrte Gleichni&#x017F;&#x017F;e ver-<lb/>
&#x201E;tra&#x0364;gt, als die Pindari&#x017F;che, und die&#x017F;e mehr, als<lb/>
&#x201E;die Davidi&#x017F;che, und aus eben dem&#x017F;elben Grun-<lb/>
&#x201E;de erkla&#x0364;ren, warum der heilige Dichter an<lb/>
&#x201E;Ku&#x0364;hnheit der Metaphern jene weit hinter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;&#x017F;ich</fw></note>, dem Licht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0206] das angefuͤhrte Fragment, einige Klopſtocki- ſche, Rammleriſche im Batteux, und das mittelmaͤßige Gemiſch von Anmerkungen in den epiſchen, lyriſchen und dramatiſchen Gedichten ſind Fußtapfen gnug, fuͤr einen, der aus ihnen eine Landſtraße zu machen weiß. Jch habe eine Geſchichte des lyriſchen Geſanges angekuͤndigt geleſen; vielleicht wird der Verf. den Charakter deſſelben unter Ebraͤern, Arabern, Griechen und Roͤmern be- ſtimmen, und aus der Denkart, Zeit, und den aͤußerlichen Huͤlfsmitteln, der Sprache und Muſik erklaͤren: vielleicht wird er das Genie jedes großen Originals unter den lyriſchen Dichtern entwickeln, ihre Hauptwerke aͤſthe- tiſch nach Plan und Compoſition, nach den Schoͤnheiten des Details *, dem Licht und * „Vielleicht wird er von dem Unterſchiede der „griechiſchen, roͤmiſchen und orientaliſchen Ode „handeln. Er wird zeigen, warum die Hora- „ziſche Ode mehr ausgefuͤhrte Gleichniſſe ver- „traͤgt, als die Pindariſche, und dieſe mehr, als „die Davidiſche, und aus eben demſelben Grun- „de erklaͤren, warum der heilige Dichter an „Kuͤhnheit der Metaphern jene weit hinter „ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/206
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/206>, abgerufen am 21.11.2024.