unserer ciceronianischen Schulübungen nöthig, und wenn sie auch nur einen einzigen schlech- ten Homileten, oder Schulrhetor überzeugten, schon nützlich gnug wären. Jch habe sie aber sehr auslesen müssen, weil die Litt. Br. an diesen Stellen manchmal selbst in den weit- schweifigen homiletischen Stil * unter homi- letischstrenge Gründe, und in homiletisch lang- weilige Rechtfertigung ** sich zu verirren scheinen. Das erste und letzte citire ich un- ten; zu dem mittlern rechne ich die Worte: "Welcher Prophet, welcher Apostel, welcher "Kirchenlehrer hat je das Wort des Herrn "in ciceronianischen Perioden verkündigt? +" Antwort: und wenn kein Apostel, Prophet und Kirchenlehrer es so verkündigt hätte: und der ciceronianische Periode wäre nicht meiner Sprache, dem Licht, der Ordnung, dem Nachdruck einer Predigt entgegen; ja wenn er alles dies beförderte -- so ist er immer erlaubt, und nöthig, denn kein Apostel, Kir- chenlehrer und Prophet hat das Wort des Herrn deutsch, auf Kanzeln siebzehn hun- dert Jahr nach Christi Geburt, in Mantel
und
* p. 313.
** p. 321-347.
+ p. 317.
unſerer ciceronianiſchen Schuluͤbungen noͤthig, und wenn ſie auch nur einen einzigen ſchlech- ten Homileten, oder Schulrhetor uͤberzeugten, ſchon nuͤtzlich gnug waͤren. Jch habe ſie aber ſehr ausleſen muͤſſen, weil die Litt. Br. an dieſen Stellen manchmal ſelbſt in den weit- ſchweifigen homiletiſchen Stil * unter homi- letiſchſtrenge Gruͤnde, und in homiletiſch lang- weilige Rechtfertigung ** ſich zu verirren ſcheinen. Das erſte und letzte citire ich un- ten; zu dem mittlern rechne ich die Worte: „Welcher Prophet, welcher Apoſtel, welcher „Kirchenlehrer hat je das Wort des Herrn „in ciceronianiſchen Perioden verkuͤndigt? †„ Antwort: und wenn kein Apoſtel, Prophet und Kirchenlehrer es ſo verkuͤndigt haͤtte: und der ciceronianiſche Periode waͤre nicht meiner Sprache, dem Licht, der Ordnung, dem Nachdruck einer Predigt entgegen; ja wenn er alles dies befoͤrderte — ſo iſt er immer erlaubt, und noͤthig, denn kein Apoſtel, Kir- chenlehrer und Prophet hat das Wort des Herrn deutſch, auf Kanzeln ſiebzehn hun- dert Jahr nach Chriſti Geburt, in Mantel
und
* p. 313.
** p. 321-347.
† p. 317.
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unſerer ciceronianiſchen Schuluͤbungen noͤthig,
und wenn ſie auch nur einen einzigen ſchlech-
ten Homileten, oder Schulrhetor uͤberzeugten,
ſchon nuͤtzlich gnug waͤren. Jch habe ſie
aber ſehr ausleſen muͤſſen, weil die Litt. Br.
an dieſen Stellen manchmal ſelbſt in den weit-
ſchweifigen homiletiſchen Stil * unter homi-
letiſchſtrenge Gruͤnde, und in homiletiſch lang-
weilige Rechtfertigung ** ſich zu verirren
ſcheinen. Das erſte und letzte citire ich un-
ten; zu dem mittlern rechne ich die Worte:
„Welcher Prophet, welcher Apoſtel, welcher
„Kirchenlehrer hat je das Wort des Herrn
„in ciceronianiſchen Perioden verkuͤndigt? †„
Antwort: und wenn kein Apoſtel, Prophet
und Kirchenlehrer es ſo verkuͤndigt haͤtte: und
der ciceronianiſche Periode waͤre nicht meiner
Sprache, dem Licht, der Ordnung, dem
Nachdruck einer Predigt entgegen; ja wenn
er alles dies befoͤrderte — ſo iſt er immer
erlaubt, und noͤthig, denn kein Apoſtel, Kir-
chenlehrer und Prophet hat das Wort des
Herrn deutſch, auf Kanzeln ſiebzehn hun-
dert Jahr nach Chriſti Geburt, in Mantel
und
* p. 313.
** p. 321-347.
† p. 317.
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/296>, abgerufen am 21.11.2024.
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