"sen wir sie manchmal trennen; und wenn "wir nicht ganz zurückbleiben wollen, müssen "wir unsrer Sprache Hülfe geben *." So schleppet sich, wenn ich nicht irre, auch in Klotzens schöner Schrift: über das Stu- dium des Alterthums, der Periode manch- mal, und der große Joh. Matth. Geßner empfand dies sehr wohl, da er in der Vor- rede zu seinen Deutschen Schriften hier- über ein ungeheucheltes Bekänntniß ablegt, das der Bescheidenheit dieses Mannes Ehre macht. Das wahre Deutsch unsrer Väter geht auch zu sehr von dem Latein ab; als daß sie neben einander seyn könnten. Unsre Seele bauet, mit Montagne zu reden, diese Stockwerke über einander, und welches soll das unterste von allen, und die Grundlage seyn? -- Eine fremde, oder die Muttersprache? -- Die letztere ohne Zweifel; oder sie muß das Joch der Lateinischen tragen.
Wenn man nun diese Winke verfolgt, und die Geschichte der deutschen Sprache durch- gehet: sollte es so gar fremde seyn, daß sie
durch
* Litt. Br. Th. 13. p. 120.
„ſen wir ſie manchmal trennen; und wenn „wir nicht ganz zuruͤckbleiben wollen, muͤſſen „wir unſrer Sprache Huͤlfe geben *.„ So ſchleppet ſich, wenn ich nicht irre, auch in Klotzens ſchoͤner Schrift: uͤber das Stu- dium des Alterthums, der Periode manch- mal, und der große Joh. Matth. Geßner empfand dies ſehr wohl, da er in der Vor- rede zu ſeinen Deutſchen Schriften hier- uͤber ein ungeheucheltes Bekaͤnntniß ablegt, das der Beſcheidenheit dieſes Mannes Ehre macht. Das wahre Deutſch unſrer Vaͤter geht auch zu ſehr von dem Latein ab; als daß ſie neben einander ſeyn koͤnnten. Unſre Seele bauet, mit Montagne zu reden, dieſe Stockwerke uͤber einander, und welches ſoll das unterſte von allen, und die Grundlage ſeyn? — Eine fremde, oder die Mutterſprache? — Die letztere ohne Zweifel; oder ſie muß das Joch der Lateiniſchen tragen.
Wenn man nun dieſe Winke verfolgt, und die Geſchichte der deutſchen Sprache durch- gehet: ſollte es ſo gar fremde ſeyn, daß ſie
durch
* Litt. Br. Th. 13. p. 120.
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„ſen wir ſie manchmal trennen; und wenn
„wir nicht ganz zuruͤckbleiben wollen, muͤſſen
„wir unſrer Sprache Huͤlfe geben *.„ So
ſchleppet ſich, wenn ich nicht irre, auch in
Klotzens ſchoͤner Schrift: uͤber das Stu-
dium des Alterthums, der Periode manch-
mal, und der große Joh. Matth. Geßner
empfand dies ſehr wohl, da er in der Vor-
rede zu ſeinen Deutſchen Schriften hier-
uͤber ein ungeheucheltes Bekaͤnntniß ablegt, das
der Beſcheidenheit dieſes Mannes Ehre macht.
Das wahre Deutſch unſrer Vaͤter geht auch
zu ſehr von dem Latein ab; als daß ſie neben
einander ſeyn koͤnnten. Unſre Seele bauet,
mit Montagne zu reden, dieſe Stockwerke
uͤber einander, und welches ſoll das unterſte
von allen, und die Grundlage ſeyn? — Eine
fremde, oder die Mutterſprache? — Die
letztere ohne Zweifel; oder ſie muß das Joch
der Lateiniſchen tragen.
Wenn man nun dieſe Winke verfolgt, und
die Geſchichte der deutſchen Sprache durch-
gehet: ſollte es ſo gar fremde ſeyn, daß ſie
durch
* Litt. Br. Th. 13. p. 120.
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/42>, abgerufen am 03.12.2024.
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