Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.ist bildend für das Genie; weil sie es aber So bald wir aber die Alten loben, anbe- betrach- * Jch führe dies Exempel an, weil man den gu-
ten Young in Deutschland förmlich widerlegt hat: s. Rambachs Sendschreiben über die Fra- ge, ob das Lesen der Alten an dem Mangel der Originalscribenten Schuld sey. iſt bildend fuͤr das Genie; weil ſie es aber So bald wir aber die Alten loben, anbe- betrach- * Jch fuͤhre dies Exempel an, weil man den gu-
ten Young in Deutſchland foͤrmlich widerlegt hat: ſ. Rambachs Sendſchreiben uͤber die Fra- ge, ob das Leſen der Alten an dem Mangel der Originalſcribenten Schuld ſey. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0053" n="45"/> iſt bildend fuͤr das Genie; weil ſie es aber<lb/> auch ſehr oft unterdruͤckt; weil die, ſo die Al-<lb/> ten in ihrem Glanze kennen, oft auch von ih-<lb/> nen geblendet werden; ſo hat <hi rendition="#fr">Young</hi> in ſei-<lb/> ner Schrift von Originalwerken <note place="foot" n="*">Jch fuͤhre dies Exempel an, weil man den gu-<lb/> ten <hi rendition="#fr">Young</hi> in Deutſchland foͤrmlich widerlegt<lb/> hat: ſ. Rambachs Sendſchreiben uͤber die Fra-<lb/> ge, ob das Leſen der Alten an dem Mangel<lb/> der Originalſcribenten Schuld ſey.</note> Recht,<lb/> daß meiſtens das Leſen der Alten ſchaͤdlich<lb/> wird; er hat Recht, ohne doch daß das Le-<lb/> ſen der Alten auch nur im geringſten Stuͤcke<lb/> deswegen abzuſchaffen waͤre. — Es erfordert<lb/> noch eine eigne und ſorgfaͤltigere Betrachtung;<lb/> ob dieſer Schade nicht unter ſo vielen großen<lb/> Nutzen verſchwinde, ob wir denn Original-<lb/> koͤpfe ſo noͤthig brauchen, wie fern ſie heute<lb/> zu Tage moͤglich und zu hoffen ſind u. ſ. w.</p><lb/> <p>So bald wir aber die Alten loben, anbe-<lb/> ten, und knechtiſch nachahmen, weil ſie Alte<lb/> ſind: ſo bald man von ihnen abborget, oder<lb/> ſie beſtiehlt, weil man alsdenn eine neue An-<lb/> tike, oder ein Moderner nach altem Geſchmack<lb/> wird: ſo iſt die Nachahmung unleidlich: man<lb/> <fw place="bottom" type="catch">betrach-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0053]
iſt bildend fuͤr das Genie; weil ſie es aber
auch ſehr oft unterdruͤckt; weil die, ſo die Al-
ten in ihrem Glanze kennen, oft auch von ih-
nen geblendet werden; ſo hat Young in ſei-
ner Schrift von Originalwerken * Recht,
daß meiſtens das Leſen der Alten ſchaͤdlich
wird; er hat Recht, ohne doch daß das Le-
ſen der Alten auch nur im geringſten Stuͤcke
deswegen abzuſchaffen waͤre. — Es erfordert
noch eine eigne und ſorgfaͤltigere Betrachtung;
ob dieſer Schade nicht unter ſo vielen großen
Nutzen verſchwinde, ob wir denn Original-
koͤpfe ſo noͤthig brauchen, wie fern ſie heute
zu Tage moͤglich und zu hoffen ſind u. ſ. w.
So bald wir aber die Alten loben, anbe-
ten, und knechtiſch nachahmen, weil ſie Alte
ſind: ſo bald man von ihnen abborget, oder
ſie beſtiehlt, weil man alsdenn eine neue An-
tike, oder ein Moderner nach altem Geſchmack
wird: ſo iſt die Nachahmung unleidlich: man
betrach-
* Jch fuͤhre dies Exempel an, weil man den gu-
ten Young in Deutſchland foͤrmlich widerlegt
hat: ſ. Rambachs Sendſchreiben uͤber die Fra-
ge, ob das Leſen der Alten an dem Mangel
der Originalſcribenten Schuld ſey.
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