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[Herder, Johann Gottfried von]: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. [Riga], 1774.

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IV. Also von einigen der berühmtesten Mit-
tel,
die, die Ehre unsers Jahrhunderts! den
schöpferischen Plan haben, "Menschheit zu
"bilden" -- Ein Wort! Wir kommen damit
wenigstens zu einer sehr praktischen Seite des
Buchs.

Jst nicht vom Anfange an, vergebens ge-
schrieben, so sieht man Bildung und Fort-
bildung einer Nation
ist nie anders als ein
Werk des Schicksals: Resultat tausend mit-
würkender Ursachen,
gleichsam des ganzen
Elements, in dem sie leben.
Und ist dies,
was für ein Kinderspiel, diese Bildung blos
in und durch einige hellere Jdeen zu setzen,
worauf man fast von Wiederherstellung der
Wissenschaften her trabet! dies Buch, dieser
Autor, diese Menge von Büchern soll bilden;
das ganze Resultat derselben, die Philosophie
unsers Jahrhunderts soll bilden -- was hieße
das anders, als die Neigungen wecken oder
stärken, durch die die Menschheit beseligt
wird -- und welche Kluft, das dies gesche-
he! Jdeen geben eigentlich nur Jdeen: meh-
rere Helle, Richtigkeit und Ordnung zu den-
ken
-- das ist aber auch alles, worauf man
gewiß rechnen kann: denn wie sich das alles

nun


IV. Alſo von einigen der beruͤhmteſten Mit-
tel,
die, die Ehre unſers Jahrhunderts! den
ſchoͤpferiſchen Plan haben, „Menſchheit zu
bilden„ — Ein Wort! Wir kommen damit
wenigſtens zu einer ſehr praktiſchen Seite des
Buchs.

Jſt nicht vom Anfange an, vergebens ge-
ſchrieben, ſo ſieht man Bildung und Fort-
bildung einer Nation
iſt nie anders als ein
Werk des Schickſals: Reſultat tauſend mit-
wuͤrkender Urſachen,
gleichſam des ganzen
Elements, in dem ſie leben.
Und iſt dies,
was fuͤr ein Kinderſpiel, dieſe Bildung blos
in und durch einige hellere Jdeen zu ſetzen,
worauf man faſt von Wiederherſtellung der
Wiſſenſchaften her trabet! dies Buch, dieſer
Autor, dieſe Menge von Buͤchern ſoll bilden;
das ganze Reſultat derſelben, die Philoſophie
unſers Jahrhunderts ſoll bilden — was hieße
das anders, als die Neigungen wecken oder
ſtaͤrken, durch die die Menſchheit beſeligt
wird — und welche Kluft, das dies geſche-
he! Jdeen geben eigentlich nur Jdeen: meh-
rere Helle, Richtigkeit und Ordnung zu den-
ken
— das iſt aber auch alles, worauf man
gewiß rechnen kann: denn wie ſich das alles

nun
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[108/0112] IV. Alſo von einigen der beruͤhmteſten Mit- tel, die, die Ehre unſers Jahrhunderts! den ſchoͤpferiſchen Plan haben, „Menſchheit zu „bilden„ — Ein Wort! Wir kommen damit wenigſtens zu einer ſehr praktiſchen Seite des Buchs. Jſt nicht vom Anfange an, vergebens ge- ſchrieben, ſo ſieht man Bildung und Fort- bildung einer Nation iſt nie anders als ein Werk des Schickſals: Reſultat tauſend mit- wuͤrkender Urſachen, gleichſam des ganzen Elements, in dem ſie leben. Und iſt dies, was fuͤr ein Kinderſpiel, dieſe Bildung blos in und durch einige hellere Jdeen zu ſetzen, worauf man faſt von Wiederherſtellung der Wiſſenſchaften her trabet! dies Buch, dieſer Autor, dieſe Menge von Buͤchern ſoll bilden; das ganze Reſultat derſelben, die Philoſophie unſers Jahrhunderts ſoll bilden — was hieße das anders, als die Neigungen wecken oder ſtaͤrken, durch die die Menſchheit beſeligt wird — und welche Kluft, das dies geſche- he! Jdeen geben eigentlich nur Jdeen: meh- rere Helle, Richtigkeit und Ordnung zu den- ken — das iſt aber auch alles, worauf man gewiß rechnen kann: denn wie ſich das alles nun

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Zitationshilfe: [Herder, Johann Gottfried von]: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. [Riga], 1774, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_philosophie_1774/112>, abgerufen am 24.11.2024.