[Herder, Johann Gottfried von]: Plastik. Riga u. a., 1778.Das Leuchten des Angesichts zeigt sich in- Jch bin zu einfältig, um Philosophische und dachung,
Das Leuchten des Angeſichts zeigt ſich in- Jch bin zu einfaͤltig, um Philoſophiſche und dachung,
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Das Leuchten des Angeſichts zeigt ſich in-
ſonderheit auf der Stirn: da wohnet Licht,
da wohnet Freude: da wohnt dunkler Kum-
mer und Angſt und Dummheit und Unwiſſen-
heit und Bosheit. Kurz, wenn wir Geſin-
nung des Menſchen im reinſten Verſtande,
(ſo fein ſie weder blos Sinn, noch ſchon Cha-
rakter iſt) meinen, ſo iſt, glaube ich, dieſes
die leuchtende eherne Tafel.
Jch bin zu einfaͤltig, um Philoſophiſche und
Dichteriſche, Politiſch herrſchende oder Politiſch
dienende Stirnen zu ſondern oder ins Kabinet
zu reihen; aber das weiß ich nicht, wie je ei-
nem Anblickenden Eine Stirn gleichguͤltig ſeyn
kann. Hinter dieſer Spaniſchen Wand ſingen
doch einmal alle Grazien oder hammern alle Cy-
klopen, und ſie iſt von der Natur offenbar ſelbſt
gebildet, daß ſie das Angeſicht ſolle leuchten
laſſen oder verdunkeln. Jm obern Theile der
Stirn zeigt ſich unſtreitig entweder jene Stiers-
dummheit, die von Natur ein Brett hat und
nachher ſo oft eherne Mauer genannt wird: jene
Buckeln und Knoten, wie auf Cuchullins oder
Achilles Schilde, nur daß er, vielleicht zwar
ein geerbter Vaͤterſchild, aber nicht mit der Fi-
gurenwelt Vulkanus prangen moͤchte: oft ein
biceps Parnaſſus, auf dem leicht zu ſchlummern
iſt, wenn man drauf iſt. Oder jene flache Auf-
dachung,
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