[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.Ein Fähndrich warf das Banner hin und floh, Und hat sein Heer, halb siegreich schon, verlassen. Ich aber frage angsterfüllet: Wo, Wo darf ich ferner lieben oder hassen? Ein Lied, begeistert, traurig oder froh -- Am Ende wird's ein Spottlied auf den Gassen! Das wie ein Held gepanzert vorwärts drang, Dein Lied, auch Deines, wär' der Lüge Klang? O, sage: Nein! O, sage jenen Flachen,
Daß ewig Deiner Seele sie nicht wert! Die Freiheit träumte jüngst noch vom Erwachen, Als Du ein "neues Ostern" uns bescheert -- Behalt' das Ruder! steure fort den Nachen, Blitz' durch die Finsterniß mit Deinem Schwert! Du wolltest in dem Rath der Spötter stehen? Ich will Dich lieber auf dem Munkatsch sehen! Ein Fähndrich warf das Banner hin und floh, Und hat ſein Heer, halb ſiegreich ſchon, verlaſſen. Ich aber frage angſterfüllet: Wo, Wo darf ich ferner lieben oder haſſen? Ein Lied, begeiſtert, traurig oder froh — Am Ende wird's ein Spottlied auf den Gaſſen! Das wie ein Held gepanzert vorwärts drang, Dein Lied, auch Deines, wär' der Lüge Klang? O, ſage: Nein! O, ſage jenen Flachen,
Daß ewig Deiner Seele ſie nicht wert! Die Freiheit träumte jüngſt noch vom Erwachen, Als Du ein „neues Oſtern“ uns beſcheert — Behalt' das Ruder! ſteure fort den Nachen, Blitz' durch die Finſterniß mit Deinem Schwert! Du wollteſt in dem Rath der Spötter ſtehen? Ich will Dich lieber auf dem Munkatſch ſehen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0093" n="87"/> <lg n="2"> <l>Ein Fähndrich warf das Banner hin und floh,</l><lb/> <l>Und hat ſein Heer, halb ſiegreich ſchon, verlaſſen.</l><lb/> <l>Ich aber frage angſterfüllet: Wo,</l><lb/> <l>Wo darf ich ferner lieben oder haſſen?</l><lb/> <l>Ein Lied, begeiſtert, traurig oder froh —</l><lb/> <l>Am Ende wird's ein Spottlied auf den Gaſſen!</l><lb/> <l>Das wie ein Held gepanzert vorwärts drang,</l><lb/> <l>Dein Lied, auch Deines, wär' der <hi rendition="#g">Lüge</hi> Klang?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>O, ſage: Nein! O, ſage jenen Flachen,</l><lb/> <l>Daß ewig Deiner Seele ſie nicht wert!</l><lb/> <l>Die Freiheit träumte jüngſt noch vom Erwachen,</l><lb/> <l>Als Du ein „neues Oſtern“ uns beſcheert —</l><lb/> <l>Behalt' das Ruder! ſteure fort den Nachen,</l><lb/> <l>Blitz' durch die Finſterniß mit Deinem Schwert!</l><lb/> <l>Du wollteſt in dem Rath der Spötter ſtehen?</l><lb/> <l>Ich will Dich lieber auf dem Munkatſch ſehen!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [87/0093]
Ein Fähndrich warf das Banner hin und floh,
Und hat ſein Heer, halb ſiegreich ſchon, verlaſſen.
Ich aber frage angſterfüllet: Wo,
Wo darf ich ferner lieben oder haſſen?
Ein Lied, begeiſtert, traurig oder froh —
Am Ende wird's ein Spottlied auf den Gaſſen!
Das wie ein Held gepanzert vorwärts drang,
Dein Lied, auch Deines, wär' der Lüge Klang?
O, ſage: Nein! O, ſage jenen Flachen,
Daß ewig Deiner Seele ſie nicht wert!
Die Freiheit träumte jüngſt noch vom Erwachen,
Als Du ein „neues Oſtern“ uns beſcheert —
Behalt' das Ruder! ſteure fort den Nachen,
Blitz' durch die Finſterniß mit Deinem Schwert!
Du wollteſt in dem Rath der Spötter ſtehen?
Ich will Dich lieber auf dem Munkatſch ſehen!
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/93>, abgerufen am 16.07.2024. |